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Zwei Männer in Tracht arbeiten an einem Holzfloß im Schwarzwald
TMBW/Andreas Weise

Wasser marsch! Sechs feuchtfröhliche Volksfeste in Baden-Württemberg

Ob Karneval, Schützenfest, Wiesn oder Hafengeburtstag – in Deutschland gibt es wohl mindestens so viele Volksfeste, wie es Städte und Gemeinden gibt. Im Ländle stehen einige ganz im Zeichen des Wassers. Fünf nasse Volksfeste in Baden-Württemberg haben wir euch herausgesucht.

Schwäbisch Haller Kuchen- und Brunnenfest | 17. bis 20. Mai 2024

Mit Kuchen und Brunnen hat diese Tradition in erster Linie nicht viel zu tun. Denn das Schwäbisch Haller Kuchen- und Brunnenfest hat seine Wurzeln in der salzigen Vergangenheit der Stadt. Bereits die Kelten gewannen dem Boden in der Region Salz ab, und im Mittelalter wurde der Abbau des „Weißen Goldes“ zur echten Handwerkskunst perfektioniert. Das war aber mit knochenharter Arbeit verbunden und um die Salzsieder bei Laune zu halten, wurde wohl dieses Fest ins Leben gerufen. Ablauf, Kleidung und Tanzformationen unterliegen – ist ja schließlich Tradition – strengen Vorgaben. Tradition ist übrigens auch, dass der Siederverein jedes Jahr ein Gesuch an den Bürgermeister stellt, das Fest überhaupt ausrichten zu dürfen. Bisher hat der diesem Ansinnen aber immer noch stattgegeben.

Auf dem Kuchen- und Brunnenfest Schwäbisch Hall werden einige Kanonen abgefeuert
Nico Kurth

Deutscher Mühlentag | 20. Mai 2024

Nicht nur im Ländle, sondern bundesweit drehen sich am Pfingstmontag historische Mühlenräder, dass einem ganz schwindelig wird. In der noch gar nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit war der Müllerberuf aus beinahe keinem Dorf und keiner Gemeinde wegzudenken, und in der örtlichen Mühle wurde das Korn für das Lebensmittel Nummer eins gemahlen, das gute alte Brot. Dieser bewegt-gedrehten Vergangenheit wird am Deutschen Mühlentag gedacht, viele historische Bauten sind an diesem Tag für die Allgemeinheit geöffnet. In der Region Stuttgart ist eine Wanderung durch das trefflich benannte Siebenmühlental quasi schon Pflicht, im Schwäbischen Wald hingegen lockt der Glemsmühlenweg, der auch gut mit dem Fahrrad zu bewältigen ist. Und in Oberschwaben könnt ihr an einer der mehr als 100 Stationen der Mühlenstraße Halt machen.

Ein Mann bedient eine historische Mühle in Tannheim
Mühlenstraße Oberschwaben/Gerd Graf

Tübinger Stocherkahnrennen | 30. Mai 2024

Nicht nur in Venedig wird gegondelt, nein, auch im schwäbischen Tübingen. Hier führen allerdings nicht die Gondoliere das Heft beziehungsweise das Ruder, sondern die Mitglieder der Tübinger Studentenverbindungen. Auf den flachbodigen Booten, Stocherkahn genannt, fahren die gemächlich über den romantischen Neckar, der mitten durch die Stadt fließt. Dabei gilt die Parole „Die Stange bleibt am Mann“, denn sonst geht man als professioneller Stocherer schnell mit von Bord. Besonders voll wird es auf dem Neckar zu Fronleichnam, wenn das alljährliche Stocherkahnrennen um die Neckarinsel steigt. Den Gewinnern winkt dabei neben Ruhm und Ehr reichlich Bier, die Verlierer hingegen dürfen sich mit einem halben Liter Lebertran vergnügen. Wohl bekomm’s!

Zwei Teams kämpfen beim Tübinger Stocherkahnrennen auf dem Neckar gegeneinander, ein beliebtes Volksfest in Baden-Württemberg
Verkehrsverein Tübingen/Barbara Honner

Ulmer Schwörmontag | 22. Juli 2024

Eine ganze Stadt geht baden. Und zwar mit Absicht. Einmal im Jahr, am vorletzten Montag im Juli, steigt in der Donau-Doppelstadt Ulm und Neu-Ulm ein Großteil der Bevölkerung in die Donau. Dann nämlich – immer zeitgleich mit dem Stadtfeiertag „Schwörmontag“ – begehen die Städte das traditionelle „Nabada“. Auf Hochdeutsch „hinabbaden“. Ganze Heerscharen aus Schlauchbooten, Flößen und den sogenannten Ulmer Schachteln – regionaltypische Flachboote – stechen flussaufwärts in See und lassen sich gemütlich die Donau hinabtreiben. Wer ein ganz besonderes Spektakel erleben will, merkt sich auch schon mal den Termin für 2025 (21. Juli) vor. Alle vier Jahre kommt es nämlich zum „Fischerstechen“. Dabei fahren mehrere Boote gewissermaßen gegeneinander ins Turnier, auf jedem Boot steht ein Stecher mit ledergepolstertem Speer. Aufgabe: Die anderen Stecher ins Wasser stoßen. Wer zuletzt stehen bleibt, gewinnt.

Die Donau bei Ulm ist über und über mit Schlauchbotten und anderen schwimmbaren Untersätzen gefüllt
Johannes Glöggler

Schwarzwälder Flößerei | Sommer

Jahrhundertelang hat der Schwarzwald von der Holzwirtschaft gelebt. Die kräftigen Stämme aus den Tiefen, oder besser gesagt Höhen, des Mittelgebirges wurden über die kleineren Flüsse bis in den Rhein und von dort bis an die Nordseemündung verfrachtet, wo aus ihnen prächtige Schiffe gebaut wurden. Das Besondere: Die Stämme wurden zu riesigen Flößen zusammengebunden und von mutigen Flößern die ganze Strecke gefahren. Um dieser Tradition zu gedenken, finden jeden Sommer an vielen Orten im Schwarzwald Flößerfeste statt, auf denen die Flößerzünfte ihr Können unter Beweis stellen. Zum Beispiel in der Monhardter Wasserstube in Altensteig.

Eine Gruppe Menschen rudert auf einem mehrteiligen Holzfloß
TMBW/Weise

Allenbacher Seeprozession | 7. Juli 2024

Es gibt Volksfeste und -ereignisse, die entstehen schlicht und einfach aus der Notwendigkeit. So auch die Allenbacher Seeprozession. Die kleine Gemeinde am Ufer des Bodensees gehörte im Mittelalter zum Kloster Reichenau. Das aber liegt auf der Insel Reichenau. Obwohl die braven Allenbacher ab 1300 eine eigene Dorfkirche hatten – ab 1486 sogar Pfarrkirche –, mussten sie für hohe Feiertage zum Kloster übersetzen, um den Gottesdienst in der dortigen Kirche St. Peter und Paul zu besuchen. Der Brauch brach im 19. Jahrhundert ab, wurde 1974 aber wiederbelebt. Einmal im Jahr, am ersten Sonntag im Juli, begeht die Gemeinde nun eine Reliquienprozession mit reich geschmückten Booten, zur Verehrung einer Heiligblutreliquie.