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Was man in Bonn auf keinen Fall verpassen darf? Die Kirschblüte!
Dihetbo/ Shutterstock.com

48 Stunden in Bonn

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Ralf Johnen

Von 1949 bis 1990 war Bonn Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesregierung lenkte ihre Geschäfte bis 1999 vom Rhein. Bonn hat seine Rolle auf sympathische Weise angenommen. Die Stadt galt als liebenswert und lebenswert, aber auch als leise, bescheiden und freundlich. So wie es der Rest der Welt erwartete. 

Doch ehrlich ist ehrlich: Auch wenn Politiker, Diplomaten, Beamte und Journalisten sich in Bonn fast alle wohlfühlten, so galt die Stadt am Rhein doch auch als ziemlich verschlafen. Zwar wird die Bundesstadt, wie sie sich heute stolz nennt, nie mit den Sehenswürdigkeiten von Städten wie Paris, London oder auch nur Brüssel oder Amsterdam mithalten können. Doch Bonn hat sich gemacht. 

Daher haben wir die Stadt als erste Station für unsere neue Serie „48 Stunden in“ auserkoren. Dies hat Autor Ralf Johnen bei seinem Besuch sehr deutlich festgestellt. Er hat den direkten Vergleich, denn er ist in Bonn aufgewachsen. Nun nimmt er uns mit auf eine Tour durch Bonn und zeigt uns die Sehenswürdigkeiten und Fotospots der Stadt.

Menschen vor dem Bonner Hauptbahnhof
Aliaksandr Antanovich/ Shutterstock.com

Tag 1

12 Uhr: Ankunft am Hauptbahnhof

Der gerade modernisierte Bahnhof ist für eine Stadt mit fast 350 000 Einwohnern klein. Uns erinnert er mehr an Modelleisenbahn als an eine Großstadt. Charmant. 

13 Uhr: Beethovenhaus

Bonn mag mehrere bekannte Menschen hervorgebracht haben. Niemand aber kann es Ludwig van Beethoven (1770–1829) aufnehmen. Sein Geburtshaus in der Bonngasse steht denn auch oben auf der „bucket list“ fast aller Besucher. Das Haus atmet Geschichte. Dank des behutsam erhaltenen Ambientes. Noch mehr aber wegen der mehr als 100 Exponate, die eng mit dem Komponisten in Verbindung stehen. Darunter Beethovens letzter Flügel und das berühmte Porträt von Joseph Karl Stieler. Das Gemälde hat auch Andy Warhol für seine Adaptionen verwendet. Es hat wesentlich zum Gegenwartsbild Beethovens beigetragen. Sehr gut gefällt uns auch seine Dienst-Bratsche – und sei es nur wegen des extravaganten Wortes. 

14.30 Uhr: Bummel durch die Innenstadt

Die Bonner Innenstadt ist überschaubar. Vom Beethovenhaus schlendern wir die Bonngasse hinauf zum Marktplatz, der in Bonn immer noch seine ursprüngliche Funktion ausübt. Am Südende ruht das historische Rathaus. Auf dessen Treppen haben fast alle namhaften Politiker und Staatschefs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Kameras gewinkt. Am Nordende des Marktplatzes nimmt die Sternstraße ihren Lauf, die mit ihren zwei- bis dreistöckigen Häuschen an vergangene Zeiten erinnert. 

Innenstadt in Bonn
Reinhart Julian

16.30 Uhr: Botanischer Garten 

Wir freuen uns auf die Poppelsdorfer Allee. Die Prachtstraße führt vom Bahnhof zum Poppelsdorfer Schloss. Das gesamte Ensemble stammt aus der Zeit der Kurfürsten. Neben dem Schloss, das überwiegend von der Universität genutzt wird, lockt der Botanische Garten als eine der Sehenswürdigkeiten von Bonn. Der alte Baumbestand des Hortus bürgt für schattige Plätzchen. Perfekt zum Lesen und Chillen. Vor dem Schloss eine Filiale des Café Faßbender zu Tisch. 

