Beste Bedingungen für Hochgefühle: Wer sich auf einen Gang über Deutschlands schönste Hängebrücken wagt, der gewinnt – an schwindelerregenden Ausblicken und berauschenden Glücksgefühlen.
Drahtseilakt im Hunsrück: Geierlay Hängebrücke
Sie ist die wohl am meisten fotografierte Hängebrücke Deutschlands: Die Geierlay-Brücke im beschaulichen Hunsrück im Bundesland Rheinland-Pfalz. Hier pilgern all jene hin, die ein bisschen Nervenkitzel suchen: vom Influencer auf der Jagd nach dem spektakulärsten Bild bis hin zu Familien auf einem Sonntagsausflug.
360 Meter spannt sich die Brücke über die mit Fichten übersäten Täler des Hunsrück. 62 Tonnen wiegt der Hochkaräter und hat satte eine Million Euro gekostet. Für Besucher jedoch kostet es Überwindung: Die Planken wanken und der Griff geht sofort zum Stahlseil, das Sicherheit vermittelt. Gehörig schwanken tut es trotzdem noch. Für einige ist das schon genug an Nervenkitzel und der Rückzug wird angetreten. Den Wagemutigen wird es erst dort mulmig, wo die Brücke richtig durchhängt. In der Mitte ist der tiefste Punkt erreicht: rund 100 Meter weit kann man hinunter in die Schlucht blicken.
2015 wurde die Hängeseilbrücke eröffnet. Seitdem hat sie schon über eine Million Besucher aus aller Welt gezählt. Die Brücke erreicht man nur zu Fuß. Unser Tipp: Den Besuch mit dem 5,5 Kilometer langen Rundwanderweg, der Geierlayschleife mit einem Teilabschnitt des Saar-Hunsrück-Steigs, verbinden. Startpunkt ist das Besucherzentrum Mörsdorf. Der Eintritt ist kostenlos.
Dieses Kribbeln im Bauch: Wildline Hängebrücke in Bad Wildbad
Das Herz schlägt bis zum Hals, die Hände sind schweissnass – bis zum ersten Schritt. Dann überkommt einen ein wohliges Kribbeln im Bauch. Adrenalin pur! Jedenfalls für all jene, die keine Höhenangst plagt. Die Wildline in Bad Wildbad im Norden des Schwarzwalds ist an ihrer höchsten Stelle mit 60 Metern über dem Grund nicht ganz so hoch wie die Geierlay im Hunsrück, aber nicht minder spektakulär – und auch ein Stückchen länger. 380 Meter balanciert man über dem Abgrund.
Unter sich die Wipfel der stattlichen Schwarzwaldtannen, die von der Wildline aus eher wie Miniaturbäume ausschauen. Seit 2018 erproben sich hier mutige Schwindelfreie. Absolute Besonderheit: Die Brücke lässt sich nicht hängen, sondern macht einen Bogen nach oben.
Wer nach so viel Adrenalin seine Nerven beruhigen muss, der kann den beschaulichen Märchenpfad entlangspazieren, der an die Wildline angeschlossen ist. Das Tagesticket für Erwachsene kostet €9, für Kinder (6-14 Jahre) €7.
Hinein in den Urwald Thüringens: Hängeseilbrücke im Bärental
Ach du Schreck, das schaukelt ja ganz schön hoch und runter! Alltägliche Ausrufe an der Hängeseilbrücke im Bärental. Denn die ist nichts für schwache Nerven. Erst 2019 eröffnet, ist sie bewusst aus Stahl und Holz konstruiert, möchte ausdrücklich keine Rekorde brechen, sondern wurde sanft in die umgebende Natur eingefügt. So ist die Brücke Baumwipfelpfad und Ausblick zugleich. 180 Meter lang, 85 Zentimeter schmal und 25 Meter über Tal ist sie der Einstieg in den Thüringer Urwaldpfad der Hohen Schrecke.
Tatsächlich erreicht man die Brücke auch nur zu Fuß. Hinter den schwankenden Planken warten dann die urwüchsigen Laubwälder sowie eindrucksvolle Streuobstwiesen, Hohlwege und alte Buchenwälder des Wiegentals und Rabenwaldes. So harmonisch ist man wohl selten gewandert, denn wo treffen schon so melodisch klingende Namen wie Urwald, Bären- und Wiegental sowie Rabenwald aufeinander. Immer dem beschilderten Urwaldpfad nach.
Der Gang über die Hängebrücke ist kostenlos. Allerdings kostet das Parken auf dem Wanderparkplatz €3 bis €5. Die Einnahmen fließen in den Erhalt der Brücke.
Schwindelerregendes Superlativ im Harz: Titan-RT Hängebrücke
Festes Schuhwerk und eine ordentliche Portion Mut werden hier benötigt. Die Titan-RT im schönen Harz überspannt mit sagenhaften 458,5 Metern das Rappbodetal und das Bode-Staubecken. Zwei Superlative treffen aufeinander, denn mit 106 Metern Höhe ist die Staumauer die höchste in Deutschland und die Hängebrücke die längste ihrer Art in Deutschland.
Und so spaziert man über den Giganten – unter den Füßen bloß einen robusten Gitterrost, der den Blick auf den 100 Meter entfernten Grund freigibt. Deswegen lieber den Blick heben und die herrliche Berglandschaft drumherum genießen und das Gefühl von Freiheit tief einsaugen. Zudem gibt das 130 Zentimeter hohe Geländer Sicherheit.
Noch nicht genug Nervenkitzel? Direkt unter der Titan-RT könnt ihr Euch den absoluten Adrenalin-Kick holen: Mit dem GigaSwing, einem Pendelsprung, geht es 75 Meter in die Tiefe. Nach dem Fall pendelt man gemütlich aus, bevor man wieder hinaufgezogen wird. Tickets Titan-RT für Erwachsene kosten €6, für Kinder (4-14 Jahre) €4.
Durchhängen mit Alpenpanorama: Hängebrücke im Klausbachtal
Es gibt wohl kaum ein schöneres Motiv für eine Hängebrücke in Deutschland: Im Hintergrund erheben sich die gezackten Gipfel der Ramsauer Dolomiten und davor setzt sich die Hängebrücke malerisch in Szene und verbindet die Ufer über dem Klausbach. Elf Meter baumelt sie über dem Boden, überbrückt 55 Meter zwischen den Ufern und unter den Füßen rauscht der Klausbach. Je nach Jahreszeit ist der Fluss auch mal ausgetrocknet. Doch wenn im Frühjahr das Eis zu schmelzen beginnt und der Fluss anschwillt, kann er schon beängstigend unter der schaukelnden Brücke hinwegrauschen.
Jahr für Jahr muss die Hängebrücke repariert werden. Hochwasser, Felsstürze und Lawinen lassen sie im wahrsten Sinne des Wortes durchhängen. Das Klausbachtal liegt im Nationalpark Berchtesgaden, das an der Grenze zu Österreich ein phantastisches Wandernetz spinnt. Es gilt als das Tal der Almen und der Adler, denn mit Glück seht ihr einen Steinadler über dem Tal kreisen.
Nach unendlich vielen Fotos kann es dann über die Hängebrücke in Richtung Bindalm weitergehen, von wo aus ihr einen grandiosen Blick in Richtung Reiter Alm genießen könnt. Alm-Hopping in schönster Umgebung.