Worttempel, Leseschiffe, Wissenspaläste, Buchaufbewahrungsorte – Bibliotheken lassen die Herzen von Bücherfreunden stets höher schlagen. funkyGERMANY stellt die schönsten Bibliotheken in Deutschland vor, die nicht nur Stauraum für literarische Kostbarkeiten sind, sondern auch bildschöne Hingucker.
Stadtbibliothek Stuttgart
Die 2011 eröffnete Stuttgarter Stadtbibliothek fällt architektonisch aus der Reihe, denn anstelle prunkvoller Verzierungen und historischer Gemälde besticht kühle, moderne Eleganz. Verantwortlich dafür ist der koreanische Architekt Eun Young Yi, der mit dieser strukturierten, pyramidenähnlichen Gestaltung für eine offene und helle Raumatmosphäre sorgt. Und auch die Wissenswerke sind zukunftsorientiert. Mehr als 1,1 Millionen Medien können entliehen werden, darunter Software-Pakete, Bilder und Grafiken. Und wer zum Ausleihen zu spät kommt… kein Problem. Durch ein installiertes Automatensystem können Bücherwürmer die Werke auch außerhalb der Bibliotheks-Öffnungszeiten abholen.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar
Über drei Geschosse erstreckt sich der prunkvolle, ovale Rokokosaal, das architektonische Herzstück der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in der Kulturstadt Weimar. Auf halbem Wege zwischen Erfurt und Jena lenkt dieser Wissenstempel mit seiner Schönheit fast von den rund 40.000 Büchern ab, die hier zum Ausleihen bereitstehen. 1691 gegründet, stand die Büchersammlung mit Werken vom 9. bis hin zum 21. Jahrhundert von 1797 bis 1832 unter 35-jähriger Leitung durch den berühmten Schriftsteller und Weimarer Bürger Johann Wolfgang von Goethe.
Seit 1998 gehört die Herzogin Anna Amalia Bibliothek als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum Unesco-Welterbe. Das wichtigste Werk ist eine Ausgabe der ersten gedruckten Lutherbibeln aus dem Jahr 1534.
Stiftsbibliothek Waldsassen
An der Grenze zu Tschechien liegt die Stiftsbibliothek Waldsassen im Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth. Sie gehört zu den wichtigsten kunsthistorischen Bibliotheken Süddeutschlands. Zwar hatte man schon 1433 mit dem Bau begonnen. Der Bibliothekssaal allerdings erhielt erst zwischen 1724 und 1726, die noch heute die Besucher begeistert. Lebensgroße geschnitzte Holzfiguren des Bildhauers Karl Stilp scheinen all das Wissen auf ihren Schultern zu tragen, immerhin stehen hier gut 2.000 theologische Schriften, die sich auf zwei Stockwerke verteilen.
Ein weiteres Highlight neben hölzernen Wissensträgern sind die Deckengemälde von Karl Hofreiter und auch die verspielten Stuckverzierungen, die durch den italienischen Stuckateur Jacopo Appiani zwischen 1724 und 1726 entstanden.
Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften Görlitz
Östlich von Dresden, an der Grenze zu Polen, liegt Görlitz. Die Stadt ist dank ihrer über 4.000 Kultur- und Baudenkmäler häufig Kulisse großer Kinofilme – Spitzname Görliwood. Aber Görlitz ist nicht nur äußerlich fotogen, die sächsische Stadt hat auch innere Werte und die finden sich in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, die als wichtigste Regionalbibliothek zwischen der sächsischen Landeshauptstadt und Breslau in Polen gilt.
Das architektonische Highlight ist der Bibliothekssaal, der aufgrund seiner schlichten Eleganz zu den schönsten Bibliotheksräumen des frühen Klassizismus zählt. Über 150.000 Bücher, von denen rund 65.000 aus den Jahren vor 1900 stammen, sind hier zu finden. Der älteste Band stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist ein handschriftlicher Kodex des römischen Geschichtsschreibers Sallust. Auch Flugschriften aus der Zeit der Reformation oder Atlanten des Kartografen Gerhard Mercator aus dem Jahr 1571 zählen zur Sammlung.
