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Ostbayern Touren durch die Burg Trausnitz in Landshut
Tourismusverband Ostbayern

Ostbayern: Hier kommt das „Tour“ in „Tourismus“

Text
Konrad Bender

Was viele Menschen außerhalb Bayerns nicht wissen: Der Freistaat besteht tatsächlich aus mehr als München und Allgäu. So findet sich in den Bundeslandgrenzen auch die Region Ostbayern. Die formiert sich aus den Landesteilen der Oberpfalz und Niederbayerns und lässt sich auf der Karte leicht an der Grenze zu Tschechien erkennen. Doch die Region hat mehr zu bieten, als nur eine markante Landesgrenze. Einige der unterhaltsamsten Touren in Ostbayern wollen wir hier handverlesen vorstellen.

So ist Ostbayern, man mag es kaum glauben, ein Landstrich mit einer reichhaltigen Geschichte, die sich noch heute erfahren lässt. In vielen größeren und kleineren Orten werden nämlich historische Stadtführungen angeboten, häufig mit dem Nachtwächter zu später Stunde. Und von tanzenden Lichtern und heulendem Wind in Altstadtgässchen umgeben, fragt man sich doch, ob man wirklich noch im 21. Jahrhundert unterwegs ist.

Weiden: Auf Du mit der Natur

Da wäre zum Beispiel Weiden in der Oberpfalz. Das idyllische Oberzentrum mit gut 42.000 Einwohnern wartet mit einer ökologischen Entdeckungsreise in Form eines stadtökologischen Lehrpfads auf. Hier erfahren Besucher eine ganze Menge über das Zusammenspiel von Mensch und Natur in und im Umfeld einer Stadt. Welche Tiere fühlen sich auf Kirchturmspitzen so richtig wohl, was für Pflanzen verzieren gerne mal eine historische Stadtmauer und wie helfen Flora und Fauna dabei, die Stadt vor Hochwasser zu schützen? All diese Fragen und mehr werden auf dem Lehrpfad beantwortet, der übrigens auch in Form einer Radtour erlebt werden kann. Bei all der Natur kommt aber auch die menschengemachte Kultur nicht zu kurz, die es in Weiden in Form von allerlei historischen Denkmälern zu bewundern gibt.

Älteres Pärchen spaziert durch Weiden in Ostbayern
TVO/ Thomas Kujat

Straubing: Das Amsterdam Niederbayerns

In Straubing in Niederbayern ist noch heute das Mittelalter lebendig. Zum Glück nicht in der Rechtsprechung oder Vorstellungen öffentlicher Ordnung, aber dafür umso mehr architektonisch und ganz einfach vom Flair. 7.000 Jahre Siedlungsgeschichte kann die Stadt vorweisen, während der Straubing mal herzogliche Residenzstadt, mal kurfürstliche Stadt war, immer aber eng verbunden mit den bayerischen Herrschern. Demensprechend vielfältig sind die Themenführungen, die sich nicht nur historisch interessierten Gästen der Stadt bieten. In der Tour „Von Betschwestern, Weißgerbern, Blaufärbern und zünftigen Gesellen“ zieht man mit einer Handwerksfrau in den Trubel der Stadt und begibt sich auf die Suche nach den Spuren alter Handwerksberufe. Als Belohnung winkt – wie sollte es anders sein – die Verkostung einer historischen Bierspezialität.

Etwas mehr Historie gefällig? Gar kein Problem! Die Führung „Herzogtum Bayern-Straubing-Holland“ leitet den geneigten Architekturfreund geradewegs zu einem steingewordenen Kuriosum: einer holländischen Residenz aus dem 14. und 15. Jahrhundert – mitten in Niederbayern! Darüber hinaus werden in Straubing Touren zur unglücklichen Liebe des Fürstensohns Albrechts III. und dessen Gemahlin Agnes Gebauer im 15. Jahrhundert geboten – oder auch eine Führung, die die italienischen Impulse in Straubing in den Vordergrund stellt. Da wird einem wirklich nicht langweilig.

Deggendorf: Wo Knödel über die Mauer fliegen

Die Große Kreisstadt Deggendorf wird in Kennerkreisen auch als Tor zum Bayerischen Wald gehandelt. Am Fuße dieses gar nicht mal so unbekannten Forstes nämlich liegt die Stadt, gleich gegenüber der Isar-Mündung in die Donau, welche Deggendorf bis heute prägt. Im hohen Mittelalter sahen die Bürgerinnen und Bürger sich wiederkehrenden Einfällen der benachbarten Böhmen (heute Tschechien) ausgesetzt, sodass sie, der Sage nach, einen gewissen Erfindungsreichtum an den Tag legten. So heißt es, dass während einer wochenlangen Belagerung 1266 die Frau des Bürgermeisters einen Knödel über die Stadtmauer geworfen haben soll, obwohl die Lager völlig leer waren. Die Böhmen aber dachten, wer nach Wochen der Belagerung noch mit derartigen Delikatessen um sich werfen könne, dessen Lager müsse auf Wochen gefüllt sein. Kurzerhand sollen sie die Belagerung abgebrochen haben und weitergezogen sein.

