München hat im Bereich Kunst schon einiges gesehen. Doch jetzt zog just ein Künstler in die Kunsthalle ein, der nicht mit Pinsel und Leinwand arbeitet, sondern mit Algorithmen, Robotern und künstlicher Intelligenz. „Digital by Nature“ ist die bislang größte Einzelausstellung von Miguel Chevalier in Europa und ein Erlebnis, das irgendwo zwischen Disco, Naturkunde und Kunstgeschichte oszilliert.
Wer ist Miguel Chevalier?
Der in Mexiko geborene Franzose gilt als Pionier der digitalen Kunst. Seit den 1980er-Jahren nutzt er den Computer als kreatives Werkzeug und ließ sich schon früh von Klassikern wie Velázquez, Rivera oder Monet inspirieren. Statt Farben auf Leinwand zu bringen, arbeitet er mit Algorithmen, Sensoren und Projektionen. Für Chevalier ist der Computer kein kaltes Werkzeug, sondern ein kreativer Partner, der neue Bildwelten ermöglicht. Heute wird er von einem Team aus Technikern, Grafikern und Musikern begleitet, das seine Visionen in großformatige, immersive Erlebnisse übersetzt.
Kunst, die auf Bewegungen reagiert
Über 120 Werke verwandeln die Räume in eine Spielwiese des Digitalen. Skulpturen aus dem 3D-Drucker stehen neben robotisch gezeichneten Liniengebilden, Videos tanzen über die Wände, und ganze Räume beginnen zu atmen, sobald Besucher durch sie hindurchgehen. Chevaliers Markenzeichen: generative Installationen, die niemals gleich aussehen, weil sie sich in Echtzeit mit den Bewegungen des Publikums verändern. Kurz: Wer hier stillsteht, verpasst die halbe Show.

Blumen, die nie welken
Ein Höhepunkt ist „In Vitro Pixel Flowers„. Erwachsene wie Kinder erschaffen virtuelle Blumen, die anschließend im digitalen Gewächshaus aufblühen. Sie sind mal bunt, mal schräg, immer überraschend. Es ist die vielleicht pflegeleichteste Botanik Münchens: kein Gießen, kein Jäten, nur Staunen und Fotografieren. Wer ein Herz für Instagram hat, wird dieses digitale Beet ohnehin nicht links liegen lassen.
Ein Erlebnis für viele Sinne
Die Kunsthalle hat ihre Räume in ein digitales Wunderland verwandelt. Dunkelheit, sphärische Sounds, flackernde Farben: Alles spielt zusammen, um ein multisensorisches Erlebnis zu erzeugen. Dass dabei auch Kinder wie Erwachsene gleichermaßen ins Staunen geraten, überrascht kaum. Zwischen fluoreszierenden Formen und algorithmischem Flimmern wird die Grenze zwischen Natur und Künstlichkeit, Realität und Virtualität aufgehoben – und das Münchner Publikum steht Schlange, um mittendrin zu sein.

Praktische Tipps
Die Ausstellung läuft bis zum 1. März 2026. Ergänzt wird sie durch naturhistorische Objekte wie Kristalle oder Unterwasserfotografien, die das Spannungsfeld von Natur und Digitalem noch greifbarer machen. Außerdem gibt es eine kostenlose Audio-Tour auf Deutsch und Englisch, die sich sowohl von Zuhause als auch in der Ausstellung per Smartphone abrufen lässt. Tipp: Kopfhörer mitbringen, sonst bleibt die Reise durch den digitalen Dschungel etwas still.
Ort: Kunsthalle München (👉 Hier geht’s zur Website)
Dauer: 12.9.2025 – 1.3.2026