Deutschlands glücklichstes Bundesland ist immer eine Reise wert. Reich beschenkt von gleich zwei Meeren, liegt Schleswig-Holstein so pittoresk, dass wir gleich herziehen möchten. Und wer dort urlaubt, der sollte dringend einmal über den Tellerrand hinausblicken. Also, mehr sehen als Strandkorb, Sand und Sonnenmilch. Hier unsere Tipps für Aktivitäten in Schleswig-Holstein.
Vom Winde verweht – Dünenwanderung auf Sylt
Der Nordzipfel der Insel Sylt, auch Ellenbogen genannt, ist eine große Dünenlandschaft, die man gegen den Wind und in aller Seelenruhe erwandern kann. Hier hupen keine Autos, hier blöken höchstens Schafe. Eigentlich fühlt es sich so an, als wäre der übliche Touristenrummel der Insel weit entfernt. Zwischen dem östlichen und dem westlichen Leuchtturm ist man hier am nördlichsten Punkt Deutschlands. Das ist mindestens ein Foto wert. Auch wenn der Wind es kaum zulässt, auf diesem richtig ansehnlich auszusehen. Meist flattern die Haare gen Himmel oder die Tränen werden vom Luftzug auf die Wangen getrieben. Macht aber nichts. Sich hier den Wind um die Nase pusten zu lassen, ist einfach schön.
Und irgendwie wandert man hier auch zwischen den Welten. Na gut, das mag etwas hoch gegriffen sein. Aber auf der einen Seite wartet das Naturerbe Wattenmeer und auf der anderen Seite die teilweise stürmische und unberechenbare Nordsee, die ihre Wellen an die westliche Seite der Insel anspült. Und da diese Landzunge sehr schmal ist, kann man problemlos von der einen zur anderen Seite wechseln und die Unterschiede von Fauna und Flora bewundern. Salzige Luft und Möwengeschrei inklusive. Und für diejenigen, die nach einem ausgiebigen Spaziergang Hunger haben, kommt jetzt kein Geheimtipp, aber eine Empfehlung. Am kleinen Hafen von List werden fangfrische Sylter Austern serviert. Und die sind wirklich delikat.
Einfach Schaf – Halbinsel Eiderstedt
Es sind genau 157 Stufen bis zur Kuppel des Leuchtturms Westerheversand. Wer sich nach oben hievt, hat den nicht sehr überraschenden Vorteil einer doch grandiosen Aussicht. Denn hier oben, in 41,5 Metern Höhe, liegt einem der Norden sozusagen zu Füßen. Wattenmeer, kilometerlanger Strand, vogelreiche Salzwiesen, Deich und wolkenähnliche Schafe. Kein Wunder also, dass Westerheversand sozusagen der Posterboy unter den Leuchttürmen ist. 1908 wurde er als Seezeichen über der Tümlauer Bucht in Betrieb genommen. Die zwillingsgleichen Nebengebäude im friesischen Stil dienten dem Leuchtturmwärter bis Ende der 1970er-Jahre als Unterkunft. Damals wie heute ist der Leuchtturm ein Wahrzeichen der Region. Der aus Klinkersteinen 1929 gelegte Pfad Stockenstieg war einst der einzige Zugang zum Turm. Er steht nun unter Denkmalschutz und darf nur in Deichrichtung begangen werden.
Zu Besuch bei Wickie – Museum Haithabu in Schleswig
Wir möchten nun nicht die Diskussion eröffnen, ob Wickie – ihr wisst schon, die vorwitzige Figur aus der Kinder-Zeichentrickserie, eher ein Junge oder ein Mädchen war. Wir wissen es nicht. Aber eins wissen wir sicher: Das Kind gehörte zu den Wikingern und diese wiederum hatten einst auch eine Dependance in Schleswig-Holstein.
Die Wikingerstadt Haithabu war vom 9. bis ins 11. Jahrhundert ein pulsierendes Handelszentrum. „Eine sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres“, so schrieb der arabische Chronist At-Tartûschi. In Deutschlands einzigem Wikingermuseum kann man auf dem Gelände der ehemaligen Stadt, in der sich einst die Wege von Menschen und Waren aus aller Welt kreuzten, in nachgebauten Häusern das Leben von vor 1000 Jahren an der Landebrücke an der Schlei nachvollziehen, die Nutzpflanzen in einem Garten kennenlernen und sogar mit Pfeil und Bogen schießen.
