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Erfindungen aus Baden-Württemberg: Ritter Sport Schokolade
Hasan1029/Shutterstock.com

Grandiose Erfindungen aus Baden-Württemberg

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Susanne Jung-Klotz

Wusstet ihr schon, dass Baden-Württemberg das Land der Erfinder ist? Baron Karl von Drais präsentierte 1817 das erste Fahrrad in Mannheim. Dort baute 1885 ein gewisser Herr Benz auch das erste Auto der Welt. Aber auch kulinarisch hat das Bundesland einige kreative Ideen hervorgebracht, die man vielleicht sogar ganz woanders verortet hätte. Erfindungen aus Baden-Württemberg.

Der Sommerklassiker Spaghetti-Eis 

Eine Schüssel köstliche Spaghetti mit einer tiefroten Tomatensoße und Parmesanraspeln – nur eben kalt. Ein großes Spaghetti-Eis ist aus dem deutschen Sommer kaum wegzudenken. Kein Wunder also, dass das Eis nicht in Italien, sondern in Badem-Württemberg erfunden wurde. Wo genau? Natürlich in Mannheim! 

Der Italiener Dario Fontanella versuchte 1969 im väterlichen Eis-Café, das Beste aus zwei Welten zusammenzubringen. Mit einer Spätzle-Presse und italienischer Eiscreme wollte er ein Dessert kreieren, dass an die italienische Flagge erinnert. Das Grün ist zwar auf der Strecke geblieben, aber trotzdem hat er mit Vanilleeis, Erdbeerpüree und weißer Schokolade eine echte Ikone erfunden. Wer das erste Spaghetti-Eis der Welt kosten möchte, kann auch heute noch im Eiscafé Fontanella vorbeischauen. 

Erfindungen aus Baden-Württemberg: Spaghetti-Eis
TMBW/Düpper

Thunfisch vom Schwäbischen Landschwein

Vegetarischer Fleischersatz ist allseits bekannt, aber fleischigen Fischersatz kennt nicht jeder. Eher zufällig haben die Heilbronner Thomas und Christian Pfeffer mit einer alten Konservierungsmethode den Schwäbischen Thun erfunden. Wenn man das Schwäbisch-Hällische Landschwein in Weißwein kocht und mit Sonnenblumenöl und Lorbeer konserviert, schmeckt es genau wie Thunfisch. Wer also Lust auf Seafood ohne Sea hat, der kauft sich eine Dose Schwäbischen Thun und zaubert eine leckere Portion Spaghetti mit Zitrone und Olivenöl oder einen italienischen Salat mit Oliven und Parmesan.

Thunfisch – aber aus Schwein gemacht
Ilia Nesolenyi/Shutterstock.com

Ein schönes Glas Wein-(Kugeln)

Wein aus der Dose klingt nicht gerade nach einem kulinarischen Höhepunkt. Ganz anders, wenn der Wein vorher mit Hilfe von Algenextrakt zu kleinen Kügelchen geformt wurde. Die Idee stammt vom Winzer Daniel Kuhnle aus dem Remstal, der damit 2019 den Start-Up-Preis des Landes Baden-Württemberg gewonnen hat. Nicht nur stylisch sondern auch lecker: Die Kügelchen sorgen für den passenden Kick in Cocktails, ergänzen kreative Fine-Dining Gerichte oder sind das I-Tüpfelchen in warmen Soßen. Auch ganz für sich allein, als Dessert oder zum Aperitif, sind die Wein-Kügelchen ein Genusserlebnis.  

Gebäck mit Seele

Im Gegensatz zu Brezeln und Maultaschen sind „Schwäbische Seelen“ kein großer Exportschlager. Dafür sind sie aber umso leckerer! Die Bäcker aus Oberschwaben und dem württembergischen Allgäu backen schon seit Jahrhunderten kleine Kümmelstangen aus Mehl, Wasser, Hefe und Salz. Nachdem der Teig aufgegangen ist, wird er mit Hilfe des sogenannten Seelenschießers, also einem langen Holzschieber mit einer Rinne in der Mitte, in den Ofen geschoben. Übrigens: Das Gebäck hat seinen Namen vom katholischen Feiertag Allerseelen, an dem den Verstorbenen gedacht wird.

