Deutschlands Metropolen bieten viel Platz für Kunst und Großstädte wie Berlin, München oder Düsseldorf punkten mit Weltklasse-Museen. Doch auch andere Städte und sogar die Provinz haben in Sachen Kunst einiges zu bieten. Hier kommen ein paar kunstvolle Ausflugsziele, die ihr vermutlich nicht auf dem Schirm hattet.
Duisburg – Die begehbare Achterbahn
Mitten im Pott liegen Kunst und Freizeitparkvergnügen nah beieinander. Im Duisburger Angerpark steht die mutmaßlich einzige begehbare Achterbahn der Welt. Ihr Name: Tiger and Turtle – Magic Mountain, eine mittlerweile ikonische Skulptur von Ulrich Genth und Heike Mutter. Das 20 Meter hohe Stahlbauwerk, das auf einer regionstypischen Halde thront, ermöglicht nicht nur einen Perspektivwechsel, sondern auch einen tollen Blick über die Industrie der Region. Und ja, auch rauchende Schlote können ihren Charme haben. Eine Begehung (der Looping ist gesperrt) empfiehlt sich besonders bei nächtlicher Beleuchtung.
Traunreut – DASMAXIMUM
Von wegen Oktoberfest und Lederhosen: Im oberbayerischen Traunreut sind die coolsten New Yorker Künstler zu Hause. Auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik zeigt der Sammler und Kunsthändler Heiner Friedrich besondere Werkgruppen von Andy Warhol, Walter De Maria und John Chamberlain neben Arbeiten von Georg Baselitz, Imi Knobel und Maria Zerres. DASMAXIMUM ist ein meditatives Privatmuseum. Es zeigt Land-, Pop- und Minimal-Art in lichtdurchfluteten Räumen.
Bonn – Kanzlerbungalow
Willy Brandt hat hier gewohnt, ebenso Helmut Schmidt. Dieses Haus ist ein Haus Geschichte. Zufälligerweise gehört es auch zum gleichnamigen Museum. Es ist ein luftiges Manifest dafür, dass das Wirtschaftswunder-Deutschland eben nicht nur aus dem schweren Muff dunkler Schrankwände des Gelsenkirchener Barocks bestand. Modern, weltoffen und bescheiden wollte Ludwig Erhard seinen Kanzlerbungalow haben und ließ sich vom Architekten Sep Ruf zwei ineinander verzahnte Flachdachquadrate mit Glasfassaden in die Rheinwiesen bauen. Es wurde das politische Gegenstück zu Ludwig Mies van der Rohes ebenfalls gläserner Neuen Nationalgalerie in Berlin. Die einzige Extravaganz, ein Swimmingpool im Innenhof, trug dem Kanzlerbungalow, der als Höhepunkt der filigranen 60er-Jahre-Architektur gilt, einen schönen Spitznamen ein: Ludwigslust.
Weil am Rhein – Design Museum
Ein Stuhl hier, ein Gebäude da: Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein gehört zu den Top Adressen weltweit, wenn es um Design geht, insbesondere in der Sparte Möbel und Architektur. Sagen wir es so: Wer hierhin fährt, um sich genüsslich umzuschauen, wird nachher umziehen wollen. Zu schön sind die Gebäude und die Alltagskunst. Es ist, als würde man in eine Glaskugel schauen. Um zu sehen, wie man leben wollte wenn Geld keine Rolle spielt.
Halberstadt – Der 600jährige Klang
Wie lange dauert „so langsam wie möglich“? Noch 618 Jahre, so lautet die Antwort des John-Cage-Projekts. Bis zum Jahr 2640 läuft deshalb die Aufführung des Stücks „As Slow As Possible“ auf der eigens konstruierten Orgel in der Burchardikirche in Halberstadt.
Wenige Töne erklingen dort über lange Zeiträume.
Sindelfingen – Schauwerk-Sindelfingen
Peter Schaufler (der leider schon verstorben ist) und seine Frau Christiane Schaufler-Münch haben mit viel Passion für Künstler:innen gesammelt, die ihre privaten Obsessionen zur Kunst machen. So haben sie etwa den Beitrag von Isa Genzken für den deutschen Pavillon der Biennale 2007 in Venedig erstanden, eine bizarre Spiegelwelt aus Koffern, Astronauten und Skeletten. Einer ihrer Lieblinge ist die Schweizerin Sylvie Fleury, die sich in Installationen mit der Luxuswarenwelt auseinandersetzt. Die Wechselausstellungen, die im Schauwerk Sindelfingen präsentiert werden, sind spektakulär. Peter Schaufler ließ dazu die ehemaligen Produktionshallen seiner Firma für Kühlmaschinen umbauen und sie in den idealen Raum für die gesammelten komplexen Installationen verwandeln. Das Museum ist ein Ort, den sich Besucher langsam erschließen sollten, denn es gibt unglaublich viel zu entdecken.