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Zwei Jungs stehen auf Aussichtsplattform und genießen den Blick über das Saarland
Petair/ Shutterstock.com

So schön ist das Saarland

Text
Marie Tysiak

Das Saarland ist Deutschlands rustikale Schöne. Dabei bleibt das kleine Bundesland an der Grenze zu Frankreich ein echter Geheimtipp. Grüne Hügel überziehen das Land, Industriekultur zeugt von der Vergangenheit als Bergbau-Bundesland. Und die Menschen? Keine saarländische Redewendung könnte die genussvollen Saarländer besser beschreiben als ihr Leitspruch: „Hauptsache gut gegess!“ 

Hippes Hauptstädtchen: Saarbrücken

Saarbrücken, die Hauptstadt des Saarlandes an der schönen Saar, ist ein lohnenswerter Mix aus Residenz- und Lebestadt mit In-Vierteln. Auf einem Hügel thront das weiße Schloss, an einen schönen Platz angeschlossen die Schlosskirche und der Landtag. Wer durch die vielen coolen Cafés, Restaurants, Kneipen, Second-Hand- und Vintage Stores streifen mag, der besucht am besten „das Viertel“. Gemeint ist damit das Nauwieser Viertel, das sich sogar weit über die Stadtgrenzen einen Namen als das „kulturelle Herz“ Saarbrückens gemacht hat. Noch sind nicht alle Altbauten saniert, zudem versprüht das etwas abgerockte Künstlerviertel noch echten shabby-chic Charme.

Französischer Einfluss: Sterneküche im Saarland

Im Saarland verschmelzen deutsche wie französische Einflüsse. Kein Wunder: Schließlich gehörte das Bundesland im Laufe der Jahrhunderte beiden Ländern an. Viele Ausdrücke entstammen dem Französischen, beispielsweise nennt man in der saarländischen Mundart einen Regenschirm „parapli“, der Kopf wird in Anlehnung an den französischen „tête“ im Saarland „Däätz“ genannt. Auch viele Städtenamen zeigen die Nähe zu Frankreich. 

Selbstverständlich ist auch in der Kulinarik der französische Einfluss deutlich sichtbar, besonders in der Gourmet-Küche. So gibt es eine erstaunliche Dichte an Sterneköchen in Deutschland. Wir empfehlen: das Restaurant Esplanade in Saarbücken. Hier werden feinste Austern, köstliches Côte du Boeuf und fruchtiges Quarksoufflé serviert. Die exzellenten Plats du jour zum Mittag haben sich ebenfalls einen Namen gemacht. Das Esplanade aber lädt nicht nur zum Speisen ein. Seit 2023 hat außerdem das Vier-Sterne-Hotel seine Pforten geöffnet. 16 exklusive und liebevoll eingerichtete Zimmer empfangen dort nun ihre Besucher.

Runde Sache: die Saarschleife 

Es ist das wohl bekannteste Foto aus dem Saarland: Bei Mettlach macht die Saar eine komplette Kehrtwende, dichter Wald ragt an den steilen Ufern empor. Am Mittelpunkt der Saarschleife lohnt eine tolle Aussichtsplattform. Über einen Baumwipfelpfad erreicht man den halbrunden Turm, der sich 42 Meter nach oben schlängelt. Der Blick über die Flussschleife und die umliegende Natur ist dabei zu jeder Jahreszeit beeindruckend.

Auf den Spuren des Bergbaus in Saarlouis

Das Saarland ist Industrie- und ehemaliges Bergbauland. 2012 wurde die letzte saarländische Grube geschlossen, doch auch heute noch zeugen Spuren, Zeugnisse und Erzählungen von der Wichtigkeit des Steinkohle-Abbaus im Saarland. In Saarlouis erinnert ein besonders schickes Denkmal an diese Zeit: Auf einer ehemaligen Halde des Bergwerks Saar thront in etwa 150 Metern Höhe das Saarpolygon majestätisch über der Stadt. Der Aufstieg dauert ca. eine halbe Stunde. Nachts wird das Denkmal beleuchtet, der Stahlbau ist als Aussichtsplattform zudem begehbar.  

Baumwerk Saarpolygon in Saarlouis
Johannes Ruße

Klar, auch eine passende Unterkunft darf nicht fehlen. Das La Maison in Saarlouis haben wir uns hier genauer angeschaut.

Die Toskana des Saarlandes: Wandern im Bliesgau

Ganz im Süden des kleinen Bundeslandes schmiegt sich die hügelige Landschaft des Bliesgau bis weit nach Frankreich. Von der Unesco wurden große Teile zum Biosphärenreservat erklärt. Die Natur ist geprägt von ausladenden Streuobstwiesen, Buchenwäldern und weite Auenlandschaften, die nicht selten an ferne Länder erinnern. Flora und Fauna präsentiert sich hier in enormer Vielfalt, so wachsen unzählige Orchideen-Arten auf bunten Wiesen, Wildpferde und Wasserbüffel sind hier beheimatet, genau wie der bunte Eisvogel und viele weitere Vogelarten – um nur wenige der heimischen Tiere und Pflanzen im Bliesgau zu nennen. Am besten erkundet man die Landschaft zu Fuß auf einem der tollen Wanderwegen. Und ihr solltet unbedingt einen kurzen Stopp beim 4.000 Jahre alten Menhir Gollenstein bei Blieskastel einlegen! 

