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Strand auf Usedom
Foto: Matthias Pens/unsplash

Usedom fünf Mal ungewöhnlich

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Simone Sever

Die zweitgrößte Insel Deutschlands gilt nicht nur als eines der sonnenreichsten Fleckchen der Republik, sondern ist auch ein Inselparadies mit Chillfaktor. Wer Sonne, Sand, Strand und Wasser sucht, ist auf Usedom richtig. Zudem warten einige kulturelle und kulinarische Schätze auf Urlauber. Autorin Simone Sever hat sich die Ostseeinsel mal genauer angesehen und ist auf den Geschmack gekommen.

Die Wellen rauschen sanft. Die Füße stecken tief im warmen Sommersand. Der Wind fegt durch das Haar. Die Möwen schreien im Blau des wolkenlosen Himmels. Willkommen im Bilderbuchurlaub des sommerlichen Insellebens, willkommen auf Usedom. Wer hier auf diesem Nordeiland allerdings den ganzen Tag am Strand verweilt, der wird der Insel keinesfalls gerecht. Denn Usedom ist ein echtes kulturelles Rundumpaket. Glaubt ihr nicht? Nun, hier kommen die Beweise.

Auf Usedom spielt die Musik

Ob Klassik oder Jazz, Gesang oder Orchester. Die Musik nimmt auf Usedom bereits seit 1994 Platz an den außergewöhnlichsten Orten. So wird beim Usedomer Musikfestival drei Wochen lang von September bis Oktober am Strand, in stimmungsvollen Kirchen, in malerischen Schlössern, prachtvollen Bauten der Kaiserbäder oder in Mecklenburg-Vorpommerns größtem Industriedenkmal in Peenemünde aufgespielt. Immer mit einem Länderschwerpunkt, der sich die musikalische Vielfalt des europäischen Nordens zur Aufgabe gesetzt hat. Große Namen wie die Violinistin Anne-Sophie Mutter, der junge Pianist Jan Lisiecki oder der argentinisch-israelische Dirigent Daniel Barenboim sind ebenso zu Gast wie die Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs Jugend musiziert. Und das Programm des musikalischen Großereignisses hat jedes Jahr Überraschungen und Themen parat, die garantiert in den musikalischen Bann ziehen.

Konzert auf dem Usedomer Musikfestival
Foto: Simone Sever

So dürfen sich Besucher zum Eröffnungskonzert 2023 (16. September) auf Kristjan Järvi und Musikerinnen und Musiker des Baltic Sea Philharmonic freuen, die mit musikalischen Märchen und Mythen aus Lettland, Finnland und Russland den Zauber der Weißen Nächte beschwören. Lyrische Begegnungen verspricht das Trio Fabel mit Klarinette, Violoncello und Klavier sowie eine Hommage an Rachmaninow, der vor 150 Jahren geboren wurde. Dabei lauschen Gäste den Worten von Corinna Harfouch.

Logo des Usedomer Musikfestivals
Foto: Simone Sever

Das kann sich sehen lassen: Bäderarchitektur

Die Insel Usedom bietet eine wahre Zuckerbäckerarchitektur, die einem einfach so im Vorbeigehen präsentiert wird. Wer sich zum Spaziergang entlang der drei Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin aufmacht, der wird sich an herrschaftlichen Bauten des weltweit größten zusammenhängenden Ensembles erhaltener Bäderarchitektur erfreuen können. Es ist ein bisschen wie eine Zeitreise, kann man sich doch bestens vorstellen, wie hier die Damen und Herren der Gesellschaft die Sommerfrische genossen.

Das Zinnowitz-Bad auf Usedom
Foto: TMV/Gohlke

Heute sind viele der einstigen Sommerresidenzen in liebevoller Detailarbeit restauriert und beherbergen Hotels oder Appartementhäuser. Lust, einen Blick auf die schönen Prachtbauten zu werfen? Dann startet euren Spaziergang am besten an der Seebrücke Ahlbeck. Sie wurde bereits im Jahr 1898 erbaut und ist somit die älteste Seebrücke Deutschlands. Und vielleicht lest ihr vorher das Buch Die Kaiserbäder auf Usedom: Ein Vorort Berlins von Birgit Jochens, das einen faszinierenden Einblick in diese schillernde Epoche gewährt.

