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Das Augustinerbräu München ist eine von circa 7500 deutschen Bieren
Marius Oppel

Was ihr schon immer über deutsches Bier wissen wolltet

1516 wurde im bayerischen Ingolstadt das Reinheitsgebot für Bier verkündet. Es schreibt vor, dass zum Brauen nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen. Das Reinheitsgebot für Bier steht für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste, heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. In Deutschland hat sich daraus über Jahrhunderte eine weltweit beachtete Braukunst entwickelt. Zehn Fakten über deutsches Bier, die ihr schon immer wissen wolltet.

1. Aber hallo! 7.500 Biermarken

Über 20 Jahre lang jeden Tag ein anderes Bier und ihr hättet längst nicht alle verschiedenen Biermarken Deutschlands probiert. Denn es sind insgesamt 7.500. Und um es euch noch schwerer zu machen: Jede Woche kommt mindestens ein neues Bier auf den Markt. Nirgendwo ist der Biermarkt so abwechslungsreich, in keinem anderen Land gibt es eine größere Auswahl mit und ohne Alkohol. 

Helles Lagerbier, eine der deutschen Biersorten
Illiya Vjestica

2. Der Süden hat die höchste Brauereidichte

Bayern liegt im Bundesländer-Vergleich mit 631 Braustätten (2021) deutlich an der Spitze. Dahinter folgen Baden-Württemberg mit 212 Braustätten auf Platz zwei und Nordrhein-Westfalen mit 143 Betrieben auf Platz drei, so das Statistische Bundesamt. Niedersachsen und Bremen liegen mit insgesamt 85 Braustätten auf Platz vier. Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie der Freistaat Sachsen teilen sich mit je 79 Betrieben den fünften Platz.

Deutsche Bierbrauerei im Süden des Landes
Andre Klimke

3. Deutsche Braukunst ist Kulturerbe

Das handwerkliche Bierbrauen zählt seit März 2020 zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands.

Vor allem die regionale Verwurzelung des Bierbrauens führt zu einer engen Bindung der Menschen, die durch gemeinschaftliche Rituale wie Feste, Stammtische sowie durch Vereine noch verstärkt wird,

so das Komitee in seiner Begründung.

4. Ohne Alkohol ist’s auch lecker

Alkoholfreie Biere und Biermischgetränke sind in den vergangenen Jahren in Deutschland immer beliebter geworden. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt – auf gut 680 Millionen Liter im Jahr 2021. Der Brauer-Bund rechnet damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird. Mittlerweile gibt es bundesweit mehr als 800 verschiedene alkoholfreie Bier-Marken. Eine Umfrage des Brauer-Bundes hat gezeigt, dass Verbraucher bei den Alkoholfreien besonders den guten Geschmack, die geringe Kalorienzahl sowie die Verwendung ausschließlich natürlicher Rohstoffe schätzen.

Neben klassischen Sorten wie Pils, Weizenbier oder Radler werden in Deutschland immer mehr regionale Spezialitäten wie Kölsch und Alt und auch besondere Biersorten wie z.B. India Pale Ale als alkoholfreie Varianten gebraut.

5. Und welche Sorte ist am beliebtesten?

Die beliebteste Biersorte der Deutschen ist mit einem Marktanteil von weiterhin rund 50 Prozent das Pils

Nahaufnahme Pils, das beliebteste deutsche Bier
Luiz Felipe

6. Mann und Frau die Geschmäcker sind verschieden

Während besonders Männer häufig Pils bevorzugen, haben das Helle und alkoholfreie Biere mehr weibliche Fans, fand INSA in einer Umfrage heraus. Pils nannten 46 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen als ihre beliebteste Biersorte. Das Helle bevorzugten 11 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen. Noch größer ist der Unterschied beim alkoholfreien Bier: Diese Sorte gaben 9 Prozent der Männer, aber 14 Prozent der Frauen als beliebteste an.