Poppelsdorfer Schloss am Ende der Poppelsdorfer Allee in Bonn
P Gregory/ Shutterstock.com

17.30 Uhr: Südstadt 

Die Bonner Südstadt wird bis heute nicht als klassische Sehenswürdigkeit gelistet. Dabei besitzt das auf der Westseite der Bahnlinie gelegene Viertel eine Qualität, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Südstadt beherbergt eines der größten zusammenhängenden Ensembles von Gründerzeithäusern Deutschlands. 

Kirschblüte in der Bonner Südstadt
Vincent Fox

Eine schöne Route führt durch den Venusbergweg links in die Schlossstraße, dann rechts in die Argelanderstraße, wieder nach rechts in die Blücherstraße und nochmal rechts durch den Jagdweg in die Kurfürstenstraße. Es ist ein schwelgerischer Spaziergang. Leider ohne ein öffentlich zugängliches Musterhaus, das Einblick in das Leben gewährt, wie es sich in den mit vielen Jugendstildetails verzierten Bauten abspielt.

19 Uhr: Biergarten am Alten Zoll

Für viele der schönste Ort der Stadt: Wer einen Platz unter der mächtigen Platane findet, blickt auf den Rhein, das ehemalige Regierungsviertel und das dahinter liegende Siebengebirge. Das Bier kommt meist zügig vom Fass. Die Küche allerdings ist nicht für kulinarische Sternstunden bekannt.

Blick auf das Bundesviertel in Bonn
saiko3p/ Shutterstock.com

20.30 Uhr: Abendessen auf Südafrikanisch

Nur ein paar Schritte entfernt, essen wir bei Protea zu Abend. Gute Küche nach südafrikanischem Vorbild mit Weinen aus ebendiesem Land. 


Tag 2

9.30 Uhr: Rhein

Wir laufen zum Rheinufer. Hier steht uns ein klassischer Spaziergang bevor. Auf dem von Kopflinden gesäumten Uferweg bewegen wir uns in Richtung Süden. Dabei haben wir die Bonner Skyline im Blick. Die besteht im Wesentlichen aus dem Post-Tower von Helmut Jahn und dem Langen Eugen, der früher als Abgeordnetenhochhaus bekannt war. 

11 Uhr: Regierungsviertel

Als wir im Regierungsviertel ankommen, beschleicht uns eine unausweichliche Nostalgie. Diese wird vom Weg der Demokratie weiter beflügelt. Dabei handelt es sich um eine Wanderstrecke, die an den vielen Wirkungsstätten der Bonner Republik vorbeiführt. Villa Hammerschmidt, Wasserwerk, Plenarsaal, Palais Schaumburg und noch Dutzend weitere. Vor Ort klären Schautafeln über die Bedeutung der Bauten auf. Wir sind so darin versunken, dass wir jeden Moment damit rechnen, die wuchtige Silhouette Helmut Kohls zu erblicken.   

Villa Hammerschmidt ist eine der Sehenswürdigkeiten in Bonn
Wolfgang Zwanzger/ Shutterstock.com

13.30 Uhr: Haus der Geschichte

Krönender Abschluss der nostalgischen Stunden ist der Besuch im Haus der Geschichte. Das Museum für Zeitgeschichte dokumentiert die jüngere Historie der Republik auf lehrreiche und unterhaltsame Weise. Adenauers Mercedes findet darin ebenso Platz wie ein Trabant aus der DDR. Willy Brandts Nobelpreisurkunde duldet eine Dokumentation über den Fernsehdauerbrenner „Die Lindenstraße“. 

15 Uhr: Bonner Bogen 

Vom Haus der Geschichten nehmen wir die Linie 66 (ja, Bonn hat eine U-Bahn!) nach Ramersdorf. Von dort gehen wir zum gelungensten städtebaulichen Projekt der jüngeren Vergangenheit, dem Bonner Bogen. Auf einem ehemaligen Fabrikgelände buhlen in bester Lage auffällige Neubauten um Aufmerksamkeit. Allen voran das durchaus schrille Kameha Hotel, das mit dem Yunico das beste japanische Restaurant weit und breit beherbergt. Wir entscheiden uns für einen Snack in der bodenständigeren Rohmühle. Die Küchenleistung kann leider nicht mit dem Ausblick mithalten. 

