Am 5. Juli hat in Baden-Württemberg das BikiniARTMuseum (BAM) eröffnet. Es ist das weltweit erste Ausstellungshaus, das sich ausschließlich der Bademode widmet. Wie der Name bereits andeutet, geht es dabei vor allem um Bekleidung für das weibliche Geschlecht.
Standort ist die Kleinstadt Bad Rappenau vor den Toren von Heilbronn. Dort besitzt der Betreiber Alexander Ruscheinsky ein verkehrsgünstig gelegenes Grundstück an der A6, die Frankfurt mit Stuttgart verbindet.
Das Museum möchte einer Vielzahl von Ansprüchen gerecht werden. Im Vordergrund steht ein historischer Abriss über die Entwicklung der Bademode vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Rund 1200 Exponate aus drei Jahrhunderten sowie unterschiedlichen Ländern und Kulturen ermöglichen einen umfassenden Überblick.

Die Anfänge des Bikinis
Der historische Abriss beginnt mit den noch keuschen Bekleidungsstücken aus den Anfängen des öffentlichen Badens in der Zeit um 1870. Einen Meilenstein markiert das Jahr 1946, als der Franzose Louis Réard erstmalig einen knappen Zweiteiler vorstellt, dem heutige Modelle nachempfunden sind. Damit provoziert er einen weltweiten Skandal. Auch der Name leistet dazu seinen Beitrag. Dieser ist dem Bikini-Atoll entlehnt, das kurz zuvor noch Schauplatz von Atomwaffentests gewesen ist. Schon bald legt sich die anfängliche Aufregung. Seitdem gehört der Bikini in weiten Teilen der Welt an den Stränden zum Alltag – und bauchfreie Mode ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

Glanzstücke der Sammlung sind zwölf Original-Bikinis von Réard, was allein deshalb eine Besonderheit ist, als weltweit nur noch 16 dieser Stücke existieren. Auch Luxusmarken mit klangvollen Namen wie Dior und Chanel sowie Traditionsfirmen wie Naturana und Triumph sind gut vertreten.
Exklusive Kunstwerke im BikiniARTMuseum
Besondere Aufmerksamkeit dürfte daneben auch themenverwandten Kunstwerken zuteilwerden, die deutsche Berühmtheiten wie Otto Waalkes und Udo Lindenberg exklusiv für das Museum angefertigt haben. Auch internationale Künstler wie der Graffiti-Virtuose Jace aus La Réunion, der Spanier Sergi Cadenas sowie die New Yorker Comic-Zeichnerin und Illustratorin Saranovela sind mit eigenen publikumswirksamen Arbeiten vertreten.
Viel interessanter jedoch ist die Frage, wie das Ausstellungshaus einen drohenden Konflikt auflöst: So hat der Siegeszug des Bikinis die Frauen einerseits befreit und das Tragen von Korsetten oder schweren Textilien ein für alle Mal beendet. Gleichzeitig aber sind weibliche Körper seitdem allen Blicken ausgesetzt – mit Perfektionsanspruch an die Bikinifigur und anderen erheblichen Folgen. Das Museum verspricht diesbezüglich einen ausgesprochen feministischen Ansatz, ein Anspruch, an dem sich die Kuratoren messen lassen müssen.

So viel zu sehen
Was die Aufmerksamkeit für das Museum betrifft, scheint man derweil auf bewährte Mechanismen zu setzen: auf dem Dach des Hauses buhlt eine zehn Meter große Figur um das Auge des Betrachters. Sie ist weiblich und trägt offensichtlich einen Bikini. Unabhängig davon, ist das BAM ein weiteres Argument für einen Trip durch Baden-Württemberg. Ganz in der Nähe in Sinsheim befindet sich das Stadion von Fußball-Bundesligist TSG Hoffenheim, genug Stoff also für einen facettenreichen Familientag.
BikiniARTMuseum
Buchäckerring 42, 74906 Bad Rappenau
Tel. +49 7066 91 73 700, www.bikiniartmuseum.com
täglich 10 bis 20 Uhr, Eintritt 10,50/ 8 Euro