Ein gutes Immunsystem stand selten so sehr im Blickpunkt wie heute. Wer dieses auf natürliche Weise stärken möchte, könnte sich für Heilkräuter aus dem Thüringer Wald interessieren. Hier bemühen sich Fachleute schon seit Generation auf homöopathische Weise um die Gesundheit der Menschen.
Unter normalen Umständen haben Urlauber Gelegenheit, die kräuterbasierten Rezepte vor Ort zu testen. Auch können sie auf einem Rundwanderweg Bekanntschaft mit der Heilwirkung der Kräuter schließen. Während der Pandemie haben Interessenten nun immerhin Gelegenheit, an Online-Seminaren teilzunehmen. Auch können sie einige Mittelchen im Netz bestellen.

Egal ob bei Kopfschmerzen oder Halsweh, einem verdorbenen Magen oder Druck auf der Brust. Die sogenannten Kräuterfrauen und Buckelapotheker aus dem Thüringer Wald haben mit einiger Sicherheit ein heilsames Öl, eine lindernde Salbe oder eine wohltuende Tinktur im Sortiment. Schon seit Generationen behauptet sich hier das sogenannte Olitätenhandwerk, das sich mit dem gezielten Einsatz von Kräutern befasst. Die wertvollen Gewächse werden in der freien Natur geerntet, um sie anschließend zu wirksamen Substanzen zu verarbeiten. Nach der Anwendung können sie ihre Heilwirkung entfalten.
Thüringer Kräutergarten im Schwarzatal
Verantwortlich für diese Tradition sind die Buckelapotheker und Kräuterfrauen. Ihre Wirkungsstätte ist eine rund 240 Quadratkilometer große Waldregion im Thüringer Schiefergebirge, die als „Thüringer Kräutergarten“ gilt. Die Region befindet sich gut 50 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Erfurt in der Nähe von Ilmenau. Kenner bezeichnen sie auch als „Olitätenland“. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „Oleum“ ab und verweist auf die Öle, die aus Johanniskraut oder Spitzwegerich gewonnen werden. Aufgrund der geologischen und topografischen Bedingungen vor Ort können die Gewächse hier eine besondere Heilkraft entfalten.

Die lindernde Wirkung ist so stark, dass sich im Thüringer Wald vor rund 400 Jahren ein einzigartiges Gewerbe entwickelt hat: die Olitäten. Es geht zurück auf kräuterkundige Frauen, die es seinerzeit im Schwarzatal betrieben haben. Sie waren es, die wildwachsende Schätzchen von Bergwiesen aufgelesen und in Wäldern gesammelt haben. Anschließend haben die Buckelapotheker in ihren Waldlaboratorien daraus die kostbaren Olitäten hergestellt. Das fertige Produkt haben sie als Wanderapotheker mit einem hölzernen Gestell auf dem „Buckel“ (Rücken) in die Welt hinausgetragen.
Wiederbelebung einer Thüringer Tradition
Thüringer wie Katharina Eichhorn lassen die Tradition nun wiederaufleben. Die Geschäftsführerin von Fröbelstadt Marketing organisiert seit einiger Zeit einschlägige Kräuterseminare. Deren Teilnehmer können sich im Fröbelhaus, einem Museum mit Olitätenstube in Oberweißbach, über die Heilkraft der Gewächse informieren. Im kommenden Frühjahr sollen die Kurse wieder vor Ort stattfinden. Neben themenbezogenen Führungen durch die freie Natur gehören auch Seminare und Kochkurse dazu.

Seminare über Heilkräuter aus dem Thüringer Wald im Internet
Doch wer sein Immunsystem auf homöopathische Weise stärken möchte, muss nicht bis dahin warten. Das Fröbelhaus bietet Kräuterseminare erstmals auch online an – unter anderem zum Thema „Essbare Wildpflanzen“. Darüber hinaus können Kräuter-Fans Produkte wie Kräuterkissen und andere Spezialitäten im Webshop des Thüringer Walds bestellen. Auf diese Weise kommt auch während des Lockdowns ein Stück Thüringer Kräutertradition ins Haus.
Teilnehmer der Online-Seminare erhalten von Katharina Eichhorn und Gerd Eberhard, der die Tradition des Buckelapothekers aufrechterhält, gute Tipps, um gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

Fichtennadeln für die Füße
Zur Linderung von Kopfschmerzen etwa und einen guten Schlaf etwa empfehlen die Experten Johanniskraut. Dieses ist im „Oberweißbacher Kräuterkissen“ enthalten. Im Thüringer Wald ist es für seine wohltuende Wirkung bekannt, wobei wilder Thymian für gutes Durchatmen bürgen soll.

Gegen Halskratzen setzen haben die Thüringer einen Kräutertee auf Basis von Spitzwegerich ein. Im Falle einer Bronchitis setzt man auf die ätherischen Öle des Salbeigamanders, der an den Waldrändern im Schwarzatal wächst.
Und bei Magenschmerzen kommt mit der Brennnessel ein Allroundtalent zum Einsatz, das Stoffwechsel anregt und das Blut reinigt. Auch für die Folgen einer ausführlichen Wanderung übrigens haben die Heilpraktiker ein Mittel. Gegen schmerzende Füße hilft Fichtennadelöl, das antiseptische und reinigende Kräfte besitzt. Auch regt es die Durchblutung an. So können Wanderer auch im folgenden Tag wieder gestärkt in die Kräuter gehen.