Der Fränkische Wasserradweg ist ein perfektes Revier für Radtouren. Die Route ist fast durchgehend flach und sie führt zum überwiegenden Teil an Seen, Flüssen und Kanälen vorbei. Mittelalterliche Städtchen wie Rothenburg ob der Tauber tragen weiter zur Attraktivität bei. Als wäre das nicht genug, ermöglicht der 2019 eröffnete Fränkische Wasserradweg bei der Streckenlänge Variationsmöglichkeiten, ohne vom Konzept des Rundkurses abzuweichen.
Familienfreundlicher Fernradweg
Wer Zeit mitbringt, kann in der südwestlich von Nürnberg gelegenen Region bis zu 460 Kilometer auf dem Fernradweg zurücklegen. Für die volle Distanz durch die landschaftlich und historisch gleichermaßen reizvolle Region empfehlen die örtlichen Tourismusverbände sieben Tage. Neben der großen aber sind aufgrund mehrerer Berührungspunkte auch drei kleinere Runden möglich. Deren Bewältigung dauert nur jeweils zwei bis drei Tage. Dabei variieren die Etappenlängen zwischen 50 und 70 Kilometern. Unterwegs gilt es lediglich 1943 Höhenmeter zu überwinden, wodurch die Strecke als familienfreundlich gelten darf.
Entspannung auf dem E-Bike
So genügt der Fränkische Wasserradweg durchaus dem Anspruch sportlich ambitionierter Fahrer gerecht, die lange Etappen bevorzugen. Doch auch Fans entspannt bemessener Tagesabschnitte kommen auf ihre Kosten. Unabhängig davon, ob man sich dem klassischen Genussradeln hingibt, oder ob man seine Kilometer lieber auf dem E-Bike absolviert, wartet nach den anstrengenden Stunden im Sattel zur Belohnung die fränkische Lebensfreude.
Künstliche Seenplatte
Wie der Name unmissverständlich zum Ausdruck bringt, ist Wasser die wichtigste Requisite des Radwegs. Fast 90 Prozent des Parcours verlaufen in weniger als einem Kilometer Distanz zu einem Gewässer. Dabei laden die Altmühl, kleinere Flüsse wie Rednitz und Thalach, der Main-Donau-Kanal und das Fränkische Seenland zu Sonnenbad, Lesepause oder zu einer Schwimmeinheit ein.
Entschleunigung pur
Merkwürdig mag allen Neulingen vorkommen, dass rundum die Seenplatte auffällig häufig über den »Landtagsbeschluss von 1970« gesprochen wird. Das hat einen einfachen Grund: In diesem Jahr wurde die Anlage der künstlichen Seenlandschaft verabschiedet, um fortan einen Ausgleich zwischen dem wasserreichen Süden Bayerns und dem deutlich trockeneren Norden zu ermöglichen. Die touristischen Qualitäten waren zunächst nur ein Nebenprodukt.
Zentrales Bauwerk ist eine Talsperre im heutigen Brombachsee. Das größte Gewässer der Region hat sich zu einem populären Freizeitgebiet entwickelt. Es wartet mit Badegelegenheit u.a. am Hopfenstrand, Wassersportanlagen wie dem Wakepark Brombachsee oder dem Abenteuerwald Enderndorf mit einer 560 Meter langen Zipline auf. Wer sich sportlich unterfordert fühlt, kann sich außerdem an einem hübschen Anstieg mit 50 Meter Höhenunterschied abarbeiten. Dieser führt zum Eingang des Abenteuerwaldes und zum hübsch gelegenen Campingplatz Brombachsee.
Historisches Rothenburg

In zwei Tagesetappen Entfernung markiert Rothenburg ob der Tauber den nordwestlichsten Punkt der Strecke. Das historische Städtchen mit seinen 11.000 Einwohnern hat es dank seines intakten mittelalterlichen Erscheinungsbildes zu einer Attraktion gebracht, für die Touristen eigens aus den USA, China oder den Emiraten anreisen.