Jesuitenbibliothek Maria Laach
Sie ist eine der größten Privatbibliotheken Deutschlands, die Jesuitenbibliothek Maria Laach im rheinland-pfälzischen Glees. Rund eine halbe Autostunde von Koblenz entfernt, findet man hier in etwa 260.000 Bände, wovon rund 9.000 Titel vor dem Jahr 1800 gedruckt wurden.
Architektonisch fallen insbesondere die gusseisernen Treppen- und Brückenkonstruktionen ins Auge, die um 1865 entstanden. Nach Ansicht der Landesdenkmalpflege gehört die Jesuitenbibliothek aufgrund dessen zu den bemerkenswertesten und besterhaltenen Bibliotheksbauten des 19. Jahrhunderts. Wer der Privatbibliothek einen Besuch abstatten möchte, kann an einer der Führungen teilnehmen.
Bibliothek Kloster Schussenried
Als spektakulärster Teil des Klosters Schussenried im oberschwäbischen Landkreis Biberach gilt der prunkvolle Bibliothekssaal. Er gehört definitiv zu den schönsten Bibliotheken in Deutschland. Auf zwei Stockwerken werden die Bücher in Seitenschränken aufbewahrt. In den unteren Türen der Bücherschränke befanden sich übrigens früher ausklappbare Lesepulte. Das Deckenfresko aus dem Jahr 1757 von Franz Georg Hermann stellt die Themen Weisheit und Wissenschaft in 14 Bildbereichen dar. Skulpturen des Bildhauers Fidelis Sporer, die um 1766 vollendet wurden, ziehen Besucherinnen und Besucher in ihren Bann.
Seit 1844 dient die Bibliothek der evangelischen Gemeinde nicht nur als Worttempel sondern auch als Kirche. Zu diesem Zweck wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Orgel in die Räumlichkeiten gebaut.
Bibliothekssaal Kloster Wiblingen
Zwischen Stuttgart und München liegt das ehemalige Benediktinerkloster in Ulm-Wiblingen und beherbergt einen prachtvollen Rokokosaal aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der zweigeschossige und 23 Meter lange Büchersammelort wurde zwischen 1740 und 1750 von Abt Meinrad in Auftrag gegeben, das Deckenfresko stammt vom Maler Franz Martin Kuen aus dem Jahr 1744.
Um ein harmonisches Raumbild zu erzeugen, wurden sämtliche Buchrücken weiß gestrichen oder mit hellem Papier beklebt. Am Eingang der Bibliothek finden Besucher die Inschrift „alle Schätze der Weisheit und der Wissenschaft“ – ein Hinweis auf die ehemals umfassende Büchersammlung, die aus rund 15.000 Bänden bestand.
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum Berlin
Eine Bibliothek der Moderne befindet sich auch in der deutschen Bundeshauptstadt. 2009 eröffnete das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, das die Zentralbibliothek und den Computer- und Medienservice der Humboldt-Universität vereint. Der beeindruckende Lesesaal wurde vom Schweizer Architekten Max Dudler gestaltet. Der treppenförmige Raum erreicht eine Höhe von bis zu 20 Metern und misst in der Länge rund 70 Meter. Um die 2,5 Millionen Bücher befinden sich in diesem Bibliothekskomplex, davon können etwa zwei Millionen Exemplare ausgeliehen werden.
Juristische Bibliothek im Rathaus München
Die Juristische Bibliothek im Rathaus gilt als eine der schönsten Bibliotheken in Deutschland und erscheint wie aus einem Fantasyroman. Manch einer vergleicht sie auch gerne mit Hogwarts, der Zauberschule aus dem Harry-Potter-Universum. Neben schmiedeeisernen und vergoldeten Wendeltreppen imponiert die Bibliothek mit einer fast zehn Meter hohen Decke und umlaufenden Balustraden; die Ausstattung ist im Münchner Jugendstil gehalten. Das literarische Angebot umfasst mehr als 30.000 Bände, da dies allerdings die Kapazität des Raumes sprengt, wurde unter dem Rathausdach eine weitere Aufbewahrungsfläche geschaffen.
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