In Bad Kissingen arbeiten noch heute echte Wellness-Pionierinnen: Wenn die ersten Sonnenstrahlen durch das Oberlicht aus Buntglas fallen und die Brunnenhalle in ein stimmungsvolles Licht tauchen, dann beginnt der Arbeitstag der Brunnenfrauen. Hier, zwischen steinernen Säulen und dem türkisblauen Heilwasserbecken mit seinen kupfernen Leitungen, scheint die Zeit stillzustehen und die traditionelle Arbeit der Brunnenfrauen ist auch heute noch gefragt wie eh und je. Tag für Tag nehmen sie sich den Sorgen und Problemen der Gäste an und stehen ihnen mit ihrem Wissen zum Heilwasser mit Rat und Tat zur Seite.
Wellness in Bad Kissingen: Eine lange Tradition
Schon seit langer Zeit ist die heilende Wirkung der sieben Quellen von Bad Kissingen bekannt. Nicht zuletzt deshalb begann Friedrich Karl von Schönborn bereits 1737 mit der Umgestaltung des Ortes, um eine Bad-Stadt zu erschaffen, die dem Vorbild Karlsbad in nichts nachsteht. Dabei gab es allerdings das ein oder andere Hindernis. So mussten sich die Gäste ihr Wasser früher noch selbst holen. Der Wasserspiegel lag aber sehr tief und der Abstieg zum Brunnen war mühsam. Um den Gästen den Aufwand zu ersparen, etablierte sich der Beruf der Brunnenfrau, die den Besuchern das heilende Wasser holte.
Was in den 1830ern noch eine Knochenarbeit war, hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Im Jahre 1911 wurde die Wandel- und Brunnenhalle eröffnet und seither schenken die Brunnenfrauen das Heilwasser nicht nur aus, sie haben auch eine beratende Funktion. Welcher Typ Heilwasser passt zu dem Kurgast? Je nach Bedürfnis wird das Wasser erwärmt oder von Kohlensäure befreit. So sorgen die Brunnenfrauen für die bestmögliche Betreuung und das Wohlbefinden ihrer Gäste.
Wie sieht der Tag einer Brunnenfrau eigentlich aus?
Ausschlafen ist Fehlanzeige! Der Tag der Brunnenfrauen beginnt in aller Frühe. Um 6.30 Uhr bereiten sie den Ausschank des Heilwassers vor, öffnen und spülen die Leitungen. Kurz danach kommen schon die ersten Gäste. Der frühe Ausschank findet zwischen sieben und neun Uhr statt. Das hat auch einen logischen Grund: Am besten soll das Heilwasser seine Wirkung noch vor dem Frühstück entfalten, denn zu dieser Zeit kann der Körper Stoffe leichter aufnehmen. Die zweite Runde läuft dann vor dem Abendessen, zwischen 16 und 18 Uhr. Je nach Beschwerde wählen die Brunnenfrauen die passende Therapie aus, maßgeblich sind Wassertemperatur, Kohlensäuregehalt und sogar die Trinkgeschwindigkeit des Wassers.
Wie wird man Brunnenfrau?
Brunnenfrauen müssen vor allem eines mitbringen: Leidenschaft und das Verständnis von natürlichen Heilmitteln. Viele von ihnen sind selbst große Fans des heilenden Wassers und trinken es regelmäßig. Aber auch medizinische Vorkenntnisse sind gerne gesehen. Die Frauen stehen nämlich in engem Kontakt mit medizinischen Fachkräften und den sogenannten Balneologen, die sich speziell mit der Wirkung von Bädern und Heilwasser befassen. Diese haben über die Jahre hinweg bestimmte Leitfäden entwickelt, um die fachgerechte Einnahme des Wassers zu garantieren. Sie dienen den Brunnenfrauen als Grundlage für ihre Arbeit mit den Patienten und Kurgästen.
Erlebnisse rund ums Heilwasser
Damit es nicht langweilig wird, lässt sich Bad Kissingen immer wieder neue Erlebnisse einfallen, die Besuchern das Heilwasser schmackhaft machen. Zum Beispiel gibt es ein Heilwasser-Tasting, also so etwas wie eine Weinprobe mit Wasser. Gemeinsam mit den Brunnenfrauen probieren sich Teilnehmer durch die unterschiedlichen Heilwässer und erfahren mehr über ihre einzigartige Wirkung. Ein kleines Highlight der Probe sind verschiedene Schmankerl wie die Bad Kissinger Heilwasser-Pralinen.
Geschichtsfans buchen die Führung „Erlebnis Heilwasser im Wandel der Zeit“. Dabei erfahren sie mehr über die Geschichte Bad Kissingens und wie die Stadt zum bekannten Weltbad und Wellness-Wallfahrtort wurde. Der Ort in Bayern zählt nämlich zu den zehn bedeutendsten Kurstädten in ganz Europa und hat sich damit den Titel Unesco-Welterbestätte verdient. Natürlich erfahren die Teilnehmer auch etwas über die Traditionen und Rituale der Kur sowie über die Vorteile von Heilwasser und Salz.
Und weil Bad Kissingen immer am Puls der Zeit bleibt, muss man nicht mal hinfahren, um die Stadt zu erkunden. Auf der Website der Stadt wird ein digitaler Rundgang angeboten, bei dem man die Kuranlagen entdecken, die verschiedenen Heilwasser kennenlernen und den Weg des Wassers von der Quelle bis in die kupfernen Becken im Brunnenhaus mitverfolgen kann.
Bad Kissingen erleben
Das Heilwasser ist übrigens nicht nur zum Trinken da: In den KissSalis Thermen zum Beispiel können Besucher in dem heilsamen Wasser baden und dabei so richtig abschalten. Aktiver wird es in der Kneipplandschaft im Luitpoldpark, dessen Becken ebenfalls mit dem Bad Kissinger Quellwasser gefüllt sind. Und auch bei der Soleinhalation im Gradierwerk spielt das Wasser eine entscheidende Rolle.
Auch sonst ist die altehrwürdige Stadt immer einen Besuch wert. Die Plätze und Straßen mit ihren historischen Gebäuden laden ebenso zum Flanieren ein wie die prächtigen Parkanlagen der Stadt. Der Kurgarten unter den Linden sowie der Rosengarten mit seinem wunderschönen Springbrunnen eignen sich perfekt für Spaziergänge. Letzterer ist auch bei Dunkelheit eine Augenweide: Der deutschlandweit einzigartige Multimedia Brunnen lässt nicht nur sein Wasser zu klassischer Musik tanzen, sondern dient bei Dunkelheit als eine Art Projektionsfläche, auf der eine bezaubernde Lichtershow stattfindet.
Ergänzt wird das Ganze durch ein vielseitiges Veranstaltungs-Angebot von Konzerten bis Theater. Da wäre zum Beispiel das alljährliche Rakoczy-Fest im Sommer. Hier feiern Einheimische und Gäste gemeinsam die Wiederentdeckung der gleichnamigen Quelle. Diese galt nämlich als verloren, bis sie bei der Umlenkung des Saaleflussbetts im Jahre 1737 wieder ans Licht trat. Ein ganzes Wochenende lang wird die Stadt von Musik, Tanz und einem bunten Veranstaltungsprogramm dominiert. Und wer plötzlich Kaiserin Sissi, Theodor Fontane oder auch Otto von Bismarck neben sich stehen sieht, hat nicht etwa zu tief ins Heilwasser-Becken geschaut. Eine Vielzahl historischer Kurgäste mischt sich Jahr für Jahr unter das Volk und begeistert mit authentischen Kostümen und amüsanten Anekdoten.
Weitere Informationen zum Kurort findet ihr auf www.badkissingen.de.