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Sängerin der Band Die Heiterkeit
Zoe Sanli

Pop, Poesie und Langsamkeit

Eine provokative Langsamkeit und der Verzicht auf vordergründige Emotionen sind in der Popmusik eher seltene Merkmale. Die Hamburger Band Die Heiterkeit aber hat die Kombination dieser beiden Stilmittel zum Konzept erhoben. Vier Alben sind seit ihrer Gründung im Jahre 2010 entstanden. Auf denen legt die Formation ein recht eigenwilliges Verständnis von Popmusik an den Tag. 

Portrait von Stella Sommer
Dennis Schönberg

Streng genommen ist Die Heiterkeit auch gar keine Band, denn die Mitglieder wechselten von Anfang an in rascher Abfolge. Inzwischen ist Songwriterin und Sängerin Stella Sommer das letzte verbliebene Mitglied. Das aber ändert wenig am Wert der Musik: Die Songs sind ebenso stoisch wie poetisch. Weil Stella Sommer ausschließlich auf Deutsch textet, wirken ihre Songs in einem immer gleichförmiger werdenden Geschäftsfeld noch einzigartiger. 

Dabei hat sie ihr Portfolio behutsam erweitert. Hat sie sich anfangs auf leise, leicht sperrige Lieder wie „Daddy’s Girl oder „Wohin gehst Du, Cary Grant beschränkt, befindet sich auf den beiden letzten Platten ein breiteres Spektrum. Neuerdings schreibt Frau Sommer auch entzückende pianobegleitete Miniature. Wie etwa „Ich sehe Dich am liebsten oder Hymnen wie „Im Zwiespalt, die in einer besseren – und vielleicht auch ein bisschen ernsteren – Welt veritable Hits wären. 

Auch, wenn die Songschreiberein ein nicht zu leugnendes Faible für die Wiederholungen einzelner Zeilen hat, gilt für alle Alben, dass sie sorgfältig getextet sind. Allein ein Titel wie „Jeder Tag ist wie ein kleines Jahrhundert zergeht jedem auf der Zunge, der die deutsche Sprache mag. Die schönste Zeile des Songs aber lautet:

Zeit ist nur ein Gummiband, dass man zwischen Menschen spannt.

Das Konzept wirkt zu keineswegs gekünstelt – und es funktioniert auch live überraschend gut. Zumal Stella Sommer sich bei Konzerten immer häufiger dazu verleiten lässt, ihrem oft bewusst sonoren Gesang ein breiteres Spektrum zu gestatten. Doch auch hierfür gilt: So sehr sich die Tonalität über die Jahre in kleinen Schritten verändert hat, so sehr ist die eigenwillige Attitüde der Heiterkeit geblieben.

Der Smiley mit gradem Mund, der schon auf dem Cover des ersten Albums zu sehen war, dient immer noch als Logo. Stella Sommer tritt weiterhin ausschließlich in Schwarz in Erscheinung. Wobei sie sich oft enigmatisch und manchmal gar ein wenig divenhaft gibt. So dürfte sie auch in Zukunft keine Gefahr laufen, in die Untiefen der Popmusik abzurutschen. 

Playlist mit unseren Lieblingssongs

Die Platten von Die Heiterkeit sind auf dem Label Buback Tonträger erschienen.