Frau hält Bier aus Münchener Hofbauerei in die Kamera
Monica Di Loxley

7. Der Brauer-Beruf wird immer beliebter

Die deutsche Brauausbildung genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Junge Menschen aus der ganzen Welt besuchen die deutschen Brauuniversitäten in Berlin und München oder absolvieren eine Ausbildung an den verschiedenen Fachhochschulen und Meisterschulen. Vor allem die Kombination aus handwerklichem und technischem Können sowie die Kenntnisse über biologische und chemische Prozesse begeistern immer mehr Menschen für diesen Beruf: Im aktuellen Ausbildungsjahr 2021/2022 starteten laut Bundesagentur für Arbeit mehr als 400 angehende Brauerinnen und Brauer ihre dreijährige Ausbildung.

Dass Deutschland gerade eine Renaissance des Bieres und Brauens erlebt, wird auch daran deutlich, dass sowohl die Zahl der Heim- und Hobbybrauer als auch die Gemeinschaft der ausgebildeten Biersommeliers in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist.

Deutsches Bier wird gezapft
Julian Hochgesang

8. Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Die Corona-Pandemie hat auch im Jahr 2021 zu massiven Einbußen für die deutsche Brauwirtschaft geführt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ging der Inlandsabsatz im Vergleich zum Rekordminus des Vorjahres nochmals um 3,4 Prozent auf 7 Milliarden Liter zurück. Für die meisten Brauereien in Deutschland hat die Corona-Krise massive Auswirkungen. Schließlich sind sie enge Partner des Gastgewerbes. Und hat die Kneipe zu, wird auch kein Bier verkauft.

Ähnliches gilt natürlich auch für Großveranstaltungen. Durch die mittlerweile umgesetzten Lockerungen der Corona-Maßnahmen erhält die Brauwirtschaft nun endlich wieder eine Perspektive. Die Betriebe hoffen, dass damit für sie eine der – im wahrsten Sinne des Wortes – längsten Durststrecken ihrer Geschichte endet.

Fassade eines geschlossenen Biergartens während der Corona Pandemie
Max Bohme

9. Craft-Bier made in Germany

Craft-Biere sind zumeist sehr aromaintensive Biere, bei denen größere Hopfenmengen sowie oftmals auch neue Aromahopfen-Sorten oder spezielle Malze zum Einsatz kommen. Diese von Regionalität und Experimentierfreude geprägten Biere werden meist nur in kleineren Mengen hergestellt und oft direkt vor Ort in Braugaststätten und Bars ausgeschenkt. Mit ihren kreativen Ideen und immer neuen Varianten gelingen den Craft-Bier-Brauern sehr genussvolle und überraschende Biere. Wenngleich der Marktanteil der Craft-Biere in Deutschland bisher nur bei rund einem Prozent liegt, dokumentiert die Nachfrage nach diesen Bieren doch das wachsende Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an Biervielfalt und am Brauhandwerk.

10. Regionale Spezialitäten und alte Rezepturen im Trend

Marktforschungen zeigen, dass regionale Spezialitäten wie Landbiere, Sauerbiere oder Kellerbiere, die zum Teil auf alten oder neu interpretierten Rezepturen beruhen, in der Gunst der Verbraucher steigen. Ein Beispiel hierfür ist die Berliner Weisse – das bereits von Napoleons Truppen als Champagner des Nordens“ bewunderte Sauerbier. Mit wiedergezüchteten wilden Hefen begeistert es Bierkennerinnen und Bierkenner nicht nur in der Hauptstadtregion.

Ein weiteres Beispiel ist das ungefilterte Keller- oder auch sogenannte Zwicklbier, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Als Zwicklbier wurde ursprünglich die Probe bezeichnet, die der Braumeister vor dem Filtern aus dem Lagertank entnommen hat. Heutzutage wird es von zahlreichen Brauereien in ganz Deutschland als Bierspezialität angeboten.

Zwicklbier, ein Bier, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut
Patrick Pahlke