CLICK HERE FOR OUR ENGLISH WEBSITE
Zwei Personen bedienen die App "signseeing" in einem Auto
David Pinzer

Kultur auf der Autobahn: Das Ohr fährt mit

Autobahnfahrten ziehen sich gerne mal in die Länge, gerade in den Ferien. Dabei gibt es am Rande des Weges so viel zu entdecken. Eine Audio-App zeigt, welche Highlights entlang der Autobahn warten.

Jeder kennt sie – die braun-weißen Infoschilder, genannt touristische Unterrichtstafeln, die am Autobahnrand auf die Sehenswürdigkeiten der Umgebung hinweisen. Die Reaktionen darauf reichen von „noch nie gehört“ bis zu „hier ist das also“. Diesen Moment der Unterhaltung will das Dresdner Start-up signseeing jetzt ausbauen. Mittels der gleichnamigen App werden die Unterrichtstafeln im Vorbeifahren zum Sprechen gebracht, die App spuckt dabei ein bis zweiminütige Infos aus, eingespielt von professionellen Sprecherinnen und Sprechern und mit Hintergrundgeräuschen aufgepeppt. Im Grunde eine Geschichtsstunde als Minihörspiel.

Installieren und los geht’s

Außer der Installation ist nicht viel nötig, um die App zu nutzen. „Die Story wird via GPS automatisch abgespielt, sobald man an einem Schild vorbeifährt“, erklärt Sebastian Michel, CEO des Start-Ups. „Nach dem Starten der App zu Beginn der Fahrt läuft sie im Hintergrund und wird etwa 100 Meter vor jedem Schild „geweckt“ – dann spielt sie die Audiostory automatisch ab.“

Mehr als 900 der insgesamt gut 3400 in der Bundesrepublik aufgestellten Schilder waren zum Start der App Anfang Juli 2023 vertont, Tendenz steigend. Informiert wird über Sehenswürdigkeiten wie die Schloss Burg an der Wupper, das Bergwerk Rammelsberg bei Goslar im Harz oder die Hohwachter Bucht in Schleswig-Holstein.

An einer Landstraße steht eine braune Infotafel, die auf die ehemalige innderdeutsche Grenze hinweist.
Taljat David | shutterstock

Die Infotafeln bringen auch ohne Vertonung schon mehr touristischen Zulauf, als man vielleicht meinen würde. Erstmals untersucht wurde die Wirkung 2020 durch eine Studie der Hochschule Harz. Knapp jeder Sechste gab an, bereits einmal spontan einem Hinweis gefolgt zu sein, 65 Prozent haben dabei einen längeren Fahrtweg von bis zu 30 Minuten in Kauf genommen, um die Sehenswürdigkeit zu erreichen.

Augen und Ohren aufhalten

Die signseeing-App fällt also auf fruchtbaren Boden. Das weiß auch Justine Büschel vom Europäischen Zentrum der Künste Hellerau in Dresden: „Die App schafft einen ganz neuen Anreiz, denn zusammen mit den Info-Tafeln macht sie Reisende nicht nur auf unsere touristischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten aufmerksam, sondern zeigt auch, dass das man zum nächsten interessanten Ausflugsziel gar nicht weit fahren muss.“

Wenn sich die Reise also zieht und ein Stopp angesagt ist, lassen sich mit Hilfe der App auf kurzem Wege ungeahnte Schätze entdecken, die sonst garantiert links liegen geblieben wären.

Seit dem 1. Juli 2023 steht signseeing in allen gängigen App-Stores kostenfrei zum Download zur Verfügung. Interessierte Städte und Kommunen können sich direkt ans Unternehmen wenden, um ins Programm aufgenommen zu werden.