Entspannen am Bostalsee: die Seezeitlodge

Seit seiner Eröffnung 2017 hat sich die Seezeitlodge am Bostalsee schnell zu einem Lieblingsplatz der Einheimischen wie Besuchern im Saarland gemausert. Die Wellness-Oase bietet auf 2.700 Quadratmetern alles, was das Spa-Herz höherschlagen lässt: ein keltisches Außensaunadorf, fünf verschiedene Themensaunen sowie Dampfbäder im Innenbereich, Outdoor-Infinitypool und vieles mehr. Im hauseigenen Restaurant Lumi wird regionale Bio-Gourmet-Küche serviert. Und das alles mit einem tollen Panoramablick über den See. Tipp: Der Spa ist übrigens auch für Tagesgäste geöffnet.

Bummeln in schönen Altstädten: Sankt Wendel und Ottweiler 

Wunderschöne, romantische Altstädte laden im Saarland zum Bummeln ein. Sankt Wendel mit seinem von Fachwerkhäusern gesäumten Marktplatz ist sicher eines der schönsten Städtchen. Abends füllen sich die umliegenden Cafés und Restaurants und versprühen puren Urlaubsflair. Unser Tipp: das Bruder Jakobs. Ob ein herzhaftes Frühstück oder leckere Burger am Abend, hier wird jeder fündig (Reservierung empfohlen). 

Fachwerkhäuser am Marktplatz in Sankt Wendel
travelview/ Shutterstock.com

Ebenfalls Sankt Wendel könnt ihr tief in die Vergangenheit tauchen. Hier nämlich ist mit dem Ringwall von Otzenhausen eine echte keltische Befestigungsanlage erhalten, die wohl im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurde.

Auch Ottweiler lohnt einen Besuch. Rund um den schönen Marktplatz, im Schatten des rustikalen Glockenturms der historischen Kirche, säumen zum Beispiel hübsche Cafés das Kopfsteinpflaster. Kleine Boutiquen und Lädchen verführen zum ausgiebigen Shoppen, allen voran Greta Modezimmer und das zugehörige Greta und Rosa mit liebevoll ausgewählten skandinavischen Mode-Schmuckstücken. Sowohl in Ottweiler als auch in Sankt Wendel lohnt der schöne Weihnachtsmarkt in der Altstadt.

Hammerhart: Musik und Kunst in der Völklinger Hütte

Die Völklinger Hütte war einst eines der wichtigsten Eisenwerke des Landes. Heute ist es ein Ort für moderne Kunst, Konzerte und beeindruckende Industriekultur. Seit 1994 zählen Teile des 1986 stillgelegten Werkes zum Weltkulturerbe der Unesco. Aber das gesamte Areal ist beeindruckend – zeitweise waren in den 50er-Jahren 17.000 Mitarbeiter auf dem Gelände angestellt. Neben spannenden Ausstellungen beheimatete die Völklinger Hütte seit 2012 das Musikfestival „electro magnetic“. Besonders Streetart-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Neben eindrucksvollen Ausstellungen findet hier auch jährlich ein Streetart-Festival statt. Man sollte mindestens drei Stunden einplanen, wenn nicht mehr. Das Gelände der Völklinger Hütte ist riesig.

Aktuell läuft in der Völklinger Hütte die Ausstellung „Der Deutsche Film“, noch bis zum 18. August 2024. Vom 28. April bis zum 10. November findet in dem Baudenkmal außerdem die 7. Urban Art Biennale statt und vom 1. Juni bis zum 1. September dreht sich in der Ausstellung „Man and Mining“ alles um den Menschen im Bergbau.

Himmlisch kunstvoll: die Abtei Tholey

Im nördlichen Saarland liegt das beschauliche Örtchen Tholey, und inmitten dessen sticht die historische Benediktinerabtei Tholey heraus – eines der ältesten Klöster Deutschlands. Das wäre für sich genommen schon ein Grund, der Gemeinde einen Besuch abzustatten, doch es kommt noch dicker. Denn seit 2021 zieren drei von Gerhard Richter entworfene Buntfenster den Chor der Abteikirche. Die haben sich als regelrechter Besuchermagnet entpuppt, und das völlig zu Recht. Je nach Tages- und Jahreszeit zaubern die drei Glaswunder immer andere, faszinierende Formen und Farben in den sakralen Raum. Einfach sitzen und genießen.

Ein Denkmal für die Poesie: Das Wortsegel bei Sotzweiler

Das Saarland hat ein Faible für schöne Denkmäler auf seinen grünen Hügeln. Bei Sotzweiler steht ein besonders schönes: das Wortsegel. Der Bildhauer und Künstler Heinrich Popp schenkte seiner Heimatgemeinde dieses Denkmal für die Poesie. Auf einem offenen Feld nahe der Stadt Sotzweiler erstrahlt die Stahlplastik auf einer knapp 340 Meter hohen Anhöhe und ist von überall gut sichtbar. Besonders zum Sonnenuntergang lohnt sich ein Spaziergang hierher, ein 13 Kilometer langer Wanderweg führt einmal um den Hügel herum.

Wortsegel Statue in Landschaft
Niels Meiser

Die Höhlen von Homburg

Der Schlossberg von Homburg ist durchlöchert. Das entdeckten spielende Kinder bereits in den 1930er Jahren zufällig. Doch Europas größten Buntsandsteinhöhlen sind tatsächlich menschengemacht (und somit korrekterweise ein Bergwerk), denn man trug hier im 17. Jahrhundert Sand ab, den man für die Herstellung von Glas oder Eisenguss benötigte. Nach ihrer Wiederentdeckung nutzte man die Höhlen zum Schutz vor Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg, in den 1950er-Jahren ergänzte die Regierung sogar einen ganzen Bunker. Heute sind die restaurierten Höhlen ein Besuchererlebnis, denn die Gänge und gigantischen Hallen scheinen gar nicht enden zu wollen!