Blick auf das Kameha Hotel und den Bonner Bogen
Ralf Johnen

16.25 Uhr: An Bord der Moby Dick

Nun freuen wir uns auf das nächste Highlight. Das walfischförmige Ausflugsboot Moby Dick bringt uns ab dem Haltepunkt Bonner Bogen nach Königswinter, wo wir einen Moment damit liebäugeln, den Drachenfels zu erklimmen. Letztlich aber bleiben wir an Bord, denn das Boot nimmt postwendend Kurs auf den Alten Zoll, wo wir um 18 Uhr eintreffen. 

Schloss Drachenburg auf dem Drachenfels in Königswinter
saiko3p/ Shutterstock.com

18.15 Uhr: Biergarten Schänzchen

Den gemütlichen Teil des Tages leiten wir diesmal im Biergarten Schänzchen ein. Hier fließt bajuwarischer Gerstensaft in Halbliterkrügen aus dem Zapfhahn. Nach einem Durstlöscher bewegen wir uns hinüber in die nahe Altstadt. 

19.30 Uhr: Altstadt

Manche Dinge hätten wir nicht erwartet, als wir in Bonn aufgewachsen sind. Der Umzug der Bundesregierung aber schien immer noch deutlich wahrscheinlicher als der Aufstieg der Altstadt zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Bonn für Asiaten. Zwar werden die Straßen des früher durch und durch studentischen Viertels schon lange von Kirschbäumen flankiert. Doch erst seit Anbruch des Social-Media-Zeitalters fliegen massenweise Asiaten ein, um Zeuge dieses Schauspiels zu sein. Immer dann werden Heer-, Max- und Breite Straße zu „Blossom Streets“. In den 50 Wochen pro Jahr, in denen die Bäume keine zartrosa Blüten tragen, geht es etwas beschaulicher zu.

20.30 Uhr: Strandhaus

Im Strandhaus dinieren wir vorzüglich. Es ist das vielleicht beste Restaurant der Kategorie „gehoben aber ungezwungen“. Gekocht wird auf kreative Weise neudeutsch mit ein paar asiatischen und mediterranen Einflüssen. 

22.30 Uhr: Bla Bla 

Das Nachtleben ist wohl auch heute noch nicht die größte Stärke Bonns. Köln ist in dieser Hinsicht einfach übermächtig. Dennoch freuen wir uns auf einen Absacker in einer Punkruck-Institution: dem Bla. Früher haben wir in dichtem Zigarettenrauch weite Teile unserer Nächte hier verbracht. Aber das ist eine andere Geschichte. Deutlich folkloristischer ist das Brauhaus Bönnsch, das sich mit seiner eigenen Interpretation des Kölsch einen Namen gemacht hat. 


Tag 3

9.30 Uhr: Zeit für ein Museum 

Noch eines von drei Museen vor der Abreise. Die Bundeskunsthalle ist für Blockbuster-Ausstellungen von der Frühgeschichte über Mode bis zu Gegenwartskunst bekannt. Das August-Macke-Haus widmet sich dem Werk des Expressionisten (1887– 1914), der vier Jahre seines kurzen Lebens in Bonn verbracht hat. Und das Museum König ist ein Ausstellungshaus für historische Zoologie, das seinesgleichen sucht in Deutschland. 


Informationen

Die Redaktion hat das Programm für ein moderates Reisebudget zusammengestellt. Mit allen Eintrittsgeldern und Mahlzeiten kommt man mit weniger als 200 Euro p.P aus. Unter Umständen kann es günstiger sein, die Bonn-Card zu kaufen. Besitzer der Karte erhalten Ermäßigungen auf Eintritt, Sehenswürdigkeiten sowie freie Fahrt im Nahverkehr. Kosten für Hotels und Anreise sind nicht im Preis inbegriffen. 

Für Übernachtungen empfehlen wir in folgenden Kategorien:
– Luxuriös und abgefahren: Kameha Bonn
– Hip und ungewöhnlich: Basecamp
– Elegantes und familiär: Blues & Chutney
– Charmant und gut gelegen: Hotel Collegium Leoninum

Weitere Informationen über die Stadt und Sehenswürdigkeiten in Bonn findet ihr auf Region Bonn Rhein-Sieg oder Tourismus NRW.