Ein Haus am See? Dieses Ideal lebt in Deutschland nicht erst seit dem Hit von Peter Fox. Viel mehr haben die Menschen im Alpenraum schon vor mehr als 6.000 Jahren diese Siedlungsform zu schätzen gewusst. Am Bodensee zeugt ein Freilichtmuseum von der Geschichte der Pfahlbauten. Seit 2011 gehören diese in ihrer Gesamtheit zum Weltkulturerbe der Unesco.
Azurblaues Wasser, gepflegte Weinberge und ein Blick, der bei gutem Wetter bis zu den Schweizer Alpen reicht. Mit diesen Vorzügen gehört das Nordufer des Bodensees zu den schönsten Regionen Deutschlands. Das Leben gilt nach heutigen Maßstäben als angenehm, beschaulich und ruhig.

Doch die Rahmenbedingungen waren schon vor Tausenden von Jahren recht populär. Dies belegt ein Besuch in Unteruhldingen knapp 30 Kilometer westlich von Friedrichshafen. Hier ist das örtliche Pfahlbaumuseum einer Siedlungsform gewidmet, die bis zu 6.000 Jahre alt ist. Schon damals lebten rund um den Bodensee, aber auch in anderen Alpenregionen, Menschen in Pfahlbauten hoch über dem Wasser.
Die etwas fragil aussehenden Gebilde waren vom 5. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. weit verbreitet. Ausgrabungen aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert haben ergeben, dass die Menschen in der Stein- und Bronzezeit in Holzhäusern über dem Wasser gelebt haben. Sie wussten seinerzeit offenbar die Vorteile der Siedlungsform zu schätzen.
Reiche Jagdpfründe
Konkret hatten die Bewohner zunächst einmal einen sehr leichten Zugang zum Wasser. So konnten sie die Nahrungssuche quasi vor der Haustüre sichern. Bis heute ist der Bodensee schließlich für seine reichen Fischpfründe bekannt. In den Restaurants kommen Zander und Felchen in allen Variationen auf den Tisch.

Davon abgesehen, begünstigte die Lage am See den Transport von Waren. Außerdem war der Austausch mit Zeitgenossen ein Leichtes, die an der 273 Kilometer langen Küste des drittgrößten europäischen Sees lebten. Die Hochlage auf den Pfählen bot dabei Schutz vor möglichem Hochwasser. Holzstege ermöglichten den Gang zu Nachbarn und aufs Festland, ohne nasse Füße zu bekommen.
Feuchtigkeit und Frost
Die Bauform allerdings hatte auch einen erheblichen Nachteil. So nagten Feuchtigkeit und Frost beharrlich am Holz. Hierdurch hatten die Seedomizile der Stein- und Bronzezeit lediglich eine Haltbarkeit von ungefähr 15 Jahren. Danach musste das Haus am See aufs Neue gebaut werden.
Schon seit 1854 widmen sich Wissenschaftler der Erforschung der frühgeschichtlichen Bewohner der Bodenseeregion. Auch die Anwohner jedoch konnten sich der Faszination schon vor langer Zeit nicht entziehen. Daher beschlossen Politiker, Künstler und Handwerker schon 1922, gemeinsam ein Pfahlbaumuseum zu errichten.
Zu diesem Zwecke gründeten sie einen Verein, um das historische Erbe ihrer Vorfahren neues Leben einzuhauchen und es der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wegen seiner zentralen Lage fiel als Standort die Wahl auf das kleine Städtchen Unteruhldingen. In seiner heutigen Form umfasst das Pfahlbaumuseum 23 historische Bauten aus unterschiedlichen Epochen. Sie wurden allesamt auf Basis von Ausgrabungen rekonstruiert – inklusive der Verbindungswege.
Die zum Teil gut erhaltenen Originale wurden 2011 gemeinsam mit vergleichbaren Siedlungen in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen. Zu sehen freilich sind im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen nur detailgetreue Nachbauten.
Weitere Informationen über die Pfahlbauten am Bodensee und die Region
Pfahlbauten Unteruhldingen am Bodensee
Strandpromenade 6 | 88690 Uhldingen-Mühlhofen
Tel. 00 49 7556/92 89 00
www.pfahlbauten.de