deutsches Gebäck: Wangen
TMBW/Wuertenberger

Der Pausenklassiker Frigeo-Ahoj-Brause 

Bereits in den 1930er Jahren hatte der Brausepulverhersteller Frigeo aus Stuttgart Bad-Cannstatt eine grandiose Idee: Statt als wasserlösliche Trinktabletten könnte man Brause auch in Pulverform verkaufen – natürlich im klassischen Design mit dem kultigen Ahoj-Matrosen. Ein voller Erfolg, denn bis heute ist das süße Pulver aus der Tüte nicht nur aus der Schulpause nicht mehr wegzudenken. Aber nicht nur Kinder finden das Pulver prickelnd. In seinem 1959 erschienenen Roman „Die Blechtrommel“ macht Günther Grass die Brause gar zum Erotikstar und zeigt, dass man sie zum Beispiel auch aus einem Bauchnabel schlürfen kann.

Ahoi Brause aus Deutschland
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Quadratisch, praktisch: Ritter Sport 

Manchmal bekommt man schon vor dem Sport Hunger auf was Süßes. Das dachte sich zumindest Clara Ritter, als sie Ritter Sport erfand. Und weil dünne, lange Schokotafeln so leicht zerbrechen, wenn man sie in die Trainingsjacke steckt, musste was Kompaktes her. 

Quadratisch, praktisch, gut eben. Später hat sich Sohn Alfred noch die berühmte Knick-Pack-Hülle ausgedacht und eine Vielzahl ungewöhnlicher und köstlicher Sorten. Damit haben die Ritters richtig ins Schwarze getroffen, denn bis heute werden die Tafeln aus dem Örtchen Waldenbuch bei Stuttgart in über 100 Länder exportiert.

Erfindungen aus Baden-Württemberg: Ritter Sport Schokolade
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Sekt mit dem Buhlbacher Schlegel

Schon früh hat Georg Christian von Kessler angefangen, in Esslingen Sekt zu kellern. Die Methode dafür hat er aus Frankreich mitgebracht. Bei dem Gärverfahren wurden die Flaschen von Hand geschüttelt. Dabei entstand ein enormer Druck, der die dünnen Glasflaschen nicht selten zum explodieren brachte. Die Kellermeister konnten sich zwar mit Eisenmasken davor schützen, die Hälfte des Sekts ging dabei aber verloren. Kessler hat sich mit der Glashütte Buhlbach im Schwarzwald zusammengetan und eine stabilere Flasche entwickelt. Den sogenannten Buhlbacher Schlegel benutzt man an auch heute noch, um das beliebte Prickelwasser herzustellen.

Buhlbacher Schlegel aus Baden-Württemberg
TMBW/Raatz

Hip, hipper, Weck-Gläser 

Was man früher nur aus Omas Küche kannte, ist mittlerweile ein richtiger Trend. Weck-Gläser in allen Größen finden sich in den Vorratskammern und Kühlschränken der Großstadt-Hipster. Ursprünglich waren sie aber ausschließlich dazu gedacht, Lebensmittel wie Obst oder Marmelade winterfest zu machen. Beim „Einwecken“ entsteht ein Vakuum, das den Inhalt des Glases langfristig konserviert. Die Idee stammt aus dem Jahre 1892 von Johann Carl Weck aus Öflingen bei Waldshut im Südschwarzwald. Natürlich gibt’s die Gläser der Firma Weck nach wie vor zu kaufen.

Weckgläser mit Spargel
J. Weck GmbH

Schnelle Spätzle aus dem Shaker 

Echte Schwaben kennen das Problem: Frische Spätzle schmecken superlecker, sind aber einfach nervig herzustellen. Gerade die jungen Leute haben keine Lust mehr auf aufwendiges Schaben oder Pressen. Das wurde auch der Tübingerin Susann Hartung zu viel, nachdem ihr Sohn Julien Spätzle als sein Lieblingsessen auserkoren hatte. Dann kam ihr aber eine smarte Idee. Sie kaufte sich eine Flasche aus Weichplastik, bohrte Löcher in den Deckel und befüllte sie mit Teig und Murmeln zum besseren Mischen. Dann wird nur noch geschüttelt und schon lassen die Spätzle sich ganz leicht ins Wasser drücken. Schon war der Spätzle-Shaker erfunden!

Spätzle aus Baden-Württemberg
uniqueton/Shutterstock.com