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Vitrinie in einer Ausstellung. Im Fokus steht eine stilisierte, hölzerne Statue eines Menschen, in die zahllose Klingen, Beile und andere Metallstücke eingelassen sind. Rechts davon hängt ein verziertes Tierhorn von der Decke, an der Wand dahinter hängt ein Amulett mit einen spitzen Tierzahn.
Die Kraftfigur Nkisi Nkonde aus Angola | Foto: Übersee-Museum Bremen / Volker Beinhorn

Eine neue Ausstellung in Bremen macht Magie lebendig

Wer glaubt denn noch an Zauberei? Gar nicht mal so wenige. Eine neue Ausstellung in Bremen zeigt, dass die Magie – oder der Glaube daran – den Menschen schon seit frühester Zeit begleitet. Was dich in der Ausstellung „Magie“ noch erwartet, erfährst du hier.

Auch wenn wir häufig glauben, in einer (mal mehr, mal weniger) fortschrittlichen, aufgeklärten und von vorne bis hinten durchtechnologisierten Welt zu leben – die Faszination für Magie und Zauberei ist dadurch nicht verschwunden. Ganz im Gegenteil, wie ein schneller Blick auf Bestsellerlisten und Kinoprogramme zeigt. Hexen, Zauberer und Fabelwesen allerorten, mal als Helden, mal als Bösewichte, mal als Love Interest, mal alles gleichzeitig.

Dass der Glaube an magische Begebenheiten den Menschen mehr oder weniger seit Beginn seiner Kultur begleitet, zeigt die neue Ausstellung „Magie“ im Übersee-Museum in Bremen. Auf ganz irdischen 800 Quadratmetern werden Besucherinnen und Besucher mithilfe von mehr als 400 Exponaten aus den Bereichen Naturwissenschaft, Ethnologie, Schauspiel, Archäologie und Kunst, aus Asien, Afrika und Europa, in die Welt der Magie entführt. Dabei geht es chronologisch Raum für Raum aus der Frühzeit bis in unsere Gegenwart.

Zauberei per Gesetz verboten

Schon beim Eintreten in die Ausstellung erwartet die Besucher eine Waldinszenierung. Das Rauschen des Windes fegt hörbar durch den Raum, genauso wie das durch Mark und Bein gehende Heulen eines Wolfsrudels. Den Raubtieren wurden in Europa schon früh magische Fähigkeiten zugesprochen und in manchen Gegenden war man der Meinung, Zauberer könnten sich sogar in Wölfe verwandeln. Hier liegt wohl der Ursprung des Werwolfs.

Eine etwa zwei Meter hohe, schwarze Säule mit eingravierter Keilschrift, angeleuchtet in einer Museumsvitrine. Auf dem obersten Abschnitt der Säule sind ein stehender und ein sitzender Mann zu erkennen. An der schwarzen Wand rechts hinter der Säule lautet eine Überschrift "Magie im alten Ägypten", darunter ein Infotext auf englisch und auf deutsch. Links von der Säule steht eine Frau in schwarzer Kleidung und schaut auf das Exponat.
Der „Codex Hammurabi“ | Foto: Übersee-Museum Bremen / Volker Beinhorn

Doch die Magie kann nicht nur in Tieren, sondern vor allem auch in Gegenständen wohnen. So entführt ein Abschnitt der Bremer Ausstellung wissbegierige Besucher weit vor unsere Zeit ins Alte Ägypten und nach Babylon. Ein eingravierter Text auf einer babylonischen Säule zeigt den „Codex Hammurabi“, eine der ältesten Gesetzessammlungen der Welt aus dem 2. Jahrtausend vor Christus. Dort ist explizit ein Gesetz vermerkt, das die Benutzung von Schadzaubern unter Strafe stellt. Magie war für die Menschen dieser Zeit also eine ganz wirkliche Fähigkeit – und Bedrohung. Eine ausgestellte Schminkpalette aus der Zeit um 3.600 vor Christus wiederum soll ihre Benutzer nicht nur optisch verändert haben, sondern auch gesundheitlich. In der Farbe wurden heilende Kräfte vermutet. Nicht wenige Exponate zeigen, wie sehr die Menschen sich magischen Schutz durch Artefakte versprochen haben. Ob durch immobile Stelen oder filigran ausgearbeitete Amulette, die den Träger vor Angriffen, Unglück oder Krankheiten schützen sollten.

Magie oder Illusion?

Viel von unserer heutigen europäischen Vorstellung von Magie stammt allerdings aus dem Mittelalter. Und auch das findet sich in der Ausstellung wieder. Eine Inszenierung zeigt eine Art Kräuterküche, mit einem Tisch voller Pilze und Alraunen, von der Decke hängenden getrockneten Pflanzen sowie einer Vitrine voller Steine und Kristalle. Alles scheint so, als würde jeden Moment eine böse Hexe oder wahlweise ein liebes Kräutermütterchen durch die Tür hereinkommen. Die Assoziationen, die wir noch heute haben, kommen nicht von ungefähr. Die tatsächlich vorhandenen medizinischen Wirkungen vieler Kräuter wurden im Mittelalter oft mit magischen Fähigkeiten gleichgesetzt.

Eine Nische in einer Ausstellung zeigt verschiedene Veranstaltungskünstler von Zauberkünstlern des frühen 20. Jahrhunderts, wie Alfred Uferini und Alois Kassner. Auf dem Boden vor den Plakaten sind unter anderem der Kasten aus dem Zaubertrick der zersägten Jungfrau und ein Seil zur Selbstentfesselung zu sehen. Im Vordergrund geht eine Frau von links nach rechts durchs Bild.
Foto: Übersee-Museum Bremen / Volker Beinhorn

Und auch die Moderne mit ihren Zauberkünstlern wie Jean-Eugène Robert-Houdin (Achtung: nicht zu verwechseln mit dem Entfesselungskünstler Harry Houdini) darf in einer Ausstellung über Magie natürlich nicht fehlen. Durch den geschickten Einsatz naturwissenschaftlicher Phänomene wie Elektrizität und Magnetismus, durch optische Täuschungen und clevere Inszenierungen schufen Houdin und andere Zauberkünstler seiner Zeit täuschend echte Illusionen, die manchen Betrachtern sicher wie echte Magie vorgekommen sein mögen. In der Ausstellung werden die Tricks erklärt und lassen sich auf frühen Videos, die bis in die 1920er-Jahre reichen, sogar als Bewegtbild sehen.

Die Ausstellung endet mit der Frage, wie wir heute zu Magie stehen. In einer Zeit, in der sich viele Menschen zunehmend mit alten Traditionen und Bräuchen auseinandersetzen und sich „moderne“ Hexenzirkel gründen – andererseits aber auch die Welt mehr und mehr entzaubert ist. Wie auch immer man dazu stehen mag, die Ausstellung „Magie“ im Übersee-Museum in Bremen ist ein idealer Ausgangspunkt für eine umfassende Beschäftigung mit dem Thema.

Was? Ausstellung „Magie“
Wann? 18.10.2025 – 07.04.2026
Wo? Übersee-Museum Bremen
Eintritt? 10 € (ermäßigt 5 €)
Website: www.uebersee-museum.de