Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen streiten – über Bezeichnungen aber offensichtlich auch: Krapfen, Pfannkuchen oder vielleicht doch Ballen? Gemeint ist immer das Gleiche: Ein circa faustgroßes Gebäck aus süßem Hefeteig, in Fett ausgebacken und in der klassischen Variante mit Konfitüre gefüllt und Puderzucker überzogen.
Je nach Region kommt es aber zu den unterschiedlichsten Namen für die süße Versuchung. Wir bringen Licht ins Dunkel der Teigbällchen und verraten, wo es die besten zu kaufen gibt!
Zum Ursprung in Ostdeutschland
Zwar läge es auf der Hand, wenn der Berliner in Berlin auch Berliner genannt wird. Aber nein, in der Hauptstadt selbst sowie in großen Teilen Ostdeutschlands ist nämlich vom (Berliner) Pfannkuchen die Rede!
Tatsächlich sollen die Pfannkuchen auch im Osten des Landes von einem Berliner erfunden worden sein. Der Legende nach wurde dieser zwar als Kanonier ausgemustert, durfte aber als Feldbäcker beim Regiment bleiben. Zum Dank kreierte er Teigballen in Form von Kanonenkugeln. Und warum jetzt genau Pfannkuchen? Ganz einfach: Wenn es keinen Backofen gibt, wird eben in der Pfanne mit heißem Fett gebacken.
Heute finden sich die wohl buntesten und außergewöhnlichsten Pfannkuchen in der original Berliner Pfannkuchen (& Donut) Manufaktur Sugarclan. Die Kreationen reichen hier von „Apple Pie“ über „Boom Schoko Laka“ bis hin zu der „Glühdolph-Variante“. Für stolze 4,50€ gibt es die süße Sünde. Dafür ist kein Pfannkuchen wie der andere, alle werden von Hand gefertigt.
Bei den Jecken im Westen
Was in Berlin falsch wäre, ist hier genau richtig! Denn im Ruhrgebiet, Sauerland und Niederrhein spricht man von Berliner oder auch Berliner Ballen.
Und das hat seine Gründe: Der Pfannkuchen war schon vom klassischen Pfannkuchen (der wiederum in Berlin Eierkuchen heißt) so stark belegt, dass ein neuer Name hermusste. Und Berliner hat sich dann wohl durchgesetzt. Doch auch nicht überall. In Aachen an der niederländischen Grenze heißt das Gebäck kurzum Puffel.
Und so ein Puffel oder aber Berliner gehört im Rheinland zum Karneval wie die rote Nase zum Clown. Das liegt übrigens daran, dass vor der auf den Karneval folgenden Fastenzeit alle verderblichen Lebensmittel aufgebraucht werden müssen. Und eventuell auch daran, dass nach der mittelalterlichen Fastenregel kulinarische Sünden aus Eiern, Milch und Butter nicht erlaubt waren. Daher gibt es besonders im Februar außergewöhnliche Kreationen mit den verschiedensten Füllungen und Glasuren. Von bunten Streuseln, über Schokolade, bis hin zu der „beschwipsten“ Variante mit Eierlikör.
Außerhalb der Jeckenzeit heißt nicht berlinerfreie Zeit. Die gibt es fast in jeder Bäckerei tagtäglich.
Mit Dialekt in Mitteldeutschland
In Hessen, Unterfranken, Rheinhessen, Westthüringen und Schlesien kommt eine ordentliche Portion Dialekt hinzu und schon wird aus dem süßen Gebäck ein Kreppel, Kräppel, Gräbbel oder auch Krebbel(chen). Auch wenn diese Bezeichnung am wenigsten bekannt und verbreitet ist, steht eins fest: Bei einem Besuch in Frankfurt kommt man ums Kräppel nicht herum.
Laut des Best of Kreppel-Rankings hat die Konditorei Altes Rathaus Café die besten Kreppel in ganz Frankfurt. Doch auch das Café Ruppel am Hauptfriedhof überzeugt mit seinen Teigbällchen. Zur Faschingszeit gibt es hier eine ganz besonders große Auswahl, beispielsweise Apfelkreppel oder auch Kreppel mit Pudding.
Das Schmankerl im Süden
In den südlicheren Teilen Deutschlands, aber vor allem in Bayern verhält es sich an der Bäckertheke ähnlich wie mit den Brötchen … ähm Semmeln! Hier sollte man nämlich nach Krapfen fragen.
Auch hier besteht Verwechslungsgefahr. Denn was in Bayern der Krapfen ist, ist im Rheinland zwar auch ein Siedegebäck, aber eben nicht zwangsläufig aus Hefeteig. Die Mutzen, wie man sie auch nennt, können je nach Rezept auch mit Quark zubereitet werden. Gegessen werden sie meist, wie hätte man es im Rheinland anders erwartet, zur Karnevalszeit.
Wenn eine Bäckerei schon Schmalznudel genannt wird, kann es dort nur gutes Schmalzgebäck geben. Deswegen geht der Insidertipp für den besten Krapfen in Süddeutschland auch nach München. Im Café Frischhut, wie die Bäckerei eigentlich heißt, kann man den Teiglingen dabei zusehen, wie sie ins heiße Fett plumpsen und goldbraun wieder herausgeholt werden. Schon seit 1973 werden hier Schmalznudeln, Striezerl und Krapfen von Hand zubereitet und für 2,50€ das Stück verkauft. Und sonst? Sonst nichts, denn Qualität geht hier ganz klar vor Quantität. Traditionell und ursprünglich läuft hier auch die Kommunikation ab, denn Instagram und Webseite sind Fehlanzeige. Deswegen gibt es hier auch die Adresse: Prälat-Zistl-Straße 8, 80331 München
Zum Jahresende nach Norddeutschland
Je näher die Silvesternacht rückt, desto länger werden die Schlangen an den Bäckertheken. Und zwar an Deutschlands Küsten, denn dort ist Silvester Berlinertag. Zu keiner anderen Zeit im Jahr werden dort oben so viele Berliner verlangt. Neben den bekannten Sorten mit Marmelade gibt es dabei auch Eierlikör-Berliner. Wer sich einen kleinen Spaß erlauben will, folgt einer besonderen Tradition. Bäckereifachverkäuferin Tatjana Brast von der Bäckerei Jaich erklärt:
Eigentlich muss einer von acht Berlinern, die auf den Tisch kommen, Senf enthalten. Man wundert sich, wie oft diese tatsächlich bestellt werden.
Und wer in den Senf beißt? Auf den wartet ein ganz scharfes nächstes Jahr!