Über den Nahverkehr lässt es sich ja leicht schimpfen. Aber wie sehen eigentlich die Ursprünge von Bus und Bahn in Deutschland aus? Dazu hat Redakteur Konrad sich die Anfänge des Nahverkehrs in Berlin mal genauer angesehen.
An dieser Stelle habe ich mich ja nun schon des Öfteren über die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ausgelassen. Und auch wenn es dazu allen Grund gibt, bin ich doch vorrangig eins: enttäuschter Fan. Gehört doch das Konzept ÖPNV, ohne dass ich übertreiben möchte, zu den großen gesellschaftlichen Errungenschaften der Moderne.
Denn zwischen all dem Ärger über Verspätungen und Ausfälle, zu heiße oder wahlweise zu kalte Waggons oder andere Fahrgäste, denen das Konzept „Personal Space“ offenkundig völlig fremd ist, gerät schnell aus den Augen, was die Öffis so erstrebenswert macht: die Möglichkeit, zu einem erschwinglichen Preis ohne eigenen fahrbaren Untersatz von A nach B zu kommen.
Ein neues Geschäftsmodell
Vor gut 200 Jahren, im frühen 19. Jahrhundert, gestaltete sich die Fortbewegung noch deutlich schwieriger, auch in großen Städten. Wer es sich leisten konnte, fuhr mit gemieteten Droschken durch die Stadt oder unterhielt gleich eine eigene Kutsche. Doch für die weniger gut betuchte Bevölkerung blieb meist nur der Weg zu Fuß – ob nun zur Arbeit, in die Kirche oder in die Kneipe.

Mit viel Geschäftssinn und einem guten Schub „Technologieoffenheit“ stieß der preußische Hofrat Simon Kremser 1825 in diese Lücke. Ausgestattet mit einem königlichen „Privileg zur Fuhrunternehmerexistenz“ eröffnete der findige Unternehmer eine Pferdeomnibuslinie. Die erste ihrer Art im heutigen Deutschland. Fortan konnte jedermann und jedefrau vom Brandenburger Tor bis ins damals noch nicht eingemeindete Charlottenburg fahren und wieder zurück.
Unterwegs mit dem Kremser
Feste Fahrpläne und Linien, einheitliche Fahrpreise und sogar uniformiertes Personal – Simon Kremser setzte mit seiner Pferdeomnibuslinie Standards, an denen noch heute mancher Betrieb scheitert. Vor allem aber sorgte er für eine Demokratisierung der Fortbewegung, die schon am Namen ersichtlich wird. Denn „omnibus“ heißt nichts anderes als „für alle“. (Und damit hat sich das Latinum doch schon gelohnt!)
Der Erfolg gab Kremser recht, es folgten weitere Linien, beispielsweise nach Pankow. Vor allem die Möglichkeit, schnell und unkompliziert einen Ausflug ins Grüne unternehmen zu können, wurde von der Berliner Arbeiterschaft dankbar aufgenommen und machte Schule. Und auch ich nehme mir vor, bei allen Widrigkeiten etwas dankbarer für den ÖPNV zu sein. Es ist der einzige, den wir haben.
Die Geschichte (nicht nur) des Berliner Straßenverkehrs und des ÖPNV lässt sich ausführlich im Deutschen Technikmuseum in Kreuzberg nachvollziehen (👉 Hier geht’s zur Website). Die BVG betreibt ein eigenes U-Bahn-Museum am Olympiastadion (geöffnet am 2. Samstag jedes Monats).