Die Wärme entspannt. Alles ist in der Schwebe. Gedanken kreisen im Nichts. Hölzerne Streben strecken sich dem Himmel entgegen. Pflanzen aus fernen Klimazonen stehen still am weiß verkrusteten Ufer. Eine Szenerie wie nicht von dieser Welt. Autorin Simone Sever auf ihrem Weg zum Planeten Wellness im Frankenland.
Ich schließe die Augen und fliege dem Firmament entgegen zum Star Wars Planeten Tatooine. Ich träume, ich bin Prinzessin Leia… zumindest so lange, bis ich jäh mit einem fremden Fuß kollidiere und aus meinem intergalaktischen Traum erwache. Ich bin im Wasser eingeschlafen. Treibend. Wie das geht? Nun, mit einem Salzgehalt von 26,9 Prozent ist das ziemlich leicht, genau wie ich, denn bei derart viel Salz in der Suppe treibt auch mein Körper schwerelos auf dem Wasser wie geräucherter Speck in salziger Brühe.
Aquaaction und Wasservulkane
Und so lasse ich mich weiter treiben mit dem Ziel maximaler Entspannung – auf einem Wohlfühltrip für den kleinen Geldbeutel. Denn Wellness muss kein Vermögen kosten, muss nicht viele Flugstunden entfernt liegen. Meine Wohlfühlzone liegt gerade im mittelfränkischen Bad Windsheim. Hier wurde im Dezember 2005 die Franken-Therme, ein Thermalbad mit künstlich angelegtem Salzsee, Sauna- und Wellnessbereich eröffnet. Vier Thermalwasser-Sole-Becken mit unterschiedlichen Solekonzentrationen zwischen 1,5 und 12 Prozent und mit Temperaturen zwischen 32 und 36 Grad Celsius vertreiben meine Anspannungen. Ich entspanne auf Sprudelliegen, schwimme über Wasservulkane, die mal lavarot und dann in karibischem Türkisblau eruptieren. Im Strömungskanal nehme ich ordentlich Tempo auf und versuche mal als eine Art Kugelblitz mit angezogenen Beinen, ein anderes Mal als gespannter Pfeil mit gestrecktem Körper die Mittreibenden zu überholen. Es funktioniert.
Sechsmal täglich, im Zweistundenrhythmus ab 10 Uhr, findet im 1,5%-Becken kostenlose Wassergymnastik statt. Ich bin auch hier dabei: Arme hoch, Arme zur Seite. Beine anziehen. Auf der Stelle gehen. Wassertreten. Nach zwei Stunden Aquaaction sehne ich mich zurück nach Tatooine. Ich sichere mir einen Uferplatz im Außenbereich des Salzsees, der aus einer Tiefe von rund 200 Metern von der Sole gespeist wird, die dort in Form eines etwa zwölf Meter dicken Salzstockes ruht. Ich sammle die salzigen Ablagerungen am Rand. Genau richtig für ein wunderbar natürliches Peeling für Arme, Ellenbogen, Beine, Knie, Dekolleté …
Wohlfühlen und Wein
Wer im Bademantel bleiben möchte – den gibt es übrigens, genau wie Badetücher, für kleines Geld vor Ort zu leihen –, besucht das Restaurant Salza direkt in der Therme und kann sich unter anderem an Fränkischen Würstchen mit Sauerkraut oder auch an einer bunten Kuchenauswahl laben.
Nur zehn Schritte außerhalb der Franken-Therme liegt das Genusswerk, eine kleine kulinarische Perle mit viel Regionalem auf der Karte und einer ausgezeichneten Auswahl von lokalen Weinbauern. Sollte es bei der Weinvielfalt Entscheidungsprobleme geben, das Personal bringt gern ein paar der Rebentropfen zum Probieren. Das Regionale bezieht sich im Übrigen im Genusswerk nicht allein aufs Kulinarische. Auch das Holz, das als Rohstoff im Genusswerk dominiert, ist aus Frankens Wäldern. Massive Eiche im Innenbereich, der Korpus des Gebäudes aus Lärchenholz: hier hat sich jemand Gedanken gemacht. Auch beim Essen war man kreativ. Verpassen sollte man auf keinen Fall die Tunke, eine Essigkreation aus verschiedenen Weinen, Gewürzen und Früchten. Mein Favorit: Riesling und Feige, wobei die Dornfelder und Datteln-Variation und Weißburgunder mit Aprikose ebenfalls köstlich mundeten.
Eine Extraprise Salz
Zurück in der Franken-Therme wartet ein bequemes Wasserbett im Ruheraum, ein gutes Buch und ich kann mir außerdem überlegen, ob ich, oder besser, in welche Thermalbadfluten ich mich erneut stürzen möchte… nach meinem Schönheitsschlaf. Schon jetzt hat der Jungbrunneneffekt eingesetzt. Schon jetzt fühle ich mich um Jahre jünger, fühlt sich meine Haut babyweich an. Aber da ist noch Luft nach oben.
Salzkörnla nennt sich der 55-minütige Massagetermin, der, wie könnte es anders sein, das Thema Salz noch einmal aufgreift und eine weitere Prise hinzufügt. Rosafarben und rund geschliffenen sind die fotogenen Salzsteine, die unter sanftem Druck Rücken, Gesicht und Dekolleté massieren. Natürlich und mit hauseigenem Aromaöl: Silvaner, Spätburgunder oder Wildrose. Für welchen Duft soll ich mich nur entscheiden?
Ich dufte nun nach Silvaner und genau den gönne ich mir noch auf ein Glas im Genusswerk, bevor ich noch einmal durch die kalten Fußbäder des Herrn Kneipp auf der anderen Straßenseite stapfe, die salzgesättigte Luft im Gradierwerk einatme und in mein Bett unterm Dach im Hotel falle und zwar mindestens Jahrzehnte verjüngt, deutlich entspannter und ohne geplündertes Portemonnaie, denn Wellness im Frankenland hat mir gezeigt, Goethe hatte recht:
Warum in die Ferne schweifen. Sieh‘, das Gute liegt so nah!
Mehr zum Thema Wellness im Frankenland und Gesundheit unter www.frankentourismus.de und www.gesundheitspark-franken.de.