Auch routinierte Reiseveteranen aus Europa aber können sich dem Zauber kaum entziehen: Der Marktplatz mit dem extravaganten Rathaus! Eine begehbare Stadtmauer mit entzückenden Türmchen! Verschlungene Gassen – und natürlich das berühmte Plönlein, ein fotogenes Ensemble aus Brunnen, Fachwerkhaus und Stadttor. Ein deutscher Weltstar im besten Sinne, der schon im Disney-Klassiker »Pinocchio« von 1940 einen Auftritt hatte. Bis in die Gegenwart wird er gerne als Kulisse für Filme oder Musikvideos verwendet.
Kulinarik
Rothenburg ist zugleich ein guter Anlaufpunkt für die Verkostung fränkischer Spezialitäten: Fränkische Rostbratwürstchen (im Lokal »Zur Höll«), Reh mit gehobelten Spätzle (im Hotelrestaurant »Glocke«) oder die weithin geschätzten Schneeballen, ein kugelrundes Gebäck mit Puderzucker (bei der Bäckerei Striffler). Nach einem Tag im Sattel aber sind die Getränke nicht weniger interessant. In Franken läuft dies – je nach Region – hauptsächlich auf Bier und Wein hinaus.
Tauberschwarz aus Weinfranken
Rothenburg und anderen im Norden und Westen gelegene Regionen des Fränkischen Wasserradwegs gehören zur Region Weinfranken. Hier gedeihen überwiegend schlanke Qualitätstropfen, die im charakteristischen Bocksbeutel gereicht werden: Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner aber auch der rote Spätburgunder. Zudem besitzt das Taubertal eine autochthone Rebsorte, die schon fast vergessen war: den Tauberschwarz, ein leicht trinkbarer Rotwein, der vorzugsweise gekühlt gereicht wird.
Craft Beer aus Bierfranken
Der Süden und Osten Frankens hingegen stehen ganz im Zeichen des Gerstensafts. Helles, Rotbier oder Weizen stammen dabei oft aus kleinen, unabhängigen Brauereien. Der Zeitgeist von heute würde die Produkte aus Bierfranken uneingeschränkt als »Craft Beer« definieren.

Etwas abseits der Strecke im Städtchen Titting liegt die Brauerei Gutmann, deren Weizenbier Kenner ins Schwärmen bringt. Ausgeschenkt wird es in den gemütlichen fränkischen Biergärten, wo neben dem grünen Ambiente auch die Preise erfreuen. Ein halber Liter fränkischen Bieres kostet vor Ort in Bierfranken meist weniger als drei Euro. Auch wer mal einen Hopfengarten sehen möchte, kommt auf seine Kosten. Das Städtchen Spalt (wo auch ein köstliches Bier gleichen Namens herkommt) liegt an einer der beiden Zwischenrouten.
Schlösser und Burgen
Neben den bereits bekannten Vorzügen weiß der Fränkische Wasserradweg auch durch sein historisches Erbe zu überzeugen. Entlang der Strecke liegen geschichtsträchtige Bauwerke wie Schloss Ratibor, Burg Colmberg oder Schloss Schillingsfürst. Genug, um einen tiefen Einblick in die Vergangenheit zu erhalten. Aber auch, um Neugier auf einen weiteren Trip nach Franken zu wecken.
Fränkischer Wasserradweg
Tourismusverband Fränkisches Seenland
Hafnermarkt 13
91710 Gunzenhausen
Tel. 09831 50 01 27
www.fraenkischer-wasserradweg.de
Der Fränkische Wasserradweg führt über 460 Kilometer durch das Fränkische Seenland. Radfahrer kommen unterwegs sowohl durch Teile von Weinfranken wie auch von Bierfranken. Übernachtet wird in familiengeführten Gasthöfen wie dem Hotel Glocke in Rothenburg ob der Tauber oder im Posthotel Arnold in Gunzenhausen.
Fahrradverleih
Auf der Webseite sind Fahrradverleihe verlinkt, auch sind dort die Ladestationen für E-Bikes verortet. Bei More 4 Fun in Gunzenhausen kostet ein Trekking-Bike mit 24 Gänge 80 Euro pro Woche, ein Pedelec kommt auf 105 Euro.
Pauschalangebote
Organisierte Reisen bietet das Unternehmen Heimatrausch an, wobei Gepäcktransport, Übernachtung und Kartenmaterial inklusive ist.