Die beschauliche Unstrut fließt idyllisch durch Thüringen und Sachsen-Anhalt, bevor der Fluss in Naumburg in die Saale mündet. Schön ist’s hier – bis das Gebiet aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Denn das beliebte Fahrrad- und Wandergebiet der Unstrut erlangte im Sommer 2020 plötzlich Weltruhm – mit einem Krokodil.
Gemächlich und nur wenige Meter breit zieht die Unstrut daher. Auf der glatten Oberfläche spiegelt sich das umliegende Grün – auch die Landschaft scheint seicht über die Hügel und Felder zu fließen. Gefahr scheint hier weit entfernt – bis Anfang September 2020 die ersten Meldungen über die Sichtung eines riesigen Krokodils bei der örtlichen Polizei eintrafen.
Zunächst meldeten sich drei Angler. Sie hatten des Abends, als sie mit ein paar Drinks am Ufer saßen, etwas entdeckt, das im Fluss seine Bahnen zog. Sie folgten dem Geschöpf, verloren aber die Fährte. Doch sie waren sich ganz sicher: Es war ein Krokodil. Belächelte man zu diesem Zeitpunkt noch das Spektakel unter dem Einfluss von reichlich Alkohol, wurde die Lage ernster, als sich kurz darauf eine Frau mit einer weiteren Sichtung ganz in der Nähe meldete. Das Krokodil habe sogar das Maul aufgerissen und so das Pferd der Reiterin aufgeschreckt. Jetzt war Handeln angesagt, denn sollte wirklich ein waschechtes Krokodil sein Unwesen in der Unstrut treiben, war damit nicht zu spaßen.
Der Fluss und seine Ufer wurden weitläufig gesperrt, inklusive des beliebten Unstrutradweges. Die Feuerwehr, DLRG und Polizei suchten mit Booten, Helikoptern und Wärmebildkameras. Doch: Keine Spur vom Krokodil. Derweil heizten sich die Diskussionen der Ortsansässigen auf – nicht jeder glaubte an die Existenz des Tieres. Doch viele blieben vorsichtshalber fern der Ufer.
Bis heute weiß niemand sicher, ob es je ein Krokodil an der Unstrut gab. Nach zwei Wochen erfolgloser Suche, stellte man das Großaufgebot ein. Forscher hatten indes herausgefunden, dass ein Krokodil in der sumpfartigen Unstrut tatsächlich überleben könnte. Wo es jedoch herkommen soll, blieb ein Rätsel. Der Unstrutradweg wurde schließlich wieder geöffnet, Kinder spielen wieder am Ufer. Im Oktober dann die überraschenden News: Man habe ein totes Krokodil gefunden, etwa 30 Kilometer weiter der Unstrut! Dieses stellte sich nach fachkundiger Begutachtung allerdings als ein verschlammtes riesiges Stofftier heraus. Ein ironischer Zufall.
Heute ist das Krokodil zu einer Legende geworden – an seine Existenz glaubt nun kaum noch jemand. Doch der Region hat das vermeintliche Reptil nicht geschadet: Bis nach Amerika zu CNN kam die Kunde des „East German Crocodile“, das die Welt zwei Wochen lang in Atem hielt.
Die schöne Unstrut kennen seither viele – und auch der Unstrutradweg, der ehrenamtlich von einem Verein betreut wird, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Auf 200 Kilometern Länge können hier Radfahrer von der Quelle des Flusses in Kefferhausen in Thüringen bis nach Naumburg an der Saale fahren, wo die Unstrut mündet.
Unterwegs erwarten Urlauber tolle Altstädte, herzliche Menschen, Weinberge und traumhafte Natur entlang der Ufer. Für die etwaige Sichtung eines Krokodils gibt es noch immer offene Ohren. Viel Glück bei der Suche!