Zugegeben ich kann mich nicht mehr so gut an die Zeichenserie erinnern. Ist lange her, dass Captain Future für mich und viele andere die einzige Hoffnung des Universums war. Etwa 35 Jahre nach meiner letzten TV-Folge habe ich nun sein Zuhause gefunden. Es steht in Köln, im Gerlings-Quartier und ist ein Hotel namens 25hours The Circle.
Ich bin auf Mission gewesen und werde deswegen nun quer durch mein Science-Fiction Vokabular gleiten. Ich bitte jetzt schon um Verzeihung, sollten diese Zeilen zu verspielt sein. Aber plötzlich in der Zukunft zu stehen und gleichzeitig auch in der Vergangenheit ist sehr inspirierend.
Meine Expedition führt mich fast in eine Raumstation. Würde sie Deep Space Fine heißen, würde es mich auch nicht wundern. Die Erwartung vor dem Hotelgebäude ist fast, dass entweder Data von der Enterprise-Brücke aus der Tür kommt oder aber durchtrainierte Astronauten in hautengen silbernen Anzügen inklusive Nasa-Emblem auf der Brust. Doch bevor meine Fantasie mit mir durchgeht, kurze Bestandsaufnahme meiner Koordinaten: Ich stehe im Gerlings-Viertel in Köln vor dem 25hours Hotel The Circle.
Ich betrete also mit meinem kleinen Rollkoffer die Lobby und bleibe staunend Stehen. Ist das eine riesige Turbine an der Decke?, frage ich mich, als ich die Rippendecke erblicke und während mich ein Roboter schamlos von der Seite anfährt. Mein schreckhaftes Ich hat bisher außerhalb des Bildschirm nie Kontakt zu den R2D2-Brüdern gehabt. Fast flüchte ich vor dem weißen fahrenden Ding an die Rezeption, wo ein sehr freundlicher Hipster-Klon auf mich wartet. Sollte das jetzt despektierlich klingen – Entschuldigung! – es ist mehr das Gefühl, dass der typische Mitarbeiter der Hotelkette entweder Vollbart, Mützen oder Tätowierungen tragen sollte. Am besten noch alle Komponenten miteinander vereint.
Retrofuturismus im 25hours The Circle
Damals bei Captain Future war noch alles anders, dachte ich mir, als ich an einem Astronauten vorbei (es handelt sich diesmal um eine unbewegliche Puppe) zum Fahrstuhl gleite.
Jedes Cyber-Herz scheint eben an diesem Fahrstuhl seine helle Freude zu haben. Ein Selfie im Aufzug des The Circle gehört zu einem Aufenthalt, wie das Augen schließen im Bettchen. Beste Reklame für ein Haus, das sehr wohl weiß, wie man die Social-Media-Strippen zieht. Denn: Alles ist fotogen.
Und das hört auch im Zimmer nicht auf, das eher eine Reise in die Vergangenheit ist und dabei dennoch ein Stück Weltall bleibt. Hängende Pflanzenampeln treffen auf Sterneteppich. Die Soundbox trifft auf Vintage-Telefon und der kleine Stoffrobotor in meinem Bett auf die kleinen dunkelgrüngrauen Fliesen im Bad. Das alte Sofa meiner Eltern hätte hier prima reingepasst. Das war auch oldschool und gleichzeitig spacig – und wie nennt es das 25hours? Retrofuturismus. Das passt.
Doch ich möchte jetzt dorthin, wo sich weitere Humanoiden befinden. Ins Restaurant Neni, wo die Aussicht auf den Kölner Dom noch herausragender ist, als in meinem Zimmer. Mittlerweile gehört Neni zu 25hours wie Raumschiffe ins All. Die Küche im Restaurant ist israelisch-fusion und so lecker, dass man am liebsten die gesamte Speisekarte bestellen mag. Und quer durchzuprobieren lohnt sich auf jeden Fall.
The Place to be in Köln
Doch Achtung, das Neni ist sowas wie die Warpkernspule beim Raumschiff. Es ist der geschäftliche Antrieb des Hotels für die Einheimischen. Wer etwas auf sich hält, der geht hierher, um ein Dinner zu genießen. Das kann leider bedeuten, dass es sehr voll und laut ist und das Essen lange dauert. Da braucht etwas mehr Geduld oder aber einen leckeren Gin Tonic zur Überbrückung der Bedürfnisse.
Apropos Gin – alles andere als ein Schwarzes Loch ist die Monkey Bar nebenan. Hier werden Cocktails gemischt und Drinks serviert. Die Stimmung ist locker und gelöst, wobei sich Hotelgäste und Kölner bunt mischen. Aber ich will mich lieber nochmal im legendären Shop umschauen, um festszustellen, dass der nostalgische Weltraumreisende von Vinyl hört und und gerne ein Buch liest. Schön.
Intergalaktisch gut
Im Café-Bereich wird der beste Kaffee der Stadt vom Café Hommage serviert inklusive Gebäck und Kuchen, der alles andere als Astronautenkost ist. Sehr wichtig ist das, denn die Lobby ist gleichzeitg auch ein Co-Working-Space. Hier sitzt, wer nicht alleine in seiner Kabine versauern möchte, und lieber vor Mitmenschen an seinem Soloprojekt werkelt.
Captain Future würde es hier gefallen. Es ähnelt hier meiner Vorstellung von seinem Raumschiff Comet. Und die Hipster die hier lässig arbeiten, haben auch alle das Herz am richtigen Fleck. Tolles Hotel, wirklich. Nicht nur für Weltraumskipper. Oder sollte ich sagen intergalaktisch gut?
Hotel
25hours Hotel The Circle
Im Klapperhof 22-24, 50670 Köln
https://www.25hours-hotels.com/hotels/koeln/the-circle
Ab 135 Euro im Doppelzimmer ohne Frühstück
Lage
Das Hotel liegt fußläufig zu den Shops in der Innenstadt sowie dem Belgischen Viertel, das für individuelle Läden, Restaurants und Bars steht.