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Mann macht Yoga auf einem Stand-up Paddle auf einem See in Potsdam
Matthias Patzuda

Schwebend auf historischem Gewässer

SUP-Yoga auf dem Griebnitzsee

Text
Eileen Geibig

Auf dem Griebnitzsee können Wassersportler Geschichte atmen. Buchstäblich. Denn hier, wo vor dem Mauerfall die Grenze zwischen der DDR und West-Berlin lag, wird heute SUP-Yoga angeboten. Inneren Frieden finden an einem Ort, an dem ebenfalls Frieden eingekehrt ist – das muss ausprobiert werden!

Jetzt, wo ganz Deutschland im Stehen paddelt, war es nur eine Frage der Zeit, bis SUP-affine Yogis die Stehbretter zu schwimmenden Matten umfunktionieren – im Coronajahr mit seinen Herausforderungen für Yoga-Studios umso mehr.  

Das dachte auch Angelique Eichenseher, eine Trainerin aus Potsdam, die auf dem Griebnitzsee SUP-Yoga anbietet. Die Entdeckung der Langsamkeit auf dem Wasser, das Gefühl mit der Natur zu verschmelzen, den Wind im Gesicht zu spüren – all das faszinierte sie so, dass sie den See kurzerhand zum Kursraum im Freien umfunktionierte.

Bereits auf dem Weg zu einer kleinen windgeschützten Bucht breitet sich auf den Gesichtern der Schnupper-Stehyogis ein dickes Grinsen aus. Die breiten Boards sind stabil, lassen sich mühelos über den See manövrieren und geben uns ein sicheres Gefühl. 

In der Bucht angekommen, befestigen wir die Bretter aneinander und dürfen uns zur Einstimmung einmal ganz lang machen. Die Wellen des Sees wiegen uns wie Babys. Der Atem wird ruhig und ehe wir’s uns versehen, gleiten wir in eine tiefe Bauchatmung. 

Alles in Balance

Zwei Frauen auf SUPs paddeln über den idyllischen Griebnitzsee, Brandenburg
Eileen Geibig

Als Angelique uns ermuntert, die Hände ins kühle Nass fallen zu lassen, fühlt sich das ein wenig so an, als würde man dem See eine sanfte Umarmung geben.

Wie passend, denn wenn ein See Umarmungen gebrauchen kann, ist es dieser hier. Rund um die südlichen Ufer des Griebnitzsees zogen sich vor 1989 hermetische Sperranlagen, von Potsdam aus war er vor der Wende für DDR-Bürger nicht zugänglich. 

Heute können Berliner, Potsdamer und Gäste aus der ganzen Welt diese Naturoase gleichermaßen genießen. Na ja, zumindest solange niemand den Genuss stört. Wir entwickeln in unserer ersten Yoga-Stunde auf dem Paddle Board schnell eine kleine Aversion gegen Motorboote. Nicht nur wegen der nervigen Geräusche, auch wegen der Wellen.

Dass SUP Yoga die Balance mehr fordert als eine Stunde an Land, hatten wir fast geahnt. Aber dass der dreibeinige Hund wackliger anmutet, wenn in der Nähe Boote kreuzen und der Krieger zu einer einzigen Zitterpartie wird, überrascht uns dann doch. Angelique lächelt wissend und ermutigt uns, dran oder besser drauf zu bleiben.

Das Schöne am SUP-Yoga ist, dass wir unbewusst die Tiefenmuskulatur mit trainieren. Um die Asanas auf dem schwankenden Board auszuführen, ist Körperspannung viel wichtiger als an Land.

Angelique Eichenseher, Yoga-Lehrerin aus Potsdam

Und so verstreicht die Stunde mit allerlei Übungen im Sitzen, auf den Knien und im Vierfüßerstand wie im Fluge. Bei der Atementspannung am Ende der Stunde haben wir das Gefühl zu schweben. Im Hier und Jetzt, auf diesem See und in dieser Stadt mit ihrer unglaublichen Geschichte

Die 90-minütigen SUP-Yogastunden von Angelique finden von Mai bis Ende September jeweils sonntags auf dem Griebnitzssee statt und kosten inklusive Board 30 Euro pro Erwachsener und 25 Euro für Schüler und Studenten. Wer sein eigens Brett dabei hat, zahlt 20 Euro. Weitere Infos findet ihr auf der Website von Yoga in Potsdam.