Fast lautlos und sehr gemächlich gleitet das Boot durch das Naturwunder aus Wald und Wasser. Wenn eine Badstelle besonders idyllisch erscheint oder sich in der Ferne plötzlich Fischotter zeigen, dann drosselt man den Motor und hält einfach an. Denn bei einem Hausbooturlaub auf der Müritz ist man sein eigener Kapitän.
Schon bevor es an einem der drei Abfahrtshäfen Wolfsbruch, Fürstenberg oder Jabel auf das Boot geht, überkommen einen die Glücksgefühle. Und Zweifel. Ist das zu schaffen, den großen Kahn ohne Bootsführerschein sicher über die Müritz zu navigieren, die Schleusen zu bewältigen und zu ankern? Wird schon! Die Freude überwiegt: Eine Woche lang mit den Liebsten durch diese atemberaubende Natur zu schippern und dort zu ankern, wo es besonders gefällt – das fühlt sich fast zu schön an, um wahr zu sein. Die pure Freiheit inmitten der unberührten Wasserlandschaft Mecklenburgs wartet!
Die Müritz-Umrundung
Nach einer kurzen theoretischen und praktischen Einweisung geht’s direkt los und die Mannschaft findet sich plötzlich allein auf weiter Flur wieder, besser gesagt auf weiter See. Denn schließlich schippert man über die Müritz, Deutschlands größten Binnensee und Teil der Mecklenburgische Seenplatte, mit ihren knapp 1.000 Seen.
Am Anfang müssen sich noch alle finden in ihrer neuen Rolle als Kapitäne und Leichtmatrosen. Doch spätestens nach dem ersten Tag werden alle sicherer, wissen beispielweise, dass die Lenkung verzögert reagiert und können mehr und mehr genießen. Mit zehn Kilometern die Stunde tuckert man durch eine Natur zum Staunen und eine Ruhe, die zu Beginn fast unerträglich laut erscheint. Doch mit jedem Kilometer wird das gedrosselte Tempo und die Stille zur Normalität. So geht Entschleunigung.
Die Natur vorm Bug
Und eines wird nach kurzer Zeit schon offensichtlich: Mit einem Hausboot die außergewöhnliche Natur zu erkunden, ist besser als jeder Naturfilm. Im See tummeln sich Fischotter, Hechte, Karpfen und Barschschwärme, am frühen Morgen grast das ein oder andere Reh am Ufer, Seeadler fangen geschickt ihre Beute und erheben sich wieder in die Lüfte. Naturschauspiele, wohin das Auge blickt.
Aufregend wird es an der ersten Schleuse. Hektik bricht aus. Wer lenkt, wer springt raus und wer vertaut die Seile? Bloß nicht anecken oder gar ein anderes Boot einquetschen. Doch es geht alles gut und Euphorie und gute Laune machen sich breit. Bei einer kurzen Lagebesprechung werden die wichtigsten Fragen des Tages geklärt: Wo sollen wir heute Abend ankern? Lieber im Hafen oder in der Natur fernab der Zivilisation? Lieber kochen oder im Restaurant essen? Und welchen Stopp sollten wir auf der heutigen Etappe einlegen? Doch das Schöne: Alles kann, nichts muss. Und spannende Stopps warten überall: Mühlen, Kirchen, Schlösser, pittoreske Häfen, bildhübsche Dörfer und idyllische Strände. Auf der Route liegen zudem Schloss Mirow, Rheinsberg, das Müritzeum in Waren, das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh und der Bärenwald Müritz im Süden des Plauer Sees.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Und dann müssen auch diese faulen Tage sein, an denen man einfach die Seele baumeln lässt, am Sonnendeck die Aussicht genießt und nach Herzenslust ins glasklare Wasser springt, wann immer es einem danach ist. Und das geht nicht nur im Sommer. Auch im Herbst ist das Wasser von den Sommermonaten noch so aufgewärmt, dass Baden möglich ist. Morgens liegen mystische Nebelbänke über dem See, die sich hervorragend beim ersten Kaffee an Deck beobachten lassen, und das buntgefärbte Laub lässt die Wälder noch hübscher erscheinen.
Vogelgezwitscher wäre untertrieben
Anfang Oktober ist auch die Zeit der Kraniche – es ist ein wahres Spektakel, wenn bis zu 60.000 Tiere auf ihrem Weg nach Süden in Mecklenburg-Vorpommern rasten. Verstehen kann man sie gut, denn es ist wohl eines der schönsten Fleckchen Deutschlands. Hausboot-Kapitäne haben am Ende ihrer Reise die entschleunigende Art des Reisens liebgewonnen und verlassen das Boot, die See und die beeindruckend schöne Natur nur schweren Herzens.
Le Boat betreibt an der Mecklenburgischen Seenplatte drei Abfahrtshäfen: Von Jabel aus erreichen Bootsurlauber die Müritz in weniger als einer Stunde, von der Marina Wolfsbruch und Fürstenberg dauert die Fahrt circa drei bis vier Stunden. Von hier aus bieten sich auch Touren Richtung Süden an.
Preisbeispiel
Die Bootsmiete* für eine Woche ab/bis Marina Wolfsbruch am 12.10.2022 auf einer Clipper (zwei Kabinen, maximal sechs Personen – ideal für zwei Paare oder Eltern mit ihren Kindern) kostet ab 1.189 Euro die Woche (anstatt ab 2.859 Euro im Juli).
