Bevor der pudrige Schnee das Allgäu in eine winterliche Decke hüllt, heißt es ein letztes Mal, die Wanderschuhe zu schnüren. Auf der Suche nach den wärmenden Strahlen der Herbstsonne und dem roten Blätterkleid der Wälder zieht es uns in dieser Saison nach Oberstdorf.
Die Stadt im Süden Bayerns begrüßt ihre Urlauber mit einem 200 Kilometer langen Netz aus Wanderwegen – manche davon herausfordernd, andere vollkommen entspannt. Immer wieder laden gemütliche Berghütten zu bayerischen Schmankerln ein, bevor es weitergeht, um die imposanten Bergpanoramen zu bewundern. Ambitionierte Outdoor-Enthusiasten und geübte Wanderer dürfen sich diese drei herbstlichen Wandertouren in Oberstdorf nicht entgehen lassen!
Hinein ins idyllische Traufbachtal
Touristenströme sucht man auf dieser idyllischen Tour vergebens! Das mag aber auch daran liegen, dass die 19 Kilometer lange Wanderung nicht gerade einfach ist. Los geht es an der Mühlenbrücke in Oberstdorf. Entlang des wilden Trettach-Ufers geht es vorbei an den Örtchen Gruben und Dietersberg bis in das malerische Trettachtal. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum ersten Highlight der Wanderung! Kurz vor Spielmannsau steigt der Weg an und gibt schließlich den Blick auf eine beeindruckende Schlucht frei! Und genau durch diese Schlucht geht es jetzt hindurch. Zunächst wird dafür der Traufbach überquert. Anschließend geht es über Stock und Stein auf dem Tobelweg die Schlucht hinauf. Der steile Anstieg ist eine wahre Herausforderung! Oben angekommen, heißt es aufatmen. Entspannt geht es am Traufbach entlang bis in das abgelegene Seitental. Spätestens hier werden die Mühen nun entlohnt! Rauschende Wasserfälle, zerklüftete Felswände und nahezu unberührte Natur lassen das Wanderherz höherschlagen. Vorbei an der schroffen Westwand des Fürschießers und der schwindelerregenden Krottenspitze führt der Weg zum Christelssee. Wer sich von dem glasklaren türkisen Wasser wieder losreißen kann, zieht weiter über den Moorweiher nach Oberstdorf. Das deftige bayerische Abendessen hat man sich nun redlich verdient!
Indian Summer am Freibergsee
Schöner als hier wird der Allgäuer Herbst nicht mehr! Unterwegs zum Freibergsee wandern Urlauber durch ein buntes Blättermeer, das seinesgleichen sucht. Die sieben Kilometer lange Wanderung beginnt direkt im Stadtzentrum. Nach der Überquerung der Schlechtenbrücke, vorbei an der Waldesruhe und dem Bergkristall geht es zum Edmund-Probst-Weg. Der steile Teil des Wegs ist nun erst mal geschafft! Von hier aus flacht die Route ab und führt weiter durch bunte Laubwälder. Dann und wann lichten sich die Bäume, und man erhascht einen Blick auf atemberaubende Bergpanoramen. Am Freibergsee angekommen, heißt es dann erst einmal Rast machen. Wie wäre es mit einer bayerischen Brotzeit im gleichnamigen Restaurant? Frisch gestärkt wird nun der Rücktritt angetreten. Vorbei an der Heini-Klopfer-Schanze, eine der größten Skiflugschanzen weltweit, geht es weiter zum Unteren Renksteg. Jetzt neigt sich die Tour auch schon dem Ende zu. Dank entspannter Wiesenwege wird die Rückkehr nach Oberstdorf zum Kinderspiel.
Der Wanderhunger ist noch nicht gestillt? Dann bietet es sich an, die Route kurzerhand über Schwand und das Stillachtal zu verlängern.
In mittlerer Höhe über den Fellhorngrat
Während das Tal noch in tiefen Nebel getaucht ist, versüßt der Sonnenschein einem das Bergpanorama in luftiger Höhe. Aber bevor es so weit ist, gilt es, noch einige Herausforderungen zu meistern.
Der Tag beginnt mit Treppensteigen. Ausgehend von der Bergstation Fellhornbahn, führen gut ausgebaute Stufen hinauf zum Gipfel. Hier beginnt die eigentliche Strecke entlang der Westseite des Grats, in Richtung Söllereck. Unterwegs werden die staunenden Wanderer verwöhnt mit atemberaubenden Aussichten über das österreichische Kleinwalsertal, den Hochifen und das Gottesackerplateau. Dazu kommt eine Vielzahl von wunderschönen Bergblumen, die sich bis in den Herbst hinein die Ehre geben.
Am Ende der fast sechs Kilometer langen Wanderung über den Grenzkamm zwischen Bayern und Vorarlberg liegt das Söllereck. Hier bietet sich eine Stärkung mit heimischen Spezialitäten in der urigen Sölleralpe an, bevor der Abstieg beginnt. Ganz gemütlich gelingt er mit einer Gondelfahrt in Richtung Tal. Wer noch nicht müde ist, kann aus unterschiedlichen Wanderungen auswählen, die sich von hier aus den Berg hinab ziehen.
Vorsicht: Festes Schuhwerk und ein sicherer Tritt sind bei dieser Wanderung Voraussetzung!