Im Wikinger-Museum entführen Schiffe, historische Handelswaren, Kunstwerke wie die berühmte Drachenkopfnadel, ein Runenstein und andere spektakuläre Funde in die faszinierende Welt der Wikinger. Und wer anschließend einkehren will – entweder zu Kuchen oder zu einer deftigen Mahlzeit, dem sei das Odins empfohlen (aber Achtung: erst wieder ab März 2025 geöffnet).
Frischer Friko – Zu Besuch im Nordseeheilbad Friedrichskoog
Einen Strand sucht man auf dem 1853 der Nordsee abgerungenen Stück Land, zwischen der Elbmündung und dem Nationalpark Wattenmeer, vergeblich. Denn direkt hinter dem Deich beginnt das Watt. Doch Moment: Strandkörbe gibt es durchaus! Die jedoch stehen auf Wiesen. Wer für die Kids Sandspielzeug eingepackt hat, muss erfinderisch werden und einen Spielplatz aufsuchen, denn in Friko – wie Friedrichskoog liebevoll genannt wird – werden keine Sandburgen zum Meeresrauschen gebaut. Dafür lohnt ein Ausflug ins Watt umso mehr! Dass die Füße dabei eine Massagekur bekommen, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Vorausgesetzt man geht im Sommer. Zu den anderen Jahreszeiten empfehlen sich Gummistiefel und natürlich eine professionelle Begleitung. Ins Watt hinaus sollte man niemals alleine gehen.
Doch Friedrichskoog hat noch mehr zu bieten: Seit 2004 besitzt es den Status eines Nordseeheilbads. Aber nicht nur der Mensch tut hier Gutes für Körper und Geist. Vor mehr 20 Jahren wurde eine durchs Fernsehen bekannte Seehundstation Friedrichskoog zur Aufzucht von Heulern eingerichtet. Besucher können die Pflegemaßnahmen für die jungen Seehunde und Kegelrobben hautnah verfolgen. Und die sind verdammt niedlich.
Auf und ab – Wandern am Wattenmeer
Das Wattenmeer der Nordsee ist mit 9.000 Quadratkilometern das größte der Welt. Keine Neuigkeit, aber dennoch immer wieder faszinierend, wenn sich zweimal am Tag das Wasser zurückzieht. Dann hinterlässt das Meer eine riesige, von Prielen durchzogene Schlicklandschaft, auf der Wasservögel nach Futter suchen.
Nicht gefiederte Zweibeiner sollten unbedingt diese einzigartige Landschaft bei einer Wattwanderung kennenlernen und nach den Small Five Ausschau halten! Was genau das ist? Als Small Five bezeichnen Forscher die fünf bedeutsamsten Tiere im Wattenmeer. Sie sind das Werbesymbol für das Weltnaturerbe Wattenmeer. Gemeint sind der Wattwurm, die Gemeine Herzmuschel, die Gemeine Strandkrabbe, die Gemeine Wattschnecke und die Nordseegarnele.
Hello Helgoland – Lummenfelsen und Kegelrobben auf Helgoland
Ach, die Anna. Alle bewundern sie. Kaum einer, der sich nicht nach ihr umdreht. Sie ist rötlich gefärbt und ganz schön lang. Sie ist der Fels in der Brandung. Doch das autofreie Helgoland hat mehr zu bieten als das Naturdenkmal der Langen Anna und den Lummenfelsen. Der wiederum ist ein stark frequentierter Flughafen für Hunderte von Seevögeln. In den Hummerbuden am Hafen wird Knieper serviert. Der Taschenkrebs hat als Spezialität den Hummer abgelöst. Nicht verpassen sollte man einen Abstecher auf die 0,7 Quadratkilometer kleine Nachbarinsel Düne. An drei Seiten wird das malerische Eiland von Strandabschnitten gesäumt. Und diese teilen sich die Badegäste nicht selten mit Dutzenden von Seehunden und Kegelrobben. Bis auf 30 Meter darf man sich den gar nicht scheuen Meeresräubern nähern.