Wer überfordert ist, vom Getöse der Welt, dem sei gesagt. Erstens: Du bist nicht allein. Zweitens: Wir kennen einen Ort, der die Seele beruhigt, den müden Geist belebt und das Nichtstun zum Erlebnis werden lässt. Bitte einchecken im Parkhotel Egerner Höfe.
Wiedersehen macht Freude
Vor etwa 14 Jahren bin ich schon einmal die schmale Straße zum Parkhotel hinaufgefahren. Damals war meine Tochter in der dritten Klasse und unser Stopp vorweg Neuschwanstein. Und obwohl sie, von Geburt an, ein Charakter ist, der sich nicht leicht beeindrucken lässt, hat dieses Selbstverwirklichungsschloss Ludwigs dennoch Eindruck auf sie gemacht. Doch – das klingt jetzt kitschig, ist aber mit jeder Silbe wahr – dieses pittoresk gelegene Hotel mit seinen traditionellen Häusern kam genau dieser Begeisterung ihrerseits sehr nah.
Damals war die Lobby noch klassisch. Heute macht die Lobby auf mich solch einen Eindruck, dass ich mich bei der Anreise am liebsten erst mal gesetzt hätte, um ein „Wow, ist das schön“ auszusprechen und auszuatmen. Denn ja, ich bin eine gestresste Seele. Mein Leben ist so kompakt getaktet, dass jede Abweichung eine Kette von Umorganisationsorgien nach sich zieht. Ich will nicht jammern, vielen geht es so. Ich will nur sagen, dass allein hier schon die Lobby wirkt. Hier ist nichts mehr klassisch. Dafür aber wunderschön.
Die Wände sind kunstvoll mit Holz verziert, wobei sie ein Zickzack-Muster darstellen, dass ich jetzt einfach mal als stilistisches Bergpanorama interpretieren würde. Der große Raum erstrahlt in einem warmen Licht. Wie gemütlich. Es strahlt das aus, was das Personal einem freundlich entgegnet. „Herzlich willkommen!“
Per Tunnel zum Spa
Das Parkhotel Egerner Höfe ist ein Fünf-Sterne-Superior-Hotel, das aus einem Haupthaus und zwei zusätzlichen Höfen besteht. Dem Hof Wallberg und dem Hof Sillberg. Beide sind in der ortstypischen traditionellen Bauweise auf der gegenüberliegenden Straßenseite erbaut. Das war damals bereits so. Und damals gab es auch den Tunnel, den meine Tochter einst staunend durchschritt. Und ehrlich gesagt sind wir heute nicht minder beeindruckt. Da man aber den Gästen schon immer einen bequemen und vom Wetter unbeeindruckten Übergang ermöglichen wollte, wurde ein Tunnel angelegt, in dem der Gast bequem in Bademantel und Frotteeschlappen den Weg von seinem Zimmer ins Spa findet. Unter der Straße hinweg.
Aber wenn wir schon beim ersten Eindruck sind, dürfen wir nicht nur über innen reden. Denn dieses Hotel liegt auch wunderschön. Alter Baumbestand im hauseigenen Park, der imposante Wallberg im Hintergrund und nur einen Steinwurf vom Tegernsee entfernt. Ganz klar, dieses Fleckchen ist bei Ankunft schon ein Lieblingsort.
Das Hotel nennt diesen Stil, diese Atmosphäre „leisen Luxus“. Das trifft es genau. Zwar steckt die Liebe in jedem Detail, doch das schreit nicht poppig von den Wänden. Es umhüllt einen dezent liebevoll. Es strahlt einen Satz aus, der mir immer wieder durch den Kopf geht: Ich möchte hier sein.
Ein Refugium der Ruhe
Das könnte auch an der tollen Suite liegen, die wir bezogen haben. Duplex mit En-suite-Badezimmer in der oberen Etage und einem Balkon vorm Schlafzimmer. Ein Kamin im Wohnzimmer, noch einen Balkon, noch ein Bad und ein Zimmer für die Kinder auf der unteren Etage. Wer hier nächtigt, muss nicht ständig nach dem nächsten Ausflug suchen. Ein Buch, ein Glas Bier und die Aussicht sind schon eine gute Portion Balsam für die Seele.
Doch damit ist es nicht genug. Das 1.500 Quadratmeter große Mangfall Spa ist ein Refugium der Ruhe und ein Rückzugsort, der verzückt. Und zwar so sehr, dass einem selbst bei tollstem Wetter die Erkundung der Natur im Tegernseer Tal absolut schnuppe ist. Mein neues Credo: Revitalisierung braucht nicht zwingend viel Bewegung.
Schön ist der 20-Meter-Pool mit Möglichkeit, nach draußen zu schwimmen. Es locken vier Saunen, ein Dampfbad sowie eine Eis-Lounge für Erholung und Entspannung. Die Atmosphäre hat nichts Verstecktes. Große Glasfronten sowie raumhohe, bepflanzte Glaskuben schaffen mit einem ausgeklügelten Lichtkonzept eine Wohlfühlaura, die man schon instagrammable nennen könnte. Natürlich darf sich auch im hoteleigenen Park ausgeruht werden. Und das möchte man natürlich. Denn auch hier wird leiser Luxus zelebriert. Die Atmosphäre kriecht in die gestressten Gemüter und legt den Schalter selbstständig um auf entspannt.
Ein zweiter Stern für den Spitzenkoch
Entspannen kann sich jetzt auch Chefkoch Thomas Kellermann. Wobei – vielleicht eher das Gegenteil. Denn dieses Jahr überzeugte er mit seiner Umsetzung von regional inspirierter Kulinarik auf Spitzenniveau so sehr, dass er mit dem zweiten Michelin-Stern belohnt wurde. Moderne Gerichte mit klaren Aromen werden hier serviert und dabei wird natürlich sehr viel Wert auf ein qualitativ ausgezeichnetes Produkt gelegt. Und das schmeckt man.
Und wenn ich ganz ehrlich bin, ist ein Aufenthalt im Traumhotel Egerner Höfe nur komplett, wenn im Dichter auch diniert wird. Denn das ist schon ein ganz besonderes Erlebnis. Und welchen Kellermanns-Klassiker sollte man dringend einmal probieren? Den Phönix! Eine Fenchelknolle im Ganzen, die im Salzteig gegart und mit Salat von Bronzefenchel serviert wird. Und was fällt dabei auf? Richtig, es ist vegetarisch.
Da fällt mir eine Anekdote vom ersten Besuch ein. Im Restaurant gab es damals einen großen Holztisch, der mittendrin stand. Ich habe meiner Tochter damals erzählt, dass da immer die ganz wichtigen Gäste sitzen. Habe aber heimlich gefragt, ob wir abends dort sitzen durften. Ganz beeindruckt war sie dann, als sie abends dort Platz nehmen dürfte. Am wichtigsten Tisch des Restaurants. Der wäre heute die „Rock Bar“. Hier bekommen sechs Gourmets einen besonderen Einblick hinter die Kulissen sowie die Zubereitung der einzelnen Gänge. Thomas Kellermann und sein Küchenteam haben so die Möglichkeit, die Gänge persönlich zu servieren. Fragen dürfen gestellt werden, Lob hört man gerne, und man wird es gerne aussprechen. Haben wir schon gesagt, dass es verdammt lecker ist und jeder Gang richtig glücklich macht?