Bäderarchitektur auf Usedom
Foto: Simone Sever

Industriedenkmal: Werksgelände Peenemünde

Von 1936 bis 1945 waren die Versuchsanstalten Peenemünde das größte militärische Forschungszentrum Europas. Bis zu 12.000 Menschen arbeiteten hier an neuartigen Waffensystemen, wie etwa dem weltweit ersten Marschflugkörper und der ersten funktionierenden Großrakete. Als Terrorwaffen gegen die Zivilbevölkerung konzipiert, wurden sie größtenteils von Zwangsarbeitern gefertigt und gelangten ab 1944 als »Vergeltungswaffen« zum Einsatz im Zweiten Weltkrieg. Das Heute stellt sich ganz anders dar, denn das Historisch-Technische Museum Peenemünde erlaubt nicht nur einen Rückblick in die Zeit der Entstehung und Nutzung dieser Waffen, sondern ist zudem als größter Konzertsaal für das Usedomer Musikfestival ein Ort, an dem eine ganz neue, positive und beschwingende Energie erzeugt wird.

Eine V2-Rakete in Peenemünde auf Usedom
Foto: Philipp Butz

Kunst: Von Wolgast nach Hamburg

Phillip Otto Runge war neben Caspar David Friedrich einer der bedeutendsten Maler der Frühromantik. Geboren wurde er in Wolgast, einer Kleinstadt auf dem Weg nach Usedom. Dort findet sich heute noch das Haus des Malers, in dem er am 23. Juli 1777 geboren wurde und das heute ein Museum ist. Zwar sind keine Originale des Künstlers im Haus zu sehen, sondern nur Fotografien seiner Werke, bei einer Führung durch die Räume des Hauses nebst Erklärungen zu den einzelnen Werken ergibt sich trotzdem ein interessantes Bild des Lebens des sensiblen Künstlers. Runge verstarb am 2. Dezember 1810 in Hamburg an Lungentuberkulose. Wer im Geburtshaus auf den Geschmack gekommen ist, dem sei auch der Besuch der Hamburger Kunsthalle empfohlen. Dort kann man die großformatigen Originale des Künstlers bestaunen.

Rathausplatz in Wolgast
Foto: TMV/Gohlke

Kulinarik: Sterneküche in Heringsdorf

Wer glaubt, dass es auf der Insel nur Fischbrötchen und Pommes gibt, der kennt das Kulmeck by Tom Wickboldt in Heringsdorf noch nicht. Im lässigen und Michelin-Stern gekrönten Restaurant wird mittwochs bis samstags ab 18 Uhr der Gaumen auf angenehmste Weise verwöhnt. Etwa mit Jakobsmuschel und Australischer Wintertrüffel mit Parmesan-Kruste, frischen Erbsen, Kalbskopfjus und Nussbutter oder Zarte Müritz Lammzunge mit Saubohnen-Sals, Jalapenos-Mayo, spicy Kartoffelpüree und Kalamata-Olive. Oder klingt Tatar vom Dänischen Kaisergranat Imperial Gold Kaviar, Kalamansi Gel, Avocadocrème und Beef Tea verlockender? Eines ist bereits beim Lesen des Menüs klar: Der Mann kann kochen, und das zelebriert Tom Wickboldt mit regionalen und saisonalen Zutaten und einer Finesse, die man sich bei einem Usedom-Aufenthalt keinesfalls entgehen lassen sollte. Weinliebhaber werden sich außerdem über ein Weinpairing freuen, das dem Ganzen die Krone aufsetzt. Bon Appetit!

Ein Gericht aus dem Restaurant Kulmeck auf Usedom
Foto: Kulmeck