Deutschlands Gärten und Parks gehören zu den unterschätzten Sehenswürdigkeiten des Landes. Dabei ist die Gartenbaukunst hier allgegenwärtig. Sie zeigt sich in Form barocker Schlossparks und Botanischer Gärten mit vielseitiger Vegetation. Hinzu kommen die Gelände von Bundesgartenschauen. Und es gibt sogar eine ganze Insel, die Blumen und anderen Gewächsen gewidmet ist.
Barocke Pracht: Der Schlossgarten Schwetzingen
Für viele Deutsche war Baden-Württemberg lange eine Art Durchfahrtsland auf dem Weg in den Süden. Das ändert sich rasant, seit immer mehr Deutsche Urlaub im eigenen Land machen. Die prächtigen Residenzschlösser erfreuen mit einigen der schönsten Parks Deutschlands.
In Schwetzingen etwa lockt ein Schlossgarten, der zu den schönsten des Landes gehört. Es war Kurfürst Carl Phillip, der das Residenzschloss erbauen ließ. Seinerzeit legte er viel Wert auf exotische Gewächse, was sich unter anderem in einer eleganten Orangerie äußerte. Die Anlage kombiniert die geometrischen Elemente des Barockgartens mit organischen Landschaften. Der Stil war zunächst französisch geprägt, ehe er hin zum Englischen Garten umschlug. So bleibt der Schlossgarten Schwetzingen eine Anlage, die nicht nur einen Zwischenstopp, sondern eine eigene Reise wert ist.
Moderne Leichtigkeit: Das Bundesgartenschaugelände Koblenz
Koblenz befindet sich in bevorzugter Lage am Zusammenfluss von Mosel und Rhein. Wer in der Stadt ist, blickt auf die steilen Hänge des Mittelrheintals. Trotzdem galt Koblenz als recht verschlafen, bis die Stadt 2011 die Bundesgartenschau ausgetragen hat. Seitdem ist Koblenz im wahrsten Sinne des Wortes aufgeblüht.
Nahe der trutzigen Festung Ehrenbreitbach entfaltet sich ein vielseitiger Park mit üppiger Vegetation. Zu den architektonischen Highlights gehört die Aussichtsplattform Rhein-Mosel-Blick. Von hier oben genießt du einen Ausblick auf die Landschaften von Rheinland-Pfalz das Deutsche Eck, wo die beiden Flüsse zusammenfinden. Kaum ein Besucher lässt sich außerdem die Seilbahn entgehen, die seit 2011 vom Gelände der Bundesgartenschau ans Rheinufer nahe der Innenstadt führt.
Botanische Vielseitigkeit: Die Flora Köln
Ganz anders gibt sich die Flora in Köln. Der Hortus Botanicus wurde 1864 im Norden der Stadt angelegt, nachdem der alte Botanische Garten dem Hauptbahnhof weichen musste. Entstanden ist ein Park von über elf Hektar Größe mit vielen auffälligen Elementen. Am Haupteingang fällt sowohl das geometrische Blumenbeet auf, in dessen Mitte ein Springbrunnen um Aufmerksamkeit buhlt. Dahinter steht mit der Flora ein Festsaal, der Gastgeber so manch rauschenden Balls gewesen ist.
Auch ein Gewächshaus, Europas nördlichste Palmenallee sowie mit Tulpen und anderen Blumen bestückte Beete sorgen für Glücksgefühle. Viele Kölner suchen den Botanischen Garten übrigens für einen Snack in der Gaststätte Dank Augusta auf, die mit leckeren Snacks und einem ungestörten Blick über den Park lockt.

Ein Eiland voller Blumen: Die Insel Mainau
Eine Insel wie ein einziger Botanischer Garten? Dies kann das im Bodensee gelegene Eiland Mainau für sich beanspruchen, die der Einfachheit halber auch als Blumeninsel bekannt ist. Dank des milden Klimas gedeihen hier allerlei Pflanzen, Blumen und Bäume, die du in Deutschlands Gärten sonst kaum findest. Auf der Insel Mainau kannst du in einem italienischen Rosengarten schwelgen, durch ein Arboretum flanieren oder einen Dahliengarten farbenfrohe Blumen bewundern. In einem Gewächshaus buhlen diverse Palmenarten um Aufmerksamkeit, in einem Ufergarten zeigt eine Blumenuhr die Zeit an, während eine historische Citrussammlung an eine Orangerie erinnert. Kurzum: Die Blumeninsel Mainau kann es mit jedem Schlossgarten aufnehmen.
Prachtpark ohne geometrische Zwänge: Die Wörlitzer Anlagen im Gartenreich Dessau-Wörlitz
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ein Landschaftspark im XL-Format. Die 142 Quadratkilometer große Kulturlandschaft gehört zu Sachsen-Anhalt und besitzt seit 2000 den Status des Weltkulturerbes. Sie schmiegt sich im Biosphärenreservat Mittelelbe an den Fluss an. Der Park wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jh. von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau ins Leben gerufen. Als Fürst der Aufklärung war dieser dem Barockgarten abgeneigt. Deshalb lehnt sich das Gartenreich eher an englische Vorbilder an. Allein durch seine schiere Größe genießt es eine Sonderstellung unter Deutschlands Gärten. Zum Park gehören diverse Schlösser, Kirchen und andere historische Bauten.

Am bekanntesten sind die Wörlitzer Anlagen, die zum überwiegenden Teil zwischen 1769 und 1773 entstanden sind. Für Deutschlands schönste Gärten war das Konzept der Aufklärung seinerzeit völlig neu. So begnügten sich die Wörlitzer Anlagen nicht mehr mit der Anmutung. Vielmehr sollten die Vegetation und andere gestalterische Elemente auch einen konkreten Nutzen besitzen. Im Mittelpunkt stand fortan der Mensch.