Willkommen in Baden-Württemberg, wo Städte ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Mal blickt man auf ein reiches Erbe zurück. Dann wird es ganz grün oder quadratisch. Eines eint die Städte zwischen Kurpfalz und Breisgau: der Wille, Traditionelles zu bewahren und die Zukunft zu gestalten.
Baden-Baden
Das Erbe der kleinsten Metropole der Welt, der Kultur- und Bäderstadt Baden-Baden, ist so prägend, dass sie seit dem vergangenen Jahr zum Unesco-Welterbe „Bedeutende Kurstädte Europas“ zählt. Bereits vor 2.000 Jahren wussten die Römer die Heilkraft der zwölf Thermalquellen in „Aquae“ zu schätzen. Mit dem Aufblühen der europäischen Bäderkultur entwickelte sich Baden-Baden ab dem 18. Jahrhundert zur Stadt von Weltrang und Sommerhauptstadt Europas. Friedrichsbad, Casino oder Festspielhaus – das größte Opernhaus Deutschlands. Es gibt so viel zu sehen an der Oos.
Freiburg
Grün, grüner … das ist Freiburg. Das ökologische Denken entwickelte sich mit dem Widerstand gegen den Bau des Kernkraftwerks Wyhl in den 1970er-Jahren. 2010 ernannte die Deutsche Umwelthilfe die „Green City“ gar zur „Bundeshauptstadt im Klimaschutz“. Wer Freiburg besucht, sollte sich in Deutschlands südlichster Großstadt speziell zu den Nachhaltigkeits-Hotspots führen lassen, etwa den Ende der 1990er-Jahre entstandenen Stadtteil Vauban. Er gilt als Modellprojekt für eine nachhaltige und an ökologischen Zielen ausgerichtete Stadtentwicklung.
Heidelberg
Dass Heidelberg romantisch ist, ist bereits von Weitem sichtbar, thront schließlich die Schlossruine majestätisch über dem Neckar, an dem sich die idyllische Altstadt entlangzieht. Aber die Stadt ist auch ein bedeutender Wissenschaftsstandort. 1386 wurde Deutschlands erste Universität gegründet und über die Jahrhunderte akademischer Austausch gepflegt. Nun findet die Wissenschaft eine neue Heimat und zwar in der forschungsorientierten Bahnstadt, die auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs entsteht. Also, ab nach Heidelberg, wo Romantik längst nicht alles ist.
Heilbronn
Hier wird seit 1.250 Jahren Wein angebaut, was der Stadt am Neckar den Titel der ältesten Weinstadt Württembergs einbrachte. Zeit genug also für die Reben, sich Heilbronn einzuverleiben und es zum Zentrum des Württemberger Weinbaus zu machen. Zahlreiche Weinfeste, nicht zuletzt das elftägige Weindorf mit 400 verschiedenen Weinen, laden über das ganze Jahr ein, die guten Tropfen zu probieren. Und natürlich verstehen sich thematische Stadtführungen und Weinwanderungen von selbst, der nächste Weinberg ist schließlich nie weit.
Karlsruhe
1715 der Vision des Namensgebers Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach als „in Anlage und Geist offene Stadt“ entsprungen, hat sich Fächerstadt Karlsruhe ihre Kreativität bis heute bewahrt. Das Zentrum für Kunst und Medien gehört zu den wichtigsten Kulturinstitutionen weltweit. 2019 wurde Karlsruhe als „City of Media Arts“ in das „Creative Cities Network“ der Unesco aufgenommen, dessen Mitglieder sich in ihrer Stadtentwicklung der Kreativwirtschaft und Medienkunst verschreiben. Nicht nur Kultur- und Kreativschaffende sollten unbedingt im Quartier „Alter Schlachthof“ vorbeischauen.
Mannheim
144 Quadrate, praktisch, Mannheim oder wie der Slogan der Stadt verrät: Mannheim² – Mannheim im Quadrat. Warum? Weil bei der Grundsteinlegung 1606 Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz entsprechend den Idealen der Renaissance mit dem Schachbrettmuster auf ein antikes Stadtplanungsprinzip zurückgriff, das schon die Griechen anwandten. Genug der Gradlinigkeit? Dann wartet die zweitgrößte Barockschlossanlage Europas, die in ihrer Pracht die Vollendung der Mannheimer Planstadt vollkommen macht.
Pforzheim
Die römische Vergangenheit Pforzheims ist fast an jeder Ecke greifbar, schließlich ist Pforzheim eine der ältesten Gründungen im heutigen Baden-Württemberg. Der historische Name Portus bezeichnet den Ursprung der Siedlung, die die Römer etwa 90 n. Chr. errichteten: Eine Furt durch die Enz ermöglichte vom Legionslager in Straßburg ausgehend den weiteren Weg zum Limes nach Cannstatt. Heute können Funde aus jener Zeit im Archäologischen Museum Pforzheim besichtigt werden. Das Landgut „Villa Rustica“ gilt zudem als eine der am besten erhaltenen römischen Anlagen in Baden-Württemberg.
Stuttgart
Bei allem Wandel im Stadtbild lassen sich auch heute noch Spuren des alten Stuttgarts im Zentrum finden. Mit dem Schillerplatz etwa hat sich eine der bedeutendsten historischen Platzanlagen erhalten. Vor etwa 1.000 Jahren befand sich an dieser Stelle nämlich ein Teil des Pferdegestüts „Stutengarten“, das der Stadt ihren Namen gab. Eine der ersten Wohnanlagen Stuttgarts musste im 16. Jahrhundert zugunsten eines repräsentativen Platzes für das angrenzende Alte Schloss weichen. Und auch Schiller ist in Stuttgart. Bereits seit 1839 überwacht das erste Schillerdenkmal Deutschlands die mittelalterliche Anlage und heute schaut der Dichter auf das bunte Treiben des Wochen- und des Weihnachtsmarkts.
Ulm
Einmal im Jahr ist Ulm außer Rand und Band, wenn sich am Schwörmontag Bürgerinnen und Bürger am Weinhof, dem ältesten Platz der Stadt, vor dem Balkon des Schwörhauses versammeln. Dann legt das Stadtoberhaupt Rechenschaft ab und gelobt, „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“. Ist der Schwur einmal abgelegt, feiert die ganze Stadt, unter anderem beim „Nabada“, dem traditionellen Wasserumzug auf der Donau. Die Schwörtagstradition gehört übrigens seit 2021 zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco.