Die eine groß und aufgewacht. Die andere eher klein und fast ein bisschen verschlafen: Fest steht, beide gehören zu der Metropolregion Hamburg und eignen sich deswegen wunderbar als Reisekombi. Wovon ist die Rede? Natürlich von Hamburg und dem niedersächsischen Lüneburg. Das Credo „Nordish by Nature“ gilt für beide. Das Label Städte am Wasser auch. Beide Hansestädte liegen im hohen Norden und außerdem gar nicht weit voneinander entfernt. Zwei Stadtschönheiten, in vielem ähnlich und doch so unterschiedlich. Jede auf ihre Art liebenswert und ganz sicher unbedingt eine Reise wert.
Die Metropolregion Hamburg besteht nicht allein aus der Weltstadt mit Stil, Charme und Herz. Sondern ist mit über 1.000 Orten, 20 (Land)Kreisen/kreisfreien Städten, vier Bundesländern eine superspannende touristische Region und so vielfältig. Wir haben mal nach einer tollen Kombination für eine Städtereise gesucht. Und dachten Hamburg und Lüneburg, das passt richtig gut. Ums Nachahmen wird gebeten – ihr werdet es nicht bereuen.
Erster Stopp: Welttstadt Hamburg. Die kühne multikulturelle Schöne. Wer gezielt die angesagten hippen Stadtteile ansteuert, der wird es gleich sehen. Hamburg ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Der türkische Gemüsemarkt an der Ecke, die Tulpen aus Holland, die den Verkäuferinnen fast schon beim Ausladen aus der Hand gerissen werden und die Pasteis de Nata, die portugiesischen Puddingtörtchen, die so köstlich und süß duften, dass man sich fühlt, als säße man mitten in Porto oder Lissabon. Klingt nicht nur weltoffen, ist es auch. Und zwar aus Tradition.
Schritt für Schritt durch Hamburgs Charmeoffensive
Ausgangspunkt: Hamburgs Schanzenviertel
Ausrüstung: bequeme Schuhe und gute Laune
Ausdauer: einen Tag, schließlich wollen wir alles genießen!
Auf zum Stadtspaziergang durch das Hamburger Schanzenviertel. Ein guter Startpunkt ist die Rote Flora, das einst heiß umkämpfte und inzwischen autonome Zentrum, das mittendrin liegt im urbanen Geschehen. Rundherum pulsiert die Stadt. Gutes Essen, nette Cafés und Shops, in denen es sich noch individuell Einkaufen lässt.
Erster Stopp zum Atmosphäre schnuppern: Erst mal einen französisch angehauchten Café au Lait genießen. Im Café unter den Linden tauchen Gäste in die Gelassenheit und Entspannung des Quartiers ein, während sie bei Sonnenschein mittendrin und doch abseits des angesagten Trubels sitzen. Natürlich kommt man locker mit dem einen oder anderen Besucher ins Gespräch. Die angebliche Hamburger Arroganz ist Schnee von gestern, die Hanseaten sind längst aufgetaut! Ein paar Meter weiter trifft sich die Szene am Abend zum Frites und Steak Tartar sowie Artischocken zutzeln im Bistro Carmagnole. Savoir-Vivre eben.
Nach der Stärkung heißt es Mitbringsel shoppen. Oder lieber der Lust auf etwas Süßes nachgeben? Einer der Traditionsläden ist das Teehaus Stüdemann, in dem auch die leckeren Schanzentrüffel gekauft werden können und die Auswahl ungewöhnlicher Schokoladen unverschämt verführerisch ist.
Das Schulterblatt ist die Hauptschlagader des Viertels. Über einer einschlägigen Kneipe hing hier übrigens einst das Schulterblatt eines Wals. Da ist sie, die Nähe zum Welthafen, die hier noch immer spürbar ist. Besonders im Herbst, wenn die Möwen im Wind das Viertel umkreisen. Wer den Blick nach unten richtet, der findet auch Geschichtliches auf dem Gehsteig. Beispielsweise die Grenzsteine von Hamburg und Altona. Denn Altona, heute ein Stadtteil Hamburgs, gehörte um 1640 zu Dänemark. Grenzgebiet oder wie der Hamburger sagte: All to nah (daraus wurde dann Altona), also allzu nah an Hamburg.
Lust auf ein bisschen außergewöhnliches Shopping?
An der Stresemannstraße wartet Vintage-Mode. Im Pick‘n Weight kann stundenlang in Klamotten aus vielen Jahrzehnten gestöbert werden. Das beste: der Preis geht nach Kilo. Und der Look aus dem Second-Hand-Shop passt zur Schanze wie die Currywurst zu Deutschland.
Wobei wir dann bei unserem nächsten Stopp wären: Die beste Currywurst des Nordens brutzelt schon auf der heißen Platte bei Schorsch nur drei Schritte weiter. Diese Currywurst ist legendär. Allein der besonders schmale Imbiss ist ein echter Hingucker. Zur „Currywurst scharf“ bestellt man am besten eine halbe Portion Kartoffelsalat und unbedingt eine Ananasbrause oder auch wahlweise ein Hamburger Astra. Je nach Tageszeit.
Und schon steigt der Duft von Frischgebackenem in die Nase, denn die bægeri backt nun im ehemaligen hinteren Werkstattteil des Gebäudes frisches Sauerteigbrot. Und richtig guten Kaffee gibt es obenauf. Vielleicht ein St. Pauli Loaf für den Weg? Denn jetzt geht es in die U-Bahn Linie 3 – und hier wartet die wohl prächtigste Fahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel. Das Licht am Ende des Tunnels hinter der Station St. Pauli gibt an den Landungsbrücken den wohl schönsten Blick frei.
Der Hafen wartet
So ein Hafen mitten in der Stadt ist schon ein echter Hingucker und auch ein Seelentröster. Hier schaukelt alles vorbei, was das Seemannsherz (auch Frauen haben eins) glücklich macht: Wasser. Große Pötte. Kleine Schiffe. Barkassen.
Und dann steht da auch schon die imposante und alles überragende Elbphilharmonie. Ein architektonisches Meisterwerk. Eine wirkliche Schönheit, die alles im Blick hat. Wer mag, kann das prächtige Panorama von der Plaza genießen. Und zwar kostenlos.
Genau der richtige Startpunkt übrigens, um an der Wasserlinie entlang zu schlendern. Vorbei an der Rickmer Rickmers, dem Museumsschiff, das inzwischen mit Aktionen wie Escape Room und auch Klettern in den Seilen des Masts lockt.
Wer nicht ganz so viel Aufregung und Adrenalin für sich beansprucht, der wandert einfach weiter. Vorbei an den Landungsbrücken bis zur Brücke 10, wo es einfach die leckersten Krabbenbrötchen gibt.
Jetzt kommen wir zum Klassiker. Der alte Elbtunnel, da lässt es sich prima abtauchen und bei sonnigen Tagen auch abkühlen. Also runter in den Tunnel, um historisch spannend die Elbe zu unterwandern und auf der anderen Elbseite wieder rauszukommen. Aber dann schnell zurück und die Füße im Strand Pauli Beach Club im Sand vergraben. Hier kann man die Containerschiffe vorbeiziehen sehen, die gern mal die Sicht auf die Sonne versperren, weil sie so hoch wie Wolkenkratzer sind.
Weiter geht’s am Fischmarkt entlang, wo an Sonntagen zwischen fünf und halb zehn Uhr morgens Fisch und Allerlei Kram verhökert wird. Jeder Besucher Hamburgs sollte dieses Spektakel einmal erlebt haben.
Weiter geht’s die Elbe entlang bis zum Dockland, das aussieht wie eine hochmoderne Motorjacht und dennoch ein Bürohaus ist. Es ist ein Highlight der Stadt, das dem Hamburger Architekten Hadi Teherani zu verdanken ist. Wer fit im Treppensteigen ist, der kann die 136 Stufen bis zur Aussichtsplattform erklimmen und wird auch hier mit einer Traumaussicht belohnt.
In Laufrichtung sehend kann man dann bereits fast schon die Strandperle sehen, die Mutter aller Hamburger Beach Clubs. Dort wartet dann Entspannung bei Kaffee und Kuchen. Ein Genuss!
Zeitreise in die Lüneburger Altstadt
Genug von der großen Stadt? Dann ab in den nächsten Zug Richtung Lüneburg. Lediglich eine knapp 45-minütige Fahrt trennt die Metropole von der beschaulich schönen Stadt.
Ausgangspunkt: Lüneburger Marktplatz
Ausrüstung: bequeme Schuhe und gute Laune
Ausdauer: mindestens einen halben Tag, um die mittelalterliche Altstadt auf sich wirken zu lassen und auch wirklich keinen der hübschen Giebel zu übersehen.
Lüneburg entschleunigt bereits bei Ankunft. Und ganz besonders, wenn im Frühjahr Bäume und Sträucher in voller Blüte stehen. Es empfiehlt sich ein gemütlicher Entdeckerspaziergang. Los geht es im Herzen der Lüneburger Altstadt: am Marktplatz. Und schon hier dürfen die Kameras gezückt werden, denn dank der lieblichen Gassen und schönen Häuser gibt es zahlreiche schöne Postkartenmotive zu sehen. Fachwerkhäuser mit mittelalterlichen Backsteinfassaden, Kopfsteinpflaster, niedliche Sprossenfenster und kleine Kranhäuschen oben auf den Speichern – ein echter Zeitensprung.
Apropos Postkartenmotiv: Der Rathauskomplex ist ein echter Hingucker und hat auch besonders hübsche innere Werte. Also unbedingt den Innenhof anschauen, irgendwas blüht dort immer. Auch eine Führung lohnt sich durchaus, immerhin entstand die norddeutsche Schönheit um das Jahr 1230. Ebenfalls lohnenswert ist der Besuch der St. Nikolaikirche, einer Backsteinbasilika aus dem Jahre 1409.
Ein Städtetrip ohne Shopping ist doch kein richtiger Städtetrip, oder? Deshalb zieht es uns erst einmal in Fräulein Paulas Concept Store. Allerdings kann das durchaus ein etwas längerer Stopp werden, denn die Auswahl ist top. Und wer zufällig auch Hundebesitzer ist, kann in Paulas Zweigstelle Fräulein Paulas Hund vorbeischauen, um tolle Tieraccessoires zu kaufen. Auch ein Traum für Frauchen und Herrchen. Kleinigkeiten für die Daheimgebliebenen fehlen noch? Dann lohnt ein Abstecher zu Samowar Tea & Records, wo man zu einer köstlichen Teezeit schnuckelige Geschenke kaufen kann. Uns gefallen besonders die Fliesen von „ask a duck“, einem Künstlerehepaar aus Paderborn, die Illustrationen auf Fliesen drucken. Wer etwas länger hier ist, der kann in dem süßen Tee-Café sogar Live-Konzerte erleben. Vielleicht mit Kräutertee statt mit Bier?
Apropos Kräuter. Die gibt es selbstverständlich auch in der Alten Raths-Apotheke. Wieso man eine Apotheke auf seinen Stadtspaziergang mit einplanen sollte? Nein, nicht wegen der Blasenpflaster. Betreten ist nicht unbedingt notwendig, denn das Highlight ist das zwei Etagen hohe und bunt bemalte Sandsteinportal an der Fassade. Wow!
Es ist fast so kunterbunt wie die leckeren Torten im Café Auszeit. Und wenn wir schon beim Thema süß sind: Lohnenswert ist ein Besuch in der Schokothek bei Sabine Schlenker, die sich seit etwa sieben Jahren mit der beliebten Schokolade beschäftigt. Das geht so weit, dass sie in ihrem Lädchen sage und schreibe 150 Sorten anbietet. Und damit nicht genug, sie stellt auch ganz ortstypische Pralinen her, die sich wunderbar als Mitbringsel eignen. Wenn man sie denn nicht vorher schon selbst genussvoll verzehrt hat. Deshalb ist der Kauf einer „Salzmarie“ auch eine kleine Versuchung.
Der Stadtgeschichte rückt im Museum Lüneburg in den Fokus. Die Exponate umfassen teilweise die Stadt- und Hansegeschichte, aber auch andere Epochen bekommen einen Raum. Wie beispielsweise die Eiszeit. Das Museum lohnt sich, allein um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie Lüneburg so schön wurde. Das Gebäude ist architektonisch aufwendig und schön gestaltet. Und wer neben den vielen historischen Gebäuden zudem das Salzmuseum besucht, erhält einen guten Überblick.
Nach dem Museumsbesuch geht’s einfach an der Illmenau wieder hoch, bis zum alten Kran am anderen Ufer. Dort einfach durchatmen und die wunderbare Atmosphäre in Lüneburg genießen. Am bildschönen Stintmarkt kann man den Tag dann in nahezu südländischem Flair herrlich ausklingen lassen. Hier, wo einst mit Stint, einem heringsähnlichen Fisch, gehandelt wurde, kann man sich einfach nur in Lüneburg verlieben. So wie man am Hamburger Hafen garantiert die Liebe zu Hamburg entdeckt!
Mehr Infos zur Metropolregion Hamburg und zu Städten und Kultur finden sich bei Visit Northern Germany und natürlich bei facebook und Instagram.