Auf den Ostfriesischen Inseln ist das Meer nicht nur Kulisse – es ist Energiequelle, Therapieform und Kraftspender zugleich. Hier lebt eine alte Idee weiter: Thalasso. Drei Frauen zeigen, wie lebendig die Tradition der Thalasso-Therapie bis heute ist.
Der Begriff Thalasso stammt vom griechischen „thálassa“, also Wasser. Es geht um das Zusammenspiel von Meeresluft, Salz, Algen, Sonne und Bewegung – ein ganzheitlicher Ansatz, der Körper und Geist gleichermaßen anspricht. Wer nach Thalasso in Deutschland sucht, landet früher oder später hier – an der Nordsee.
Norderney – wo Wissen auf Wellen trifft
Anja Raschke kennt das Nordseeklima aus nächster Nähe – sie wuchs auf Norderney auf, ihr Vater war Thalasso-Therapie-Forscher und jahrzehntelang Leiter des Instituts für Rehabilitationsforschung der Insel. Heute ist Anja selbst Thalasso-Koordinatorin im Badehaus, dem größten Thalassohaus Europas. Ihr Büro liegt direkt am Strand, doch ihr Arbeitsplatz ist das Meer. „Thalasso wird oft unterschätzt“, sagt sie. Dabei hat die Methode einen festen Platz in der Prävention und Therapie – vor allem bei Haut- und Atemwegserkrankungen, bei Stress und chronischer Erschöpfung.

Besucher aus der Schweiz, aus Österreich und sogar aus Südkorea reisen nach Norderney, um die Methode kennenzulernen oder sich in ihr ausbilden zu lassen. Für Anja Raschke ist das mehr als ein Trend. Es ist ein Lebenskonzept – und Norderney eines der wichtigsten Zentren für Thalasso in Deutschland. „Hier sind die natürlichen Bedingungen einfach ideal“, sagt sie. „Die Nordseeluft ist salzhaltiger als anderswo, die Wellen werfen feinste Aerosole in die Luft. Diese winzigen Teilchen wirken wie ein unsichtbares Inhalat. Schon ein Spaziergang am Wasser hat Wirkung.“
Baltrum – kleine Insel, großes Wissen
Auf Baltrum, der kleinsten der Ostfriesischen Inseln, lebt und arbeitet Sophie Schwarz. Die gebürtige Bonnerin kam vor vier Jahren – und blieb. „Ich habe sofort gespürt, dass die Insel entschleunigt. Auch mich“, sagt sie. Heute ist sie Sport- und Gesundheitstrainerin und integriert Thalasso-Therapie ganz selbstverständlich in ihre Kurse. Yoga auf dem Deich, Gymnastik am Strand, Luftbäder in der Brandungszone. Danach geht’s oft mit den Füßen ins Meer. „Zehn Minuten in der Brandung – das ist wie ein flüssiges Peeling. Die Haut nimmt Salz auf, die Lunge auch“, erklärt sie.

Doch Sophie Schwarz denkt weiter. „Unsere Sinne sind oft überfordert – hier lernt man, Reize wieder bewusst wahrzunehmen.“ Sie lässt Gäste ein Video vom Meer aufnehmen – ohne Musik, ohne Stimmen, nur Naturgeräusche. „Wer das später zu Hause mit Kopfhörern anhört, spürt sofort etwas. Es erdet, es beruhigt, es tut gut. Auch privat schwört sie auf ihre Rituale: „Einmal pro Woche geht’s mit meinem Freund ins Meer – Sommer wie Winter. Die Kälte ist heftig, aber sie macht wach, klar, präsent.“
Spiekeroog – eine Pause für Körper und Kopf
Ulrike Lux kam vor 15 Jahren direkt nach ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin aus Thüringen auf die autofreie Insel Spiekeroog – „aus Liebe zum Meer“, wie sie sagt. Heute arbeitet sie im „Meerestied“, dem modernen Kur- und Thalassozentrum der Insel. Massagen, Schlickanwendungen, Inhalationen, Algenpackungen – ihr Arbeitsalltag klingt nach Wellness, hat aber oft medizinischen Hintergrund. Neurodermitis, Asthma, chronischer Husten – viele Gäste suchen gezielt nach Linderung.
„Die meisten kommen während ihres Urlaubs zweimal zu uns“, erzählt sie. „Das erhöht den Effekt – und der ist oft sofort spürbar.“ Ihre eigene Lieblingsanwendung? Der bewusste Atemzug beim Spaziergang. „Die Luft hier ist besonders rein. Ich nutze sie ganz gezielt – mit Atemübungen, beim Gehen oder einfach beim Stehen am Wasser.”
Thalasso auf den Ostfriesischen Inseln – Orte zum Durchatmen
Sieben Inseln, sieben Orte, an denen das Meer mehr ist als nur Kulisse – und die zu den besten Adressen für Thalasso in Deutschland gehören:
- Borkum: Gezeitenland
- Juist: TöwerVital
- Norderney: Badehaus
- Baltrum: Sindbad
- Langeoog: Kur- und Wellness-Center
- Spiekeroog: Meerestied
- Wangerooge: Thalasso-Oase
Mehr über die Inseln erfährt man hier: www.ostfriesische-inseln.de