Ob das nun stimmt oder nicht, das müssen Historiker entscheiden. Die Deggendorfer jedenfalls bezeichnen ihre Heimat bis heute stolz als Knödelstadt. Und so ist es kein Wunder, dass man heute noch an einer Führung mit der „echten“ Knödelwerferin teilnehmen und sich eine Menge über die Geschichte Deggendorfs erzählen lassen kann. Dabei soll die niederbayerische Stadt nicht nur auf ihre kugeligen Kartoffelspezialitäten reduziert werden. Auch an einer Tour mit Herzogin Agnes von Niederbayern, die Deggendorf ihrerzeit das Stadtrecht verlieh, lässt sich teilnehmen und viel lernen, inklusive Besteigung des Rathausturms. Von dort lässt es sich sicher auch ganz hervorragend mit Knödeln werfen.

Ostbayern Touren mit einer echten Knödelwerferin in Deggendorf
TVO/ Stadt Deggendorf

Dingolfing: Von Bädern und Brunnen

Heutzutage ist das niederbayerische Dingolfing zwar eher für das Werk einer bayerischen Motorenschmiede bekannt, doch schon vor Erfindung des Ottomotors herrschte in der Stadt ein reges Treiben. Davon zeugen noch Baudenkmäler und Überreste, die aber auf den ersten Blick gar nicht so leicht zu finden sind. Gut, dass es die Themen-Tour „Auf den Spuren von Badern und Barbieren“ gibt. Mit der erkundet man sonst für die Öffentlichkeit verschlossene Bereiche der Stadt, wie beispielsweise die historische Badstube sowie den Kühlbrunnen. Beide bieten einen Einblick in das Leben vergangener Zeiten, fernab von Politik oder Wirtschaft und hin zu den alltäglichen Belangen der Menschen: der Körperhygiene. Da hat sich in den letzten Jahrhunderten einiges getan, wie man in der Führung lernen kann.

Alternativ bietet Dingolfing auch eine „Entdeckungsreise in die Unterwelt“. Dabei geht es zwar nicht wie bei Orpheus ganz hinab in den Hades, aber doch immerhin in die erhaltenen mittelalterlichen Keller unter der Erde. Dabei könnte das Motto auch „Baukunst und Braukunst“ lauten, denn viele der unterirdischen Bauten dienten den ortsansässigen Brauereien vor der Erfindung moderner Kühltechnologie vor allem als Eiskeller. Ebenfalls nass (zumindest thematisch) wird es in der Tour „Brunneng’schichten“, in der Besucher anhand von mehr als 19 Brunnen die Dingolfinger Geschichte abklappern können.

Mann klettert in die Unterwelt von Dingolfing, die man auf einer der Touren durch Ostbayern kennenlernen kann
TVO/ Stadt Dingolfing

Landshut: Alle vier Jahre Hochzeit

Einst war Landshut die wichtigste Stadt in Ost-, wenn nicht gar in ganz Bayern. Denn im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit war Landshut die Residenzstadt der Herzöge von Bayern-Landshut, die die Stadt dementsprechend mit allerlei Bauwerken gesegnet haben, die man heute noch bestaunen kann. Dazu zählen, hoch oben über der Stadt, die Burg Trausnitz, diverse Kirchen und Kapellen oder auch einige Wehranlagen, von denen heute noch zwei mächtige Stadttore erhalten sind. In der Tour „Eine Hofdame erzählt“ berichtet die namensgebende Hofdame aus dem Gefolge Herzog Georgs in originalgetreuem Kostüm von den vielen adeligen Gästen, die die Stadt im Laufe ihrer Zeit besucht haben.

Alle vier Jahre aber dreht man in Landau so richtig auf. Dann nämlich wird einem der größten Ereignisse in der Stadtgeschichte Tribut gezollt, der Landshuter Hochzeit: 1475 wurde der Herzogssohn Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig vermählt und anlässlich dessen in Landshut eine absolute Ausnahmefeierei veranstaltet. Und weil das die Stadt derart geprägt hat, wird die Hochzeit heutzutage eben alle vier Jahre nachgestellt. Mit 2.500 Laiendarstellern in historischen und originalgetreuen Kostümen zählt die „LaHo“ zu den größten historischen Festen Europas – und ist sicher eine Reise wert.

Menschen bei der Landshuter Hochzeit in der ostbayerischen Stadt Landshut
TVO/ Die